Schwarzes Loch massereicher als angenommen
von
Rainer Kayser
18.
Januar 2011
Die Masse des Schwarzen Lochs im Zentrum der Galaxie M87 ist
größer als bislang angenommen und beträgt rund 6,6 Milliarden Sonnenmassen. Dies
ist das Ergebnis neuer Messungen, die amerikanische Astronomen in der
vergangenen Woche vorstellten. Vielleicht lässt sich dieses Schwarze Loch daher
bald sogar direkt beobachten.
So könnte eine
mit zukünftigen Teleskopen mögliche Beobachtung
des Schwarzen Lochs in M87 aussehen.
Bild: Gemini
Observatory / AURA / Bild von Lynette Cook |
Das Schwarze Loch im Zentrum der 50 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie M87 ist mit 6,6 Milliarden Sonnenmassen doppelt so
massereich wie bislang angenommen. Das zeigen Messungen, die amerikanische Astronomen
in der vergangenen Woche auf einer Fachtagung in Seattle präsentierten. Damit ist das Schwarze Loch von M87 das massereichste Objekt in unserer kosmischen Nachbarschaft. Die Masse des Objekts wurde bislang unterschätzt, weil der Einfluss der Dunklen Materie nicht ausreichend berücksichtigt wurde, so die Forscher.
Karl Gebhardt von der University of Texas und seine Kollegen haben jetzt erstmals sowohl die Bewegung der Sterne in der Zentralregion von M87 mit hoher Genauigkeit vermessen, als auch die Verteilung der Dunklen Materie in den Außenbereichen des Sternsystems bestimmt.
"Das ist besonders schwierig, denn dort draußen ist das Sternenlicht sehr schwach", erklärt Gebhardt. Die Forscher haben deshalb ein Spezialgerät verwendet, das Licht aus einem großen Bereich sammelt. Es addiert also die Strahlung vieler Sterne und liefert so sehr genaue Daten.
Das Schwarze Loch von M87 ist so groß, dass sein Ereignishorizont - der Bereich, aus dem nicht einmal Licht und andere Strahlung entkommen kann
- dreimal so groß ist wie die Bahn des Zwergplaneten Pluto um die Sonne.
Damit bietet das Objekt eine realistische Chance, dass mit der nächsten Generation von Großteleskopen der Ereignishorizont direkt beobachtet werden kann. Wie Gebhardt betont, wäre das dann der erste direkte Beweis für die Existenz Schwarzer Löcher - alle bisherigen Indizien sind indirekter Natur: Für die extreme Konzentration von Materie auf engstem Raum fehlt eine andere plausible Erklärung.
Mit 6,6 Milliarden Sonnenmassen hält das Schwarze Loch von M87 zwar einen Rekord in unserer kosmischen Nachbarschaft. Das massereichste Objekt im ganzen Universum
- wie derzeit in vielen Schlagzeilen zu lesen
- ist es deshalb aber wohl nicht. So deuten Beobachtungen des Quasars OJ
287 darauf hin, dass dieses 3,5 Milliarden Lichtjahre entfernte Objekt ein Schwarzes Loch mit der 18-milliardenfachen Masse der Sonne enthält.
Das Schwarze Loch von M87 ist allerdings bislang das massereichste Objekt, bei dem die Masse mit einer direkten Methode gemessen wurde.
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