HARPS entdeckt 32 weitere Exoplaneten
von Stefan Deiters astronews.com
19. Oktober 2009
Das Team des High Accuracy Radial Velocity Planet
Searcher (HARPS) hat heute auf einer Konferenz in Porto die Entdeckung von
32 neuen extrasolaren Planeten bekannt gegeben. Damit sichert sich das
Instrument, das am 3,6-Meter ESO-Teleskop im chilenischen La Silla montiert ist,
seine Position als führender Exoplaneten-Jäger. HARPS hat in den vergangenen
fünf Jahren mehr als 75 der insgesamt rund 400 bekannten Exoplaneten entdeckt.
Einer der neu entdeckten Exoplaneten umkreist
den Stern Gliese 667 C, der Teil eines
Dreifachsystems ist. Die beiden anderen Sterne
sind im Hintergrund zu sehen. Der Planet hat die
sechsfache Masse der Erde und umrundet seinen
Zentralstern in 1/20 des Abstandes der Erde
von der Sonne.
Bild: ESO/L. Calçada |
"HARPS ist ein einmaliges, hochgenaues Instrument, das ideal für
das Aufspüren ferner Welten geeignet ist", erläutert Stéphane Udry von der
Sternwarte in Genf. "Wir haben nun unser ursprünglich
geplantes Fünfjahresprogramm beendet und unsere Erwartungen wurden bei Weitem
übertroffen." Udry berichtete heute auf einer Exoplaneten-Konferenz im portugiesischen
Porto von 32 Neuentdeckungen. Insgesamt entdeckte HARPS bislang mehr
als 75 Exoplaneten in 30 verschiedenen Planetensystemen.
Dank seiner hohen Genauigkeit gelangen mit dem Instrument auch zahlreiche
Funde von masseärmeren Planeten, also Welten, deren Masse nur einige Erdmassen
beträgt. Diese Super-Erden genannten Objekte stoßen immer wieder auf ein
besonderes Interesse der Öffentlichkeit, da es sich bei einigen von ihnen
möglicherweise um erdähnliche
Gesteinsplaneten handelt, auf denen theoretisch auch Leben entstanden
sein könnte. Von den 28 bekannten Planeten mit einer Masse unter zehn Erdmassen
entdeckte HARPS 24. Viele davon befinden sich in Mehrfachsystemen.
Die Geschichte von HARPS begann im Jahr 1999 als man bei der ESO über den Bau
eines extrem genauen Spektrographen für das 3,6-Meter-Teleskop im chilenischen
La Silla nachdachte. Michel Mayor von der Genfer Sternwarte leitete ein Team,
das daraufhin HARPS entwickelte. Mit diesem Instrument sollte das minimale Wackeln aufgespürt
werden, das ein umlaufender Planet bei seinem Zentralstern verursacht. Dieses
Wackeln manifestiert sich in kleinen Änderungen in der Radialgeschwindigkeit des
Sterns und HARPS kann diese mit einer Genauigkeit von 3,5 Kilometern pro Stunde
messen.
Für den Bau des Instrumentes erhielt das Team 100 garantierte
Beobachtungsnächte pro Jahr für fünf Jahre. Diese nutzten die Genfer
Planetenjäger für eine gründliche und systematische Suche nach extrasolaren
Planeten. Bei Hunderten von Sternen wurde immer wieder die Radialgeschwindigkeit
gemessen und so bald die ersten extrasolaren Planeten aufgespürt. Viele
Entdeckungen, die in den vergangenen Jahren Schlagzeilen machten, gingen auf das
Konto von HARPS, darunter auch die Planeten um Gliese 581, von denen einer für
kurze Zeit als "zweite Erde" berühmt wurde (astronews.com berichtete
wiederholt).
"Durch die Beobachtungen erhielten die Astronomen ganz neue Daten über die
Vielfältigkeit von Planetensystemen. Dadurch können wir viel besser verstehen,
wie sie sich bilden", erklärt Teammitglied Nuno Santos. Die zur Suche nach
Planeten anvisierten Sterne wurden sehr sorgfältig ausgewählt. Es gab
verschiedene Unterprogramme mit denen speziell nach Planeten um sonnenähnliche,
massearme oder metallarme Sterne gesucht wurde. "Durch die Suche von Planeten um
massearme M-Zwerge konnten wir die Stärken von HARPS ausnutzten, um nach
Super-Erden zu suchen, die sich nahe oder sogar in der habitablen Zone um einen
Stern befinden", erklärt Teammitglied Xavier Bonfils.
Der Fund von Exoplaneten um Sterne mit nur geringer Metallizität könnte den
Theoretikern noch Probleme bereiten. Nach ihren Modellen sollten nämlich
Planeten hauptsächlich in den metallreichen Staubscheiben um junge Sterne
entstehen. Der Fund von Planeten bis zur mehrfachen Jupitermasse um metallarme
Sterne stellt diese Modelle vor neue Herausforderungen.
Obwohl das ursprünglich geplante Fünfjahresprogramm nun beendet ist, geht die
Arbeit mit HARPS weiter: So suchen die Astronomen im Rahmen zweier ESO-Programme
nach Planeten um sonnenähnliche Sterne und M-Zwerge. Neue Entdeckungen, noch
basierend auf den Daten aus den letzten fünf Jahren, sind schon in den nächsten
Monaten zu erwarten.
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