Jules Verne an ISS angedockt
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR astronews.com
3. April 2008
Der europäische Raumtransporter ATV Jules Verne hat
heute, um 16.45 Uhr MESZ, erfolgreich an der Internationalen Raumstation ISS
angedockt. Jules Verne war in der Nacht zum 9. März 2008 mit einer
Ariane 5 ES-Rakete gestartet und wurde 26 Tage in der
Erdumlaufbahn getestet. Mit ATV hat Europa jetzt seinen eigenen autonomen Zugang
zur ISS.
Das ATV Jules Verne, hier am 31. März 2008,
koppelte heute ohne Probleme an die ISS an.
Foto: NASA |
"Mit diesem Flug hat die Jahrzehnte lange Arbeit europäischer Ingenieure,
Techniker und Wissenschaftler einen weiteren Höhepunkt erreicht. Allein die
Technologie zur vollautomatischen Kopplung eines Raumschiffes ist für die
Raumfahrt eine Investition in die Zukunft," meinte Prof. Johann-Dietrich Wörner,
Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Der
aktuelle erfolgreiche ATV-Flug und die folgenden geplanten Einsätze eröffnen
neue Möglichkeiten, über die Zukunft auch der bemannten Raumfahrt in Europa
nachzudenken."
Das ATV befand sich zu Beginn des Andockmanövers an einem Punkt 39 Kilometer
hinter und fünf Kilometer unterhalb der ISS. Begonnen hatte der Anflug zur
Raumstation gegen 12.33 Uhr MESZ. Nach dem Abfliegen der bereits bei den
Demonstrationsmanövern absolvierten Wegpunkte erreichte der Raumtransporter um
zirka 15.17 Uhr MESZ den Sicherheitssektor hinter der ISS.
Bereits vorher, bei einer Entfernung von 3.500 Metern zum Kopplungspunkt, dem
russischen Servicemodul Svesda, wurde das KURS-Radar
aktiviert. Die letzte Phase des Anfluges navigierten das Videometer, die
Telegoniometer und das relative GPS zentimetergenau. Dabei durfte die Abweichung
der von der ISS reflektierten Messsignale nicht mehr als drei Zentimeter
betragen.
Um 16.45 Uhr MESZ war es dann soweit: Überwacht durch die Kontrollzentren und
durch die Astronauten der ISS-Stammbesatzung dockte das ATV selbstständig an die
ISS an. Das erste Betreten des Raumtransporters ist für morgen, 4. April, gegen
10.15 MESZ geplant.
An diesem ersten Flug des ATV zur ISS waren erstmalig vier Kontrollzentren
beteiligt. Die Missionsführung lag im ATV-Kontrollzentrum in Toulouse. Durch das
Columbus-Kontrollzentrum beim DLR in Oberpfaffenhofen wurden die
Verbindungen über die Bodeninfrastruktur zu den ISS-Missionskontrollzentren in
Houston (Texas) und in Korolyow bei Moskau koordiniert.
Mit dem ATV hat nicht nur erstmals ein europäisches Raumfahrzeug
selbstständig und automatisch an die ISS angekoppelt, mit dem Flug sind noch
weitere Premieren für die europäische Raumfahrt verbunden: Die Trägerrakete
Ariane 5 ES wurde speziell auf den Transport des Raumtransporters
angepasst. Zum ersten Mal transportierte sie 20 Tonnen Nutzlast ins All und
hatte die Internationale Raumstation zum Ziel. Ebenso gab es erstmalig eine
orbitale Wiederzündung der Oberstufe der Ariane-Rakete, die nicht bei
einem Testflug, sondern innerhalb einer Mission, bei einem so genannten
operationellen Flug stattfindet.
Am Ende der Jules Verne-Mission, im August 2008, wird erstmals eine
europäische Nutzlast kontrolliert in der Erdatmosphäre verglühen. Für den
Entwurf und die Planung des gesamten Missionsszenarios, von der technischen
Spezifizierung des Gesamtsystems bis zur Flugbahnanalyse, benötigten europäische
Raumfahrtingenieure insgesamt fünf Jahre.
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