Gesteinsplanet entdeckt, Wasserwelt vermutet
von Stefan Deiters astronews.com
21. April 2009
Das 20,5 Lichtjahre entfernte System Gliese 581 entwickelt
sich immer mehr zu einer wahren Fundgrube für Planetenjäger: Michel Mayor von
der Genfer Sternwarte gab heute die Entdeckung des Planeten Gliese 581 e
bekannt, der nur etwa die doppelte Masse der Erde haben dürfte. Auch die
Bahndaten von Gliese 581 d konnte das Team präzisieren: Die Welt liegt danach in
der habitablen Zone. Flüssiges Wasser wäre hier also möglich.
Der neu
entdeckte Planet im Gliese 581-System: Gliese 581
e (im Vordergrund).
Bild: ESO / L. Calçada |
"Der heilige Gral der aktuellen Exoplanetenforschung ist die
Entdeckung von Gesteinsplaneten wie der Erde in der 'habitablen Zone', also in
der Region um den Zentralstern, in der flüssiges Wasser auf der
Planetenoberfläche existieren kann", erläutert Michel Mayor von der Genfer
Sternwarte. Mayor gehört mit zu den erfolgreichsten Planetenjägern weltweit. Ihm
gelang um 51 Pegasi zusammen mit Kollegen 1995 die Entdeckung des ersten
extrasolaren Planeten überhaupt.
Auf einer europäischen Astronomietagung an der englischen University of
Hertfordshire gaben Mayor und seine Kollegen nun die Entdeckung eines
Planeten bekannt, bei dem es sich ziemlich sicher um einen Gesteinsplaneten
handelt: Gliese 581 e. Er umrundet seinen 20,5 Lichtjahre von der Erde
entfernten Zentralstern alle 3,15 Tage. "Mit gerade einmal der 1,9-fachen Masse
der Erde ist er der masseärmste Planet, der je entdeckt wurde und sehr
wahrscheinlich ein Gesteinsplanet", meint Teammitglied Xavier Bonfils von der
Sternwarte in Grenoble.
Nur eines dürfte Gliese 581 e nicht sein: eine lebensfreundliche Welt. Wegen
seiner Nähe zu seiner Sonne liegt der Planet deutlich außerhalb der habitablen
Zone und dürfte eher einer Gluthölle gleichen als unserem blauen Planeten. Doch
das System Gliese 581 verfügt noch über weitere Welten - mit Gliese 581 e sind
es bislang vier: Gliese 581 e (mit 1,9 Erdmassen), Gliese 581 b (16 Erdmassen),
Gliese 581 c (5 Erdmassen, bei seiner Entdeckung 2007 kurzeitig als "zweite
Erde" gehandelt) und Gliese 581 d (7 Erdmassen).
Der am weitesten von seinem Stern entfernte Planet, Gliese 581 d, benötigt
für einen Orbit genau 66,8 Tage und sollte damit, so die jetzt vorgestellten
Ergebnisse, komfortabel in der habitablen Zone liegen. "Gliese 581 d ist
vermutlich zu massereich, um nur aus Gestein zu bestehen, aber es könnte sich um
einen Eisplaneten handeln, der ins Innere des System gewandert ist", spekuliert
Teammitglied Stephane Udry von der Genfer Sternwarte. "Der Planet Gliese 581 d
könnte sogar von einem großen und tiefen Ozean bedeckt sein - er ist also der
erste ernsthafte Kandidat für eine 'Wasserwelt'."
Die Planeten wurden von den Forschern mit Hilfe der sogenannten
Radialgeschwindigkeitsmethode entdeckt, bei der nach einem winzigen Wackeln des
Zentralsterns gesucht wird, das durch umlaufende Planeten entsteht. Um die dafür
notwendigen, extrem präzisen Messungen durchzuführen, verwendet das Team um
Mayor den HARPS-Spektrographen, der am 3,6 Meter-Teleskop der ESO im
chilenischen La Silla montiert ist.
Massearme Sterne wie Gliese 581 eignen sich besonders gut für die Entdeckung
von Gesteinsplaneten in der habitablen Zone, da sie vergleichsweise
leuchtschwach sind. Die habitable Zone liegt daher relativ nahe am Stern, so
dass die umlaufenden Planeten einen recht starken Störeffekt ausübenr und sich
somit deutlich leichter entdecken lassen als im Falle von helleren Sonnen, in
denen die habitable Zone weiter außerhalb im System liegt.
"Es ist schon faszinierend wie weit wir seit der Entdeckung des ersten
Exoplaneten im Jahr 1995 gekommen sind", blickt Mayor zurück. "Die Masse von
Gliese 581 e ist 80 Mal kleiner als die von 51 Pegasi b. Und dazwischen liegen
nur 14 Jahren." Doch selbst damit ist das Team noch nicht zufrieden: "Wir
sollten auch einen erdähnlichen Planeten mitten in einer habitablen Zone um
einen roten Zwergstern aufspüren können", gibt sich Bonfils optimistisch. "Die
Jagd geht weiter."
|