Neues Forschungszentrum zur Asteroidenabwehr
von Stefan Deiters astronews.com
28. Mai 2008
An der amerikanischen Iowa State University will
man sich künftig verstärkt um die Abwehr von potentiell gefährlichen Asteroiden
kümmern: Am Asteroid Deflection Research Center sollen Experten aus
aller Welt nach Möglichkeiten suchen, wie man einen sich nähernden Brocken so
ablenken könnte, dass er die Erde nicht trifft. Eine Möglichkeit wäre zum
Beispiel eine nukleare Explosion neben dem Asteroiden.
Noch gibt es kein Verfahren, mit dem man sicher
sein könnte, eine bedrohlichen Asteroiden
ausreichend ablenken zu können.
Bild: NSSDC / NASA / Montage: astronews.com |
"In den frühen 1990er Jahren haben Wissenschaftler auf der ganzen
Welt damit begonnen, nach Strategien zu suchen, wie man ein erdnahes Objekt
davon abhalten kann, auf die Erde zu stürzen", erläutert Bong Wie, Professor für
Luft- und Raumfahrttechnik an der Iowa State University und Direktor
des im April dort offiziell gegründeten Asteroid Deflection Research Centers.
"Allerdings haben wir nun schon 2008 und bislang herrscht keine Einigkeit
darüber, wie man das zuverlässig hinbekommen würde." Bong beschäftigt sich
normalerweise mit der Dynamik von Raumfahrzeugen und der Modellierung, Steuerung
und Kontrolle von großen Strukturen im Weltall.
Schon im Herbst will das neu gegründete Zentrum Wissenschaftler aus aller
Welt zu einem Kongress nach Iowa einladen um gemeinsam eine Art Zeitplan für die
Entwicklung eines funktionierenden Systems zur Asteroidenabwehr zu entwickeln.
Wirklicher Grund zur Eile besteht derzeit nicht: Bislang hat noch keines der
Suchprogramme, die ständig den Himmel nach möglicherweise gefährlichen Brocken
absuchen, einen Asteroiden entdeckt, der die Erde treffen wird.
Doch deshalb sollte man sich nicht ausruhen und in falscher Sicherheit
wiegen: In der Vergangenheit gab es immer wieder Einschläge von Asteroiden. Vor
fast genau 100 Jahren beispielsweise das sogenannte Tunguska-Ereignis, das
sibirische Wälder in einem weiten Raum zerstörte. Verantwortlich war vermutlich
ein Asteroid, der - wäre er nicht im nahezu unbewohnten Sibirien niedergegangen
- für zahlreiche Tote hätte sorgen können.
So sind sich alle Wissenschaftler einig, dass die Gefahr eines
Asteroideneinschlags durchaus real ist - nur weiß man halt nicht, ob ein
Asteroid in zehn, hundert oder tausend Jahren die Erde ansteuern wird. Gut ist
es auf jeden Fall, vorbereitet zu sein und eine Technik zur Hand zu haben, die
den Brocken so ablenkt, dass er die Erde verfehlt.
Studiert werden sollen im neuen Zentrum verschiedene Verfahren zur
Asteroidenabwehr: Dabei werden sowohl große nukleare Explosionen diskutiert
werden, als auch andere Methoden. Die nukleare Option, so hatte etwa ein
NASA-Bericht aus dem vergangenen Jahr festgestellt, sei dabei die deutlich
effektivere Variante. "Eine Explosion in einem Abstand von 20 Meter von einem
einen Kilometer durchmessenden Asteroiden wird immer als Optimum genannt", so
Wie. "Wir müssen aber herausfinden, wie dicht die Explosion sein muss, um eine
optimale Ablenkung zur bewirken und dies für verschiedene Asteroidentypen,
-formen und -größen. Wir werden also Modelle entwickeln, die die Bahnänderungen
exakt vorhersagen und auch das mögliche Auseinanderbrechen berücksichtigen."
Andere Verfahren setzen auf eine ganz allmähliche Ablenkung des Asteroiden
durch spezielle Sonden im Orbit des Asteroiden. Diese Methode setzt eine
frühzeitige Entdeckung voraus, da nur dann auch durch diese sehr langsame
Ablenkung eine ausreichende Kursänderung des Brockens erreicht werden kann.
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