Über dreißig internationale Medienvertreter wohnten am 9. April der Taufe des
ersten automatischen Transferfahrzeugs der ESA in ihrem Weltraumforschungs- und
Technologiezentrum (ESTEC) bei. Diese erste Ausführung des vielseitigen
Raumschleppers, die Ende 2004 gestartet werden soll und im ESTEC in ihrer
kompletten Einsatzkonfiguration zu sehen war, wurde auf den Namen "Jules Verne"
getauft, um den französischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts zu ehren, der
Millionen junger Leute begeistert und die Weltraumwissenschaftler und -forscher
durch seine außergewöhnlichen geistigen Vorstöße inspiriert hat: Von der Erde
zum Mond, 20 000 Meilen unter dem Meer, Reise zum Mittelpunkt der Erde, um nur
einige zu nennen.
"Vernes fantastische Geschichten haben uns etwas gegeben, wovon wir träumen
können: die Zukunft", sagt Robert Laine, der ATV-Projektleiter der ESA, bei der
Feier. "Wir in der ESA tragen mit unserem Raumschlepper für die Internationale
Raumstation dazu bei, dass die Zukunft Realität wird", fügt er hinzu.
Die Internationale Raumstation (ISS) muss regelmäßig mit Ausrüstung für
wissenschaftliche und kommerzielle Zwecke, Treibstoff zur Anhebung ihrer Bahn,
Ersatzteilen sowie Proviant, Sauerstoff- und Wasservorräten für die ständige
Mannschaft beliefert werden. Ab seinem Jungfernflug im Herbst 2004 wird das ATV
bei der Versorgung der ISS eine entscheidende Rolle spielen.
Die ESA wird mindestens acht ATV bauen; die genaue Zahl hängt von der
tatsächlichen Betriebsdauer der Raumstation ab. An dem Vorhaben sind dreißig
Unternehmen aus zehn europäischen Ländern unter der Leitung des Unternehmens
EADS Launch Vehicles (Frankreich) beteiligt, das außerdem Beiträge von acht
Firmen aus Rußland und den USA zur Entwicklung des Raumschleppers koordiniert.
Die ATVs werden an Bord einer Ariane 5-Rakete in eine Umlaufbahn geschossen
und sollen dann automatisch an die Internationale Raumstation ISS andocken. Sie
können so bequem entladen und wieder mit Müll und nicht mehr benötigten
Gegenständen befüllt werden. Nach etwa einem halben Jahr werden die
Raumfahrzeuge dann von der ISS abkoppeln und in der Atmosphäre vollständig
verglühen. Im Schnitt soll ab Ende 2004 alle 15 Monate ein ATV gestartet werden.
Das 8,5 Meter lange Raumschiff kann insgesamt 7,2 Tonnen an
Ausrüstungsgegenständen ins All transportieren.