Erster Merkur-Vorüberflug am Montag (2)
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Vorbeiflug mit 200 Kilometern Abstand

Von Krater übersät: der Merkur.
Foto:
NASA / JPL |
Von der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der japanischen
Weltraumagentur JAXA wird derzeit die Mission BepiColombo zum Merkur
vorbereitet (astronews.com berichtete). Benannt ist diese Mission nach dem
italienischen Mathematiker Giuseppe Colombo, der in den 1970er-Jahren die
Flugbahn für die NASA-Sonde Mariner 10 mit berechnet hatte.
BepiColombo wird auf den Ergebnissen von Messenger aufbauen. Das
DLR-Institut für Planetenforschung entwickelt für diese Mission in
Zusammenarbeit mit der Universität Bern und dem Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau das Laser-Höhenmessgerät BELA (BepiColombo
Laser Altimeter).
Das Laser-Höhenmessgerät LMA auf der Messenger-Sonde wird hier
wertvolle Grundlagen für BepiColombo liefern. "Von besonderem Interesse
ist es, Erfahrungswerte für die Reflexionseigenschaften der Merkur-Oberfläche,
insbesondere bei der Wellenlänge des Lasers zu erlangen, die in die Konzeption
und Entwicklung von BELA einfließen könnten", erklärt Oberst. "Modelle und
Karten der Oberfläche von Merkur, wie sie von Messenger erwartet
werden, stellen eine wichtige Grundlage für die Planung des Betriebs von BELA
und anderen Bordinstrumenten von BepiColombo dar."
Auch DLR-Wissenschaftler Helbert wird sowohl an der NASA-Mission
Messenger als auch an der ESA-Mission BepiColombo beteiligt sein.
Helbert betreut bei der ESA-Mission das Infrarot-Spektrometer MERTIS (Mercury
Thermal Infrared Spectrometer), das Daten in einem Spektralbereich
aufnehmen kann, der von keinem der Messenger-Instrumente abgedeckt ist.
"Neben unserer Unterstützung für die amerikanischen Kollegen, werden wir durch
unsere Beteiligung wichtige Erfahrungen sammeln, die uns bei der Vorbereitung
der Mission BepiColombo helfen", so Helbert.
Über den Merkur wissen die Planetenforscher bislang nur wenig: Der Planet ist
von der Erde wegen seiner Sonnennähe mit Teleskopen und Radarantennen nur sehr
schwer zu beobachten. Auch die Raumfahrt machte – abgesehen von den drei
Vorbeiflügen mit Mariner 10 in den Jahren 1974 und 1975 – bislang einen
großen Bogen um den planetaren Außenseiter. Auf den ersten Blick ähnelt der
Merkur unserem Erdmond: Seine Oberfläche ist von unzähligen Einschlagkratern
übersät, was darauf schließen lässt, dass der Planet seit Milliarden von Jahren
von keinerlei aus dem Inneren des Körpers angetriebenen geologischen Prozessen
verändert wird.
Die Hinweise auf einstigen Vulkanismus auf der Oberfläche sind vage. Wie der
Mond ist auch Merkur außerstande eine Atmosphäre an sich zu binden – dennoch
offenbarte das Spektrometer an Bord von Mariner 10 eine hauchdünne
Gashülle aus Wasserstoff, Helium und Sauerstoff mit Spuren von Natrium und
Kalium. Die gesamte Masse dieser flüchtigen Elemente beträgt jedoch nur ungefähr
tausend Kilogramm. Der Ursprung der Teilchen ist unbekannt und soll mit
Messenger geklärt werden; wahrscheinlich stammt ein großer Teil davon
direkt von der Sonne und nur wenig von Ausgasungen aus dem Inneren des Planeten
selber.
Wegen der Sonnennähe einerseits und des Fehlens einer nennenswerten,
ausgleichenden Gashülle andererseits, sind die Temperaturunterschiede auf dem
Merkur extrem: auf der sonnenzugewandten Seite herrscht eine Hitze von bis zu
430 Grad Celsius – nur auf der Venus ist es noch heißer. In der Merkurnacht
sinken die Temperaturen bis auf minus 170 Grad Celsius ab. Dennoch könnte es
sein, dass in einigen tiefen, nie von der Sonne beschienenen und deshalb
permanent kalten Kratern an den Polen des Planeten Eis vorhanden ist.
Hinweise darauf lieferten Radarbeobachtungen von der Erde. Das größte Rätsel
verbirgt der Merkur in seinem Inneren: Unter der dünnen Gesteinskruste folgt ein
vergleichsweise dünner Mantel aus silikatischem Gestein. Im Zentrum des Planeten
befindet sich jedoch ein außergewöhnlich großer Kern aus Eisen, der auch die
Ursache für ein relativ starkes Magnetfeld ist. Rätselhaft ist, warum dieser
Kern weit mehr als die Hälfte des Volumens des Planeten ausmacht. Eines der
Hauptziele der Messenger-Mission ist die Klärung dieser Frage. Die
Planetenforscher versprechen sich davon auch fundamentale Erkenntnisse über die
Entstehung und frühe Entwicklung der vier erdähnlichen Körper im inneren
Sonnensystem insgesamt.
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