Blick durch den Wolkenschleier
Redaktion /
idw / Pressemitteilung des MPS astronews.com
9. November 2007
Unser Nachbarplanet Venus ist von einer dichten Wolkendecke
umgeben, die einen direkten Blick auf die Oberfläche eigentlich unmöglich macht.
Dank der europäischen Sonde Venus Express gelang es aber nun, den
Wolkenschleier ein wenig zu durchdringen. Aus mehr als 1.000 Einzelbildern
setzten Wissenschaftler ein Bild der Venusoberfläche zusammen.
Infrarot-Falschfarbenbild eines Teils der Venusoberfläche, zusammengesetzt aus mehr als 1.000 Einzelbildern der Venus Monitoring Camera VMC. In orange sind tieferliegende, heißere Regionen zu erkennen, während
fünf Kilometer hohe kältere Berge in blau zu sehen sind.
Bild: ESA /
MPS [Großansicht] |
Die ESA-Raumsonde Venus Express, die heute vor 2 Jahren
gestartet wurde, hat vor kurzem neue Bilder von der Oberfläche unseres
Nachbarplaneten zur Erde gesendet. Möglich wurde dies mit der Venus
Monitoring Camera (VMC), die am Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung im südniedersächsischen Katlenburg-Lindau in
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin
entwickelt und gebaut wurde.
Die Kamera misst die knapp 450 Grad Celsius heiße Infrarotstrahlung von der
Oberfläche, die die 25 Kilometer dicke Wolkendecke des Planeten durchdringen
kann. So wird es möglich Strukturen von der Oberfläche auf der Nachtseite zu
erkennen. Aus mehr als 1.000 Einzelbildern zusammengesetzt sind die Gebiete
namens "Beta Regio" und "Phoebe Regio" zu erkennen, die bereits in den 70-iger
Jahren von russischen und amerikanischen Raumsonden erkundet worden sind. Das
jetzt veröffentlichte Falschfarbenbild zeigt tiefergelegene, heißere Gebiete in
orange und fünf Kilometer hohe Berge, die etwa 40 Grad kälter sind, in blau.
"Die Auflösung der Bilder ist durch die dicke Atmosphäre der Venus stark
eingeschränkt, so als ob man durch eine zugefrorene Scheibe schaut und nur
Silhouetten erkennen kann", erklärt Wojciech J. Markiewicz vom
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung und Leiter der Kamera VMC auf der
Raumsonde. "Dennoch können wir sehr viel über die eigentlich unsichtbare
Oberfläche aus der Umlaufbahn heraus erfahren", sagt er weiter. Das
Oberflächenmosaik wird nun von Wissenschaftlern benutzt, um mehr über die
mineralogische Zusammensetzung und die Topologie dieses vor etwa 700 Millionen
Jahren durch Vulkaneruptionen entstandenen Gebiets zu lernen.
Venus Express ist die erste ESA-Mission zum nächsten Nachbarn der
Erde, Venus. Venus kommt auf ihrem Umlauf der Erde doppelt so nah wie Mars. In
Größe und Masse gleicht Venus der Erde, trotzdem hat sie sich sehr verschieden
entwickelt. Ihre Oberflächentemperatur liegt bei 450 Grad Celsius und ihre
Atmosphäre besteht aus einer lebensfeindlichen Mischung von Gasen. Venus
Express wird erstmals seit 20 Jahren eine eingehende Untersuchung dieser
Atmosphäre durchführen.
Die Sonde erreichte den Planeten am 11. April 2006. Der Satellit wurde in
eine polare Umlaufbahn manövriert, die eine minimale Höhe von nur 250 Kilometer
hat und einen maximalen Abstand von 66.000 Kilometern. Das MPS ist
hauptverantwortlich für die Kamera VMC und ist an dem Instrument ASPERA-4 auf
der Raumsonde beteiligt. Das primäre Ziel des ASPERA-4 Experiments ist die
Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Sonnenwind und Atmosphäre der Venus und
die Beschreibung der Plasma- und Neutralteilchen-Umgebung des Planeten.
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