Erster Schweizer Satellit im All
Redaktion
/Pressemitteilungen der ETH Lausanne astronews.com
24. September 2009
Am Mittwoch starteten nicht nur zwei deutsche Kleinstsatelliten von Indien
aus ins All, sondern es wurde mit SwissCube auch der erste komplett
in der Schweiz gebaute Satellit in eine Erdumlaufbahn gebracht. Der von der
ETH Lausanne (EPFL) und ihren öffentlichen und privaten Partnern gebaute
Satellit wird Messungen in der Atmosphäre vornehmen. Am Projekt haben
zahlreiche Studierende mitgearbeitet.
SwissCube - der erste Schweizer Satellit im All.
Bild: ETH Lausanne |
Die indische Trägerrakete "Polar Space Launch Vehicle" startete mit
dem von der ETH Lausanne (EPFL) und ihren Partnern gebauten Satelliten
SwissCube am 23. September 2009 um 08.22 Uhr MESZ. Als
Hauptnutzlast war der Erdbeobachtungssatellit Oceansat-2 der
indischen Raumfahrtagentur an Bord und zusammen mit dem Schweizer
Satelliten auch drei weitere Pico-Satelliten, die an Universitäten
Berlin, Istanbul und Würzburg gebaut wurden (astronews.com berichtete).
Zwanzig Minuten später, in fast 720 Kilometern Höhe, löste sich SwissCube
von der Trägerrakete. Um 09.37 Uhr wurden die ersten jemals von einem Schweizer
Satelliten ins All gesendeten Signale im amerikanischen Stanford empfangen. Nach
dreieinhalb Jahren Bauzeit nimmt der zehn Zentimeter große und 820 Gramm leichte
SwissCube nun seine Messungen im All auf.
Mit seinem Teleskop soll SwissCube das Nachthimmelleuchten (Airglow)
an der Grenze der Erdatmosphäre beobachten. Bei diesem Phänomen spalten sich in
hundert Kilometern Höhe Sauerstoffmoleküle durch Sonneneinstrahlung. Vereinigen
sich die Moleküle wieder, entsteht ein schwaches Leuchten im Infrarotbereich.
SwissCube soll das Airglow besonders während des Tag-Nacht-Wechsels
besser erforschen.
Daneben verfolgt SwissCube auch ein pädagogisches Ziel: Angeleitet von
erfahrenen Forschern beteiligten sich am Bau fast zweihundert Studierende der
EPFL, der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO), der Universitäten Bern und
Neuenburg und der Technischen Hochschule Brugg (FHNW). Für die jungen Ingenieure
bot die Konzeption, das Design und der Bau des Satelliten die einmalige
Gelegenheit, bei einem Raumfahrtprojekt von den ersten Ideen bis zum
Raketenstart dabei zu sein.
Die Gesamtkosten von SwissCube inklusive Start betrugen nur 600.000
Schweizer Franken. Zum Vergleich: Telekommunikationssatelliten kosten sonst oft
mehrere hundert Millionen. Um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten,
verwendeten die Konstrukteure Standard-Elektrokomponenten. Wenn sie für die
Raumfahrt zertifiziert sind, kosten solche Bestandteile schnell das
Zehntausendfache.
Die schwierigste Herausforderung beim Bau war die Größe. Im Weltraum treten
enorme Temperaturunterschiede von -50 bis +70 Grad Celsius auf. Zudem ist das
Material durch die starke Sonneneinstrahlung oder die Luftleere extremen
Belastungen ausgesetzt. Die starken Schläge beim Start erlauben nicht den
geringsten Fehler in den Schweißnähten. Jedes auch noch so kleine Einzelteil
durchlief daher zahlreiche Belastungstests.
Die Ingenieure haben ein System aus Kupferblöcken entwickelt, das die
Solarzellen des Satelliten mit seinen Wänden verkoppelt und die elektrische
Ladung ins Innere des Satelliten leitet. Beim Experimentieren mit Größe, Form
und Abstand der Kupferblöcke haben die Forscher eine kostengünstige und zugleich
effizientes System entwickelt, welche künftig die Kosten von kommerziellen
Satelliten senken könnte.
SwissCube wird zwischen drei Monaten und einem Jahr im All bleiben.
Er fliegt mit einer Geschwindigkeit von über sieben Kilometern pro Sekunde,
umrundet also alle 99 Minuten die Erde. Ein- bis zweimal pro Tag gelangt der
Satellit in die Reichweit der Bodenstationen der EPFL und der HES-SO in
Freiburg. Für die Übermittlung der hochkomplexen Daten wie die Bilder des
Teleskops, die Temperaturmessungen oder Angaben über die elektrische Spannung
bleiben nur zirka zehn Minuten. Neben den wissenschaftlichen Informationen über
das Airglow erwarten die beteiligten Wissenschaftler auch wertvolle Daten, um
einen weiteren Schweizer Satelliten zu bauen.
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