Shuttle-Nachfolger auf dem Prüfstand
von Stefan Deiters astronews.com
8. Mai 2009
Die Obama-Administration hat ihre Pläne für den
NASA-Haushalt für das kommende Haushaltsjahr vorgestellt: Der amerikanischen
Raumfahrtbehörde sollen danach 2010 18,7 Milliarden US-Dollar zur Verfügung
stehen, ein Plus von rund 900 Millionen Dollar gegenüber 2009. Gleichzeitig
ordnete die US-Regierung eine unabhängige Überprüfung des Programms zur
Entwicklung eines Shuttle-Nachfolgers an. Die Ergebnisse sollen bis August
vorliegen.
Modell der Ares V-Rakete vor dem Glenn Research
Center der NASA.
Bild: NASA / Bridget Caswell (WYLE) |
Bei der NASA zeigt man sich angesichts des jetzt vorgestellten
Haushaltsplans zufrieden: Die Raumfahrtbehörde soll im Haushaltsjahr 2010 18,69
Milliarden US-Dollar zur Verfügung haben, was einem Zuwachs gegenüber dem
laufenden Haushaltsjahr von 903,6 Millionen Dollar entspricht. Zusätzlich
profitiert die NASA vom Konjunkturprogramm der Obama-Adminsitration, so dass
2009 und 2010 insgesamt zwei Milliarden Dollar mehr zur Verfügung stehen.
Nach NASA-Angaben ermöglicht der vorgeschlagene Haushalt eine ordentliche
Fortsetzung der Missionen und Forschungsarbeiten der Raumfahrtbehörde. "Mit
diesem Budget", sagte etwa der amtierende NASA-Administrator Christopher Scolese,
"kann die NASA ihre Aktivitäten in den Bereichen Weltraumerkundung,
Erdbeobachtung, Wissenschaft sowie Luft- und Raumfahrt fortsetzen."
Der Schwerpunkt des Haushaltsplans liegt dabei auf dem Erhalt und dem Ausbau
von Erdbeobachtungskapazitäten, bei denen es erst kürzlich durch den
missglückten Start des Orbiting Carbon Observatory (OXO) einen
Rückschlag gab. Doch gerade Daten aus dem Weltall sind, wie auch etwa die
Aktivitäten der europäischen Weltraumagentur ESA auf diesem Gebiet zeigen, enorm
wichtig, um verlässliches Material etwa über Klimaveränderungen zur Verfügung zu
haben.
Außerdem sind in dem Haushaltsentwurf Mittel für eine Mission zum Jupitermond
Europa enthalten, die, wie berichtet, zusammen mit der ESA verwirklicht werden
soll. Auch das Mars Science Laboratory, geplanter Start 2011, wird
weiter unterstützt, ebenso verschiedene für die kommenden Jahre geplanten
Missionen zur Erkundung des Mondes.
Die Obama-Administration unterstützt nach den vorliegenden Budgetplanungen
weiterhin die Pläne, die Shuttle-Flotte bis 2010 stillzulegen. Einschließlich
des für die kommende Woche geplanten Flugs zur Wartung des Weltraumteleskops
Hubble sollen noch neun Shuttle-Flüge stattfinden. Dabei ist die
US-Regierung auch bereit, zusätzliche Mittel für den Fall zur Verfügung zu
stellen, dass nicht alle Shuttle-Flüge bis zum Ende des Haushaltsjahres, dem 30.
September 2010, durchgeführt werden können.
Allerdings ist nicht alles im Budget so rosig, wie es auf den ersten Blick
scheinen mag: Kommentatoren weisen darauf hin, dass es zwar aktuell mehr Geld
für die NASA gibt, in der langfristigen Planung bis 2013 aber rund 3,1
Milliarden US-Dollar bei der Erkundung des Weltraums eingespart werden sollen.
Der frühere NASA-Administrator Michael Griffin sieht, nach einem Bericht des
US-Sender CBS News, gar die Führungsrolle der USA bei der bemannten Raumfahrt in
Gefahr. "Niemand kann uns die Führungsrolle entreißen, dafür sind wir zu gut.
Aber wir können sie aufgeben und das ist der Weg, den wir gerade einschlagen",
so Griffin.
Änderungen könnte es auch noch beim Constellation-Programm geben,
der Initiative zur Entwicklung eines Nachfolgers für die alternden Raumfähren.
Nach den NASA-Plänen soll der Shuttle-Nachfolge aus zwei Raketen bestehen, der
Ares I, die eine bemannte Raumkapsel in einen Orbit bringen kann und
der Ares V, einer Schwerlast-Rakete. Niemand rechnet zur Zeit damit,
dass ein Flug mit Ares I vor 2015 möglich sein wird, so dass man für
rund fünf Jahre, nach Außerdienststellung der Shuttle 2010, allein auf die
russischen Sojus-Raumschiffe angewiesen sein wird, um zur
Internationalen Raumstation zu gelangen.
Die Pläne der NASA wurden in den vergangenen Jahren von verschiedenen Seiten
kritisiert. Eine unabhängige Kommission soll nun bis August alle Aspekte des
Constellation-Programms einer kritischen Prüfung unterziehen. Der
Haushaltsplan könnte dann, basierend auf den Empfehlungen der Expertengruppe,
noch einmal geändert werden. Bei der NASA glaubt man nach Medienberichten, dass
ihr Constellation-Programm der Prüfung der Experten standhalten wird.
Die Arbeiten sollen erst einmal weitergehen, allerdings werden neue Verträge bis
zur Vorlage der Empfehlungen erst einmal nicht geschlossen.
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