Fliegende Sternwarte absolvierte Testflug
Redaktion / DLR
astronews.com
30. April 2007
Nach den vielen Turbulenzen, die das Projekt zum Bau und
Betrieb des Stratosphären-Observatoriums SOFIA zu bestehen hatte, geht es jetzt
mit großen Schritten auf eine wissenschaftliche Nutzung der fliegenden
Sternwarte zu: Das von NASA und DLR entwickelte Flugzeug absolvierte erfolgreich
den ersten Testflug nach dem Umbau.

Start von SOFIA zum ersten Testflug 26.
April 2007 im texanischen Waco. Foto: DLR |
Am Donnerstag, den 26. April 2007 um 10.00 Uhr Ortszeit war es endlich soweit:
SOFIA, das fliegende Stratosphären Observatorium für Infrarot-Astronomie - ein
Gemeinschaftsprojekt der amerikanischen Weltraumbehörde NASA und des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) startete in Waco (Texas, USA) zu seinem
ersten Testflug nach dem Umbau. Deutsche wie amerikanische Ingenieure,
Wissenschaftler und Manager waren erleichtert und sichtlich stolz, hatten sie
doch seit Wochen diesem Augenblick entgegengefiebert und auf Hochtouren dafür
gearbeitet.
Für knapp zwei Stunden zog die fliegende Sternwarte ihre Schleifen in einer
Flughöhe von etwa 4.000 Metern am strahlend blauen texanischen Himmel. Prof.
Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR, sieht in diesem
erfolgreichen Erstflug von SOFIA einen der wichtigsten Meilensteine dieses
amerikanisch-deutschen Projektes der Infrarot-Astronomie. Nun kann die sich
anschließende Testphase und der erste wissenschaftliche Einsatz der fliegenden
Sternwarte mit größerer Planungssicherheit angegangen werden.
Auch an der Universität Stuttgart, wo das Deutsche SOFIA-Institut (DSI)
angesiedelt ist, hatte man den erfolgreichen Erstflug mit Spannung erwartet.
"Dieser erste Flug von SOFIA bringt uns der wissenschaftlichen Nutzung der
Sternwarte einen Riesenschritt näher", betont Prof. Wolfram Ressel, Rektor der
Universität Stuttgart. "SOFIA und das in Deutschland entwickelte Teleskop haben
den ersten Testflug gut überstanden", freut sich Prof. Hans-Peter Röser, Leiter
des DSI und des Instituts für Raumfahrtsysteme (IRS) der Universität Stuttgart.
Die Stuttgarter Ingenieure und Astronomen unterstützen und koordinieren die
Vorbereitung und Durchführung der wissenschaftlichen Flüge mit SOFIA auf
deutscher Seite. Im Jahr 2009, dem Internationalen Jahr der Astronomie, wird
SOFIA möglicherweise das erste Mal auch auf dem Stuttgarter Flughafen landen,
der einer der SOFIA-Projektpartner aus der Region ist.
SOFIA ist (wie bei astronews.com mehrfach berichtet) eine umgebaute und mit
einem Hightech-Teleskop ausgestattete Boeing 747 SP. Das Teleskop war im Auftrag
des DLR von den deutschen Firmen MT-Mechatronics und Kayser-Threde entwickelt
und gefertigt worden. Der Umbau der früheren Passagiermaschine wurde von der
Firma L3-Communications in Texas vorgenommen. Hierzu wurde eine vier mal sechs
Meter große Öffnung in die Außenwand der Boing geschnitten. "Diese
einschneidenden Veränderungen an der Struktur des Flugzeugs und der sich
anschließende Einbau des Teleskops mit einem Spiegeldurchmesser von 2,7 Meter
waren eine Herausforderung für alle Beteiligten", betont Dr. Dietmar Lilienthal,
SOFIA-Projektleiter des DLR.
Aus Sicherheitsgründen befanden sich während des ersten Testflugs von SOFIA
neben den beiden NASA Piloten Gordon Fullerton und Bill Brockett nur drei
Flugingenieure an Bord. Allerdings war das Flugzeug gespickt mit diversen
Messinstrumenten und Sensoren, die das Verhalten und die Belastungen der
Maschine während der verschiedenen Flugmanöver für eine spätere, detaillierte
Analyse aufzeichneten. Auch das Verhalten und der Einfluss des 17 Tonnen
schweren Teleskops wurden während des Fluges mit Sensoren überwacht. In den
nächsten Monaten werden am NASA Dryden Flight Reserach Center in
Südkalifornien weitere Testflüge mit SOFIA durchgeführt.
Mit der fliegenden Sternwarte SOFIA wollen deutsche und amerikanische
Wissenschaftler ab 2009 Infrarotbeobachtungen durchführen. Deutsche
Wissenschaftler entwickelten zwei der neun Instrumente der ersten Generation.
FIFI LS (Far-Infrared Field-Imaging Line Spectrometer) wurde unter der
Federführung von Dr. Albrecht Poglitsch vom Max-Planck Institut für
extraterrestrische Physik in Garching gebaut, um zum Beispiel Galaxien besonders
hoher Leuchtkraft, die jedoch nur im Infraroten freigesetzt wird, auf
Sternentstehung und schwarze Löcher zu untersuchen.
Mit GREAT (German REceiver for Astronomy at Terahertz Frequencies), entwickelt
unter der Leitung von Dr. Rolf Güsten vom Max-Planck-Institut für
Radioastronomie und seinen Kollegen der Universität zu Köln, des MPI für
Sonnensystemforschung, Lindau, und des DLR Instituts für Planetenforschung,
Berlin, können Astronomen die innersten Bereiche von Sternentstehungsgebieten
untersuchen und somit Zeugen einer Sterngeburt werden. "Die Daten der beiden
deutschen Instrumente werden unsere Vorstellungen über die Zusammensetzung des
interstellaren Mediums und die Prozesse der Sternentstehung in unserem Kosmos
erheblich erweitern", verspricht Prof. Jürgen Stutzki von der Universität zu
Köln, der zurzeit Sprecher der an SOFIA beteiligten Wissenschaftlergemeinschaft
ist.
SOFIA ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt e.V. (DLR) und der National Aeronautics and Space Administration
(NASA). Es wird auf Veranlassung des DLR mit Mitteln des Bundes (BMWi), des
Landes Baden-Württemberg und der Universität Stuttgart durchgeführt. Der
wissenschaftliche Betrieb wird auf deutscher Seite vom Deutschen SOFIA Institut
(DSI) der Universität Stuttgart koordiniert, auf amerikanischer Seite von der
Universities Space Research Association (USRA). Die Entwicklung der
deutschen Instrumente ist finanziert mit Mitteln der Max-Planck-Gesellschaft und
der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
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