Erster Merkur-Vorüberflug am Montag
Redaktion /
DLR-Pressemitteilung astronews.com
11. Januar 2008
Nach mehr als 30 Jahren bekommt der sonnennächste Planet
Merkur am Montagabend wieder Besuch von der Erde. Die NASA-Sonde Messenger
wird den geheimnisvollen Planeten in einem Abstand von nur 200 Kilometern
passieren und dabei Regionen fotografieren, die zuvor noch nie detailliert
aufgenommen wurden. In über drei Jahren wird Messenger dann in einen
Orbit um Merkur einschwenken.

Die Sonde Messenger fliegt am Montag erstmals am
Merkur vorüber.
Bild:
NASA / JHU-APL / Carnegie Institution.
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Er nähert sich der Erde bis auf 90 Millionen Kilometer und dennoch ist es der
Planet, von dem wir am wenigsten wissen: der Merkur. Jetzt bekommt er - nach
vielen Jahren - wieder Besuch von der Erde: Am Abend des 14. Januar 2008 um
20.04 Uhr MEZ wird die amerikanische NASA-Mission Messenger nach fast
vierjähriger Reise in 200 Kilometer Entfernung zum ersten Mal am Merkur
vorbeifliegen. Mit acht Instrumenten wird die Sonde 1.200 Bilder bisher
unbekannter Gebiete aufnehmen und zahlreiche Experimente durchführen. Auch das
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist wissenschaftlich an der
Mission beteiligt.
Mit Messenger (MErcury Surface, Space ENvironment, GEochemistry
and Ranging) fliegt nach mehr als 30 Jahren erstmals wieder eine Sonde zum
Merkur. Der sonnennächste und kleinste der acht Planeten bekam bislang erst
einmal Besuch von einer Raumsonde. Die NASA-Sonde Mariner 10 flog 1974
und 1975 insgesamt drei Mal am Merkur vorbei. Nur knapp die Hälfte des Planeten
konnte dabei fotografiert werden – der Rest ist "Neuland" für die
Planetenforschung.
Mit Messenger soll erstmalig die bisher unbekannte Hemisphäre des
Planeten aufgenommen und erforscht werden. "Mit einem Laserstrahl tasten wir die
Merkuroberfläche entlang der Flugbahn ab. Auf diesem Weg erhalten wir ein
Höhenprofil und erfassen außerdem die reflektierenden Eigenschaften der
Oberfläche", erklärt Professor Jürgen Oberst vom DLR-Institut für
Planetenforschung in Berlin. "Mit den Daten der Sonde wollen wir die Größe und
die Form des Planeten besser bestimmen, auch das Schwerefeld des Merkurs werden
wir durch die Messungen bei diesem Vorbeiflug genauer berechnen können. Das ist
dringend notwendig, denn Größe, Form, Schwerefeld und Rotation des Planeten sind
nur unzureichend bekannt".
Oberst und seine Mitarbeiter werden die Auswertung der Laser-Höhenmessungen
unterstützen. Mit den gemessenen Höhenprofilen und Aufnahmen der noch nie
abgebildeten Gebiete wird anschließend das existierende Kartenwerk des Planeten
erweitert und verbessert. Über die Oberflächenzusammensetzung des Merkurs
herrscht noch immer große Unklarheit. "All unser Wissen über die Mineralogie der
Merkuroberfläche beruht auf den mehr als 30 Jahre alten Daten der Mission
Mariner 10 und bodengebundenen Beobachtungen. Messenger wird uns
hier ein großes Stück voranbringen, aber sicher auch viele neue Fragen
aufwerfen", ist Dr. Jörn Helbert vom Berliner DLR-Institut überzeugt.
Helbert und seine Gruppe unterstützen das amerikanische Messenger-Team
bei der Auswertung der spektralen Daten. Hierzu werden im planetaren Labor des
DLR in Berlin begleitende Messungen durchgeführt. Helbert wird in den nächsten
zwei Wochen am Applied Physics Laboratory (APL) der
Johns-Hopkins-University in Laurel im amerikanischen Bundesstaat Maryland die
Daten des ersten Vorbeiflugs auswerten. Die beiden DLR Wissenschaftler sind als
einzige nicht-amerikanische Wissenschaftler an dieser NASA-Mission beteiligt.
Wegen seiner Nähe zur Sonne ist der Merkur nur sehr schwierig von Raumsonden
anzusteuern: Der im Durchmesser nicht einmal fünftausend Kilometer große Planet
umrundet die Sonne in einer mittleren Entfernung von knapp 60 Millionen
Kilometern. Deshalb muss bei Annäherungen an den Merkur sowohl die große
Anziehungskraft des Zentralgestirns als auch die enorm hohe Strahlungsintensität
berücksichtigt werden.
Nach diesem ersten Vorbeiflug wird die Sonde erneut die Sonne umrunden, bis
sie im Oktober dieses Jahres und im September 2009 noch zwei weitere Male am
Merkur vorbeifliegen wird. Bei diesen Vorbeiflug-Manövern wird Messenger
durch die Schwerkraft des Planeten auf genau die Geschwindigkeit abgebremst, mit
der die Sonde dann am 18. März 2011 aus eigener Kraft mit ihrem Antriebssystem
in eine Umlaufbahn um den Planeten einschwenken kann. Der Orbiter wird bis zu
diesem Zeitpunkt die Sonne insgesamt 15 Mal umrundet und acht Milliarden
Kilometer zurückgelegt haben.
Messenger ist eine Raumsonde des 1992 von der NASA aufgelegten
Discovery-Programms, das der Wissenschaft die Möglichkeit gibt, mit relativ
preisgünstigen und innovativen Missionen die Rätsel in unserem Sonnensystem zu
lösen. Messenger startete am 3. August 2004 und nähert sich seinem Ziel
seither auf einer komplizierten Flugbahn durch das innere Sonnensystem an. Die
Sonde wurde an der amerikanischen Johns Hopkins University gebaut, die
auch die Mission durchführt.
Lesen Sie im zweiten Teil:
Europas Pläne zur Erforschung des Merkur
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