Wenn Asteroiden die Erde treffen
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
3. Dezember 2008
Spätestens seit Hollywood-Streifen wie Armageddon
oder Deep Impact wird die Gefährdung der Erde durch Asteroiden immer
wieder in der Öffentlichkeit diskutiert. Was steckt aber wirklich dahinter, wie
real ist die Bedrohung durch Objekte aus dem Weltall, wie können wir uns davor
schützen? Diese Fragen diskutierten Fachleute kürzlich in der Heidelberger Villa
Bosch.
Wie soll man reagieren, wenn ein Asteroid die
Erde bedroht und wie groß ist die Gefahr
überhaupt?
Bild: NSSDC / NASA / Montage: astronews.com |
Spätestens seit Hollywood-Streifen wie "Armageddon" oder "Deep Impact", in
denen riesige Meteoriten auf die Erde zurasen und so die Erdbevölkerung
bedrohen, wird die "Gefahr aus dem Weltall" immer wieder in der Öffentlichkeit
thematisiert. Was steckt aber wirklich dahinter, wie real ist die Bedrohung
durch Objekte aus dem Weltall, wie können wir uns davor schützen? Fragen, denen
Wissenschaftler aus Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen zusammen
mit Versicherungsfachleuten, Ökonomen und Psychologen vor kurzem bei dem durch
die Klaus Tschira Stiftung geförderten Symposium "Kollisionen mit Asteroiden und
Kometen" in der Heidelberger Villa Bosch nachgingen.
"In unserem Sonnensystem sind alle planetaren Körper mit festen Oberflächen
von Einschlagskratern übersät", damit machte Privatdozent Dr. Mario Trieloff vom
Institut für Geowissenschaften der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität, der
die Tagung organisiert hatte, deutlich, dass Kollisionen von festen Objekten im
Weltall nichts Ungewöhnliches sind. So gehen auf der Erde täglich 100 Tonnen
kosmischer Staub sowie jährlich einige metergroße Meteoriten nieder, die
allerdings nicht besonders gefährlich sind.
Seltener sind dagegen Einschläge von einigen zehn Meter großen Objekten, wie
beispielsweise der Meteorit, der im Jahr 1908 das Tunguska-Ereignis in Sibirien
verursachte, bei dem in einem Umkreis von 30 Kilometern Bäume entwurzelt wurden.
"Nur alle 100 bis 1.000 Jahre kommt so etwas vor", erläuterte der
Geowissenschaftler Trieloff. Der Einschlag größerer Objekte mit einem
Durchmesser von etwa einem Kilometer, von denen eine globale Gefährdung ausgeht,
dürfte dagegen nur etwa alle eine Million Jahre passieren.
So finden sich auch auf der Erde einige größere Meteoritenkrater. Einer davon
ist das Nördlinger Ries in Süddeutschland. Hier ging vor 14,8 Millionen Jahren
ein gut ein Kilometer durchmessender Steinmeteorit nieder, der einen 24
Kilometer großen Krater hinterließ. "Durch den Einschlag verdampfte das Gestein
und es entstand eine Glutwolke mit Temperaturen mit bis zu 2000 Grad Celsius",
schilderte Professor Wolfgang Stinnesbeck vom Institut für Geowissenschaften der
Universität Heidelberg die Folgen dieses Meteoriteneinschlags. Gleichzeitig
bildete sich eine geschlossene Decke aus Gesteinsschutt rund um den Krater bis
in eine Entfernung von 40 Kilometer.
"In der zeitgleich gebildeten niederrheinischen Braunkohle finden sich jedoch
keinerlei Spuren von dem Meteoriteneinschlag im Nördlinger Ries", hielt Wolfgang
Stinnesbeck die doch recht regionalen Auswirkungen dieses auf der Erde
niedergegangenen Meteoriten fest. Auch den Zusammenhang von globalen
Aussterbeereignissen verschiedener Organismenarten mit dem Einschlag eines
Meteoriten sah der Geowissenschaftler eher kritisch. So zeigte er, dass
eigentlich nur bei dem Aussterbeereignis an der Kreide/Tertiär- Grenze vor 65
Millionen Jahren, bei dem auch die Dinosaurier ausstarben, ein Meteorit
niedergegangen war. Alle anderen großen Aussterbeereignisse der Erdgeschichte
seien jedoch wahrscheinlich nicht mit einem Meteoriteneinschlag korrelierbar.
Möglichkeiten der Abwehr eines auf die Erde zurasenden Meteoriten, die es
heute schon gibt, stellte Michael Kahn vom European Space Operations Centre
(ESOC) in Darmstadt vor. Bei der Mission Don Quijote der Europäischen
Weltraumorganisation ESA soll beispielsweise ein 500 Kilogramm schweres
Projektil auf einen kleinen Asteroiden zum Einschlag gebracht werden, wodurch
dieser aus seiner Bahn gelenkt werden soll (astronews.com berichtete).
Allerdings ist derzeit noch nicht klar, ob jemals eine Rakete zu dieser Mission
abheben wird, da das Projekt noch nicht über eine Konzeptstudie hinaus gekommen
ist.
Auf jeden Fall steht vor jeder Meteoritenabwehr die genaue Beobachtung der
durch das Sonnensystem sausenden Objekte, was durch das Near Earth Object-Programm
der NASA erfolgt, das Alan Harris vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
in Berlin erläuterte. Die Problematik bei der Beobachtung von Asteroiden liegt
allerdings darin, dass bisher nur größere Objekte rechtzeitig erkannt werden
können, um sie möglicherweise von ihrer die Erde kreuzenden Bahn abzulenken.
Eine weitere wichtige Aufgabe der nächsten Jahre ist die Erarbeitung eines
schlüssigen Konzeptes des Risikomanagements, also die Optimierung der
Vorgehensweise bei der Suche erdnaher Asteroide, Organisation von
Abwehrmaßnahmen und Finanzierung der Vorhaben. Diesen Aspekt beleuchteten
Professor Friedemann Wenzel vom Center for Disaster Management and Risk
Reduction Technology (CEDIM) in Karlsruhe, sowie aus Heidelberg Professor
Joachim Funke vom Psychologischen Institut und Professor Timo Goeschl vom
Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften.
Die Heidelberger Professoren gehören dem Marsilius-Kolleg an, das innovative
Problemlösungsansätze an interdisziplinären Schnittstellen verfolgt. Auch wenn
die Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten Jahren ein großer Meteorit auf der
Erde einschlägt, relativ gering ist, so wird dieses Katastrophenszenario die
Menschen immer wieder beschäftigen. Das liegt vor allem an dem großen Schaden,
der damit verbunden wäre.
"Ein großer Meteoriteneinschlag liegt jenseits unserer Lebenswirklichkeit und
ist deshalb so interessant", gab Ulf von Rauchhaupt von der Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung eine Erklärung für das Interesse der Medien an
Meteoriten. Das öffentliche Interesse an dem Thema kommt jedoch den
Wissenschaftlern bei ihrem Bemühen, Forschungsgelder beispielsweise für die
Asteroidenbeobachtung zu bekommen, zu Gute.
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