NASA stellt Space Launch System vor
von Stefan Deiters astronews.com
15. September 2011
Die amerikanische Weltraumbehörde NASA hat gestern einige
Details zu ihrem neuen Space Launch System genannten
Trägerraketen-System präsentiert, mit dem zukünftig Astronauten und Ausrüstung
in den Erdorbit und zu entfernteren Zielen gebracht werden sollen. Es basiert
teilweise auf Entwicklungen für das eingestellte Constellation-Programm.
Ein erster Flug ist für Ende 2017 geplant.
So könnte es einmal aussehen, wenn eine
Rakete des Space Launch Systems abhebt.
Bild: NASA
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Space Transportation System oder kurz "STS", das war die
offizielle Bezeichnung für die amerikanischen Space Shuttle. Das neue
"Flaggschiff" der NASA soll nun Space Launch System heißen, kurz "SLS".
Mit der Trägerrakete, deren Design die NASA gestern vorstellte, sollen sowohl
das Orion Multi-Purpose Crew Vehicle als auch Ausrüstung und
Experimente in den Erdorbit oder zu weiter entfernten Zielen gestartet werden.
Es wird, so die Pläne der NASA, zudem auch Transportaufgaben zur Internationalen
Raumstation ISS übernehmen können, falls internationale ISS-Partner oder
kommerzielle Anbieter ausfallen.
Das SLS ist damit eine reduzierte und modifizierte Variante des
Constellation-Programms zur Entwicklung eines Shuttle-Nachfolgers, das von
der Obama-Administration gestoppt wurde (astronews.com berichtete). Es dürfte
auch denjenigen entgegenkommen, die in letzter Zeit immer wieder kritisiert
hatten, dass sich die NASA beim Transport von Astronauten zur ISS allein auf
Russland verlässt. Hauptaufgabe der neuen Schwerlastrakete soll allerdings der
Start von Missionen zu entfernteren Zielen sein. So hatte Präsident Obama
gefordert, die von seinem Vorgänger propagierte Rückkehr zum Mond durch eine
ambitioniertere Mission zu einem bislang noch nicht besuchten Ziel zu ersetzen,
etwa eine Mission zu einem erdnahen Asteroiden.
"Dieses Trägerraketen-System wird gutbezahlte Arbeitsplätze in Amerika
schaffen, die führende Stellung der USA im Weltraum sichern und Millionen von
Menschen auf der ganzen Welt inspirieren", meinte NASA-Administrator Charles
Bolden. "Präsident Obama hat uns aufgefordert, mutig zu sein und großen Träumen
zu folgen und genau das tun wir bei der NASA. Ich war sehr stolz, ein Space
Shuttle fliegen zu können, doch die nächste Generation von Entdeckern kann nun
davon träumen, einmal auf dem Mars zu spazieren."
Die SLS-Trägerrakete basiert auf Technologien, die für das Space
Shuttle-Programm und das von Obama eingestellte Constellation-Programm
entwickelt wurde. Neben Flüssigkeits-Triebwerken werden bei den ersten Flügen
auch wieder Feststoffraketen zum Einsatz kommen, die jedoch später - je nach
Anforderung - durch andere Triebwerke ersetzt werden können. In der anfänglichen
Konfiguration soll das SLS 70 Tonnen Nutzlast ins All transportieren können, die Nutztlast wird sich allerdings auf bis zu 130 Tonnen erweitern lassen. Der erste
Testflug ist für Ende 2017 geplant.
Das vorgestellte Design folgt nach NASA-Angaben auch haushaltsbedingten
Überlegungen: Es würde nämlich erlauben, kostenintensive Entwicklungen sehr früh
im Programm durchzuführen, wenn das fixe Budget nicht bereits durch Inflation an
Wert verloren hat. Auch würden sich vorhandene Techniken preisgünstig
weiterverwenden lassen und man bekäme eine modulare Architektur, die sich
individuell auf die Erfordernisse spezifischer Missionen anpassen lässt, was die
Kosten eines Starts reduziert.
Seit der Entwicklung der Saturn V- Rakete, mit der die Apollo-Astronauten
zum Mond gelangten, wird das Space Launch System damit das erste neu
entwickelte Trägerraketen-System der NASA, mit dem wieder eine bemannte Mission
über den Erborbit hinaus gestartet werden kann. So könnte das SLS Missionen zu
erdnahen Asteroiden oder auch zum Mars und seinen Monden auf den Weg bringen.
Die NASA wird nun beweisen müssen, dass sie beim Space Launch System
die Kosten und den Zeitplan besser im Griff hat als beim Constellation-Programm,
von dem es immerhin verschiedene Elemente geerbt hat. Im Rahmen des
Constellation-Programms sollte ein System aus Raumfahrzeugen und
Trägerraketen entwickelt werden, mit denen die ISS versorgt werden kann und auch
eine Rückkehr zum Mond möglich ist. Die Kosten für das Programm waren bereits
kurze Zeit nach dem Start aus dem Ruder gelaufen und der anvisierte Zeitrahmen
um mehrere Jahre überschritten worden.
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