Testflug der neuen NASA-Rakete erfolgreich
von Stefan Deiters astronews.com
28. Oktober 2009
Um 16.30 Uhr MEZ ist heute zum ersten Mal seit dem Erstflug der Raumfähre
Columbia im April 1981 eine neue Rakete vom Kennedy Space Center
in Florida aus gestartet. Ausgerüstet mit unzähligen Sensoren absolvierte die
Ares I-X einen suborbitalen Testflug. Die Ares-Raketen werden von
der NASA seit einigen Jahren als Shuttle-Nachfolger entwickelt und sollen
ab Mitte des
kommenden Jahrzehnts zum Rückgrat der amerikanischen Raumfahrt werden.
Erfolgreicher Start am Mittwoch: die Ares I-X.
Foto: NASA TV |
Dieser erste Testflug soll den NASA-Ingenieuren wichtige Informationen über
das Flugverhalten liefern - und dies zu einem noch vergleichsweise frühen
Stadium in der Entwicklung des neuen Raketensystems. Außerdem können am Boden
schon die Abläufe eines Ares I-Starts getestet werden. Die rund 100 Meter hohe
Rakete hob am Mittwochnachmittag um 16.30 Uhr MEZ vom Kennedy Space Center
aus ab. Der Start war ursprünglich für gestern geplant gewesen, musste aber
wegen schlechten Wetters um 24 Stunden verschoben werden. Auch heute sorgte das
Wetter immer wieder für Unterbrechungen des Countdowns.
Die Rakete war mit 700 Sensoren ausgestattet, die den
Wissenschaftlern möglichst viele Daten über den insgesamt nur zweiminütigen Flug
liefern sollten. Die Ares I-X hatte zwar Ähnlichkeit mit der späteren
Ares I, unterschied sich aber von dieser deutlich: So bestand die erste
Stufe aus einer wiederverwendbare Feststoffrakete aus Shuttle-Beständen,
die für die Verwendung im Rahmen dieses Fluges angepasst worden war. Darüber waren Attrappen der Oberstufe
sowie Attrappen eines Service- und Besatzungsmoduls
angebracht.
Damit entsprach die Ares I-X von Gewicht und Größe her der
geplanten Ares I. Die Ingenieure erhoffen sich von dem Flug wichtige
Hinweise auf das Flugverhalten der neuen Rakete, insbesondere da hier eine
Shuttle-Feststoffrakete erstmals als erste Stufe verwendet wurde und die Ladung
direkt darüber angebracht war. Nach einem zweiminütigen Flug wurde die erste
Stufe vom Rest der Rakete getrennt, um dann an speziell für die Ares I
entwickelten Fallschirmen zur Erde zurückzukehren und von Schiffen aus dem Meer
geborgen zu werden. Auch die Attrappen von Oberstufe und Besatzungsmodul sind
ins Meer gestürzt, werden aber nicht geborgen.
"Am meisten lernt man aus Erfahrung und Beobachtung", meinte Bob Ess,
Ares I-X Missionsmanager. "Testflüge wie dieser sind
enorm wichtig, um ein tieferes Verständnis für die Rakete zu bekommen." Und Doug
Cooke vom NASA-Hauptquartier ergänzt: "Das ist ein großer Schritt nach vorn für
die Erkundungsziele der NASA. Ares I-X liefert uns eine enorme Menge an
Daten, mit denen wir Design und Sicherheit für Amerikas künftiges
Raumtransportsystem verbessern werden - ein Transportsystem, mit dem wir
wieder weiter ins All vorstoßen können."
Ares I ist Teil des Constellation-Programms der NASA. Mit
der Rakete sollen einmal Astronauten zur Internationalen Raumstation gebracht
werden können. Die Ares I kann die Raumfahrer aber auch in einen
anderen niedrigen Erdorbit bringen. Hier kann das Besatzungsmodul namens Orion
dann mit einem weiteren Modul kombiniert werden und mit diesem den Orbit der Erde verlassen. Diese Earth Departure Stage soll zuvor mit der Schwerlastrakete
Ares V in den Orbit gebracht werden.
Der erste bemannte Flug von Ares I zur Internationalen Raumstation ISS ist
für 2015 geplant. Die Obama-Administration lässt zur Zeit allerdings die
NASA-Pläne für das Constellation-Programm überprüfen, so dass nicht
sicher ist, ob die Pläne tatsächlich so umgesetzt werden wie derzeit vorgesehen
(astronews.com berichtete).
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