Jules Verne startet am Wochenende
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR astronews.com
7. März 2008
Am Wochenende soll es soweit sein: Am frühen Sonntagmorgen
wird erstmals ein europäischer Raumfrachter zur Internationalen Raumstation ISS
starten. Dieses erste Automated Transfer Vehicle ist das komplexeste
bislang in Westeuropa entwickelte Raumfahrzeug und soll nach einigen Tests
im Orbit Anfang April an das russische Swesda-Modul der ISS andocken.
Das 20,5 Tonnen schwere ATV ist während des
Starts gut geschützt an der Spitze der Ariane
5-Rakete montiert.
Bild:
ESA |
Der erste autonome europäische Raumtransporter ATV (Automated Transfer
Vehicle) soll am 9. März 2008 zur Internationalen Raumstation ISS starten.
Um 4.59 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) wird das unbemannte Raumfahrzeug
namens Jules Verne als Nutzlast einer Ariane 5-Trägerrakete
vom Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guyana abheben. Nach der Trennung von
der Ariane-Oberstufe wird das ATV zunächst im Orbit in allen Funktionen
getestet, bevor es voraussichtlich am 3. April am russischen Swesda-Modul
der Internationalen Raumstation in circa 340 Kilometern Höhe andocken wird.
Mit dem Start des ersten ATV feiert die europäische Raumfahrt eine wichtige
Premiere. "Die europäischen Raumfahrtnationen erhalten einen eigenen unbemannten
Zugang zur Internationalen Raumstation", unterstreicht der Vorstandsvorsitzende
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Prof. Johann-Dietrich Wörner
die Bedeutung des ATV. "Als komplexestes, jemals in Westeuropa gebautes
Raumfahrzeug ist das ATV ein Meilenstein in der europäischen
Raumfahrtgeschichte. Für Deutschland ist der Start von Jules Verne von ganz
besonderer Bedeutung, denn die nächsten vier Raumtransporter werden in Bremen
gebaut."
Die Entwicklung und der Bau des ATV-1 Jules Verne kostete gut eine
Milliarde Euro. Dabei betrug das Auftragsvolumen deutscher Firmen etwa 24
Prozent. Bei der Produktion der vier weiteren ATV-Raumtransporter, die bis in
das Jahr 2013 wesentlich zur Versorgung der ISS beitragen werden, liegt der
Anteil deutscher Unternehmen bei rund 46 Prozent, dies sind 400 Millionen Euro.
Neben dem Transport von 5,5 Tonnen Gütern und Treibstoff zur Raumstation
erfüllt das ATV zwei weitere wichtige Funktionen: Mit seinen Haupttriebwerken
hebt es die Umlaufbahn der ISS an. Dies ist von Zeit zurzeit nötig, da die
Raumstation durch den Widerstand der Restatmosphäre kontinuierlich abgebremst
wird und derzeit rund 200 Meter Bahnhöhe pro Tag verliert. Ein weitere Aufgabe
des ATV Jules Verne wird es sein, Abfälle von der ISS aufzunehmen. Nach
dem Abdocken – voraussichtlich im August 2008 – wird das ATV kontrolliert in die
Erdatmosphäre zurückgeführt und schließlich über dem Pazifik mitsamt der Ladung
verglühen.
Bei ATV handelt es sich um ein europäisches Gemeinschaftsprojekt unter
Führung der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Vom ATV-Kontrollzentrum in
Toulouse aus wird der Missionsbetrieb überwacht. Für die programmatische
Steuerung und die Vertretung der deutschen Interessen im ISS-Programm der ESA
ist das DLR im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie
zuständig. Die industrielle Führung des Projektes liegt bei EADS Astrium
Space Transportation.
Der Start von ATV wird am Sonntag, 9. März ab 4.15 Uhr MEZ im Internet zu
sehen sein. NASA TV überträgt bis zum Entfalten der Solarpaneele des ATV um etwa
6.35 Uhr MEZ live.
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