Teleskop-Jumbo SOFIA in Gefahr
Redaktion / DLR
astronews.com
8. Februar 2006
Die Budgetplanung für die NASA, die US-Präsident Bush jetzt
zur Beratung freigegeben hat, enthält neben positiver Aspekte auch ein aus
deutscher Sicht besorgniserregendes Element: So soll zwar die
Internationale Raumstation ISS mit dem europäischen Forschungslabor Columbus
fertig gestellt werden, doch ist die Zukunft des deutsch-amerikanischen
Höhenteleskops SOFIA unsicher geworden.

Die Zukunft von SOFIA ist durch den
Budgetplan für die NASA gefährdet. Bild:
Universität Stuttgart / IRS
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Der amerikanische Präsident Bush hat in dieser Woche die Budgetplanung 2007 der
amerikanischen Weltraumbehörde NASA zur Beratung durch den Kongress freigegeben.
Betroffen ist hiervon auch die Finanzierung von Raumfahrt-Projekten, die für die
deutsche Raumfahrt von großer Bedeutung sind.So wurde entschieden, dass die
Internationale Raumstation (ISS) mit weiteren 16 Flügen des Space Shuttles
bis 2010 fertig gestellt wird.
Damit ist sichergestellt, dass nach dem Flug des
deutschen ESA-Astronauten Thomas Reiter in diesem Jahr das europäische
Forschungslabor Columbus an die ISS angedockt wird. Deutschland trägt mit 41
Prozent den höchsten Anteil an der Konstruktion des europäischen Labors, das in
Bremen zur Auslieferung bereit steht: "Auf diese wichtigen Entscheidungen der
Amerikaner haben wir mit Spannung gewartet", erklärte Prof. Sigmar Wittig, der
Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in
Köln. "Damit sind wichtige deutsche und europäische Wissenschafts- und
Technologie-Projekte in der Raumfahrt gesichert, insbesondere die Forschung in
der Schwerelosigkeit", fügte er hinzu.
Weitreichende Konsequenzen können sich hingegen aus der Tatsache ergeben,
dass Präsident Bush ab 2007 im gegenwärtigen Haushalt keine weiteren Mittel für
das amerikanisch-deutsche Projekt SOFIA vorsieht. Dies könnte das Ende des
Projektes bedeuten. In einem Gespräch am 6. Februar 2006 zwischen Prof. Wittig
und der stellvertretenden NASA-Direktorin Shana Dale legte die amerikanische
Seite dar, dass NASA in den nächsten zwei Monaten eine eingehende Prüfung der in
den USA beim Umbau des Trägerflugzeuges (Boeing 747) entstandenen Mehrkosten und
der zeitlichen Verzögerung durchführen wird. Hierbei wird der deutsche
Projektpartner mit dem Status eines Beobachters teilnehmen.
Vom Ergebnis dieser Prüfung wird es abhängen, ob die USA für 2007 weitere
finanzielle Mittel für SOFIA einstellen werden. Diese neue Perspektive eröffnete
sich als Ergebnis intensiver Gespräche im Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie sowie von verantwortlichen Bundestagsabgeordneten mit Frau Dale im
Januar in Berlin. In den Verhandlungen verdeutlichte die deutsche Seite
nachdrücklich die hervorgehobene Bedeutung dieses bilateralen Vorhabens,
insbesondere deshalb, weil das Teleskop als deutscher Beitrag fristgerecht
bereitgestellt wurde.
Das "Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie" (SOFIA) ist ein
gemeinsames deutsch-amerikanisches flugzeuggetragenes Teleskop für astronomische
Beobachtungen im Infrarotbereich. In der 1996 vereinbarten Zusammenarbeit hat
Deutschland das Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 2,70 Metern gebaut, in
die USA geliefert und 2003 gemeinsam mit NASA in eine umgebaute Boeing 747
integriert. Vom Boden aus wurden 2004 erste Testmessungen (Sternbeobachtungen)
erfolgreich durchgeführt. Die notwendige Infrastruktur des Betriebszentrums in
den USA sowie erste Beobachtungsinstrumente aus Deutschland und USA sind fertig
gestellt. Der Erstflug ist für Ende 2006 geplant.
Für dieses weltweit einzigartige Teleskop hat Deutschland vor allem aus
Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bisher mehr als 80
Millionen Euro aufgewendet. Beteiligt sind neben dem DLR die
Max-Planck-Gesellschaft, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und deutsche
Universitäten. Die NASA hat für den Kauf und Umbau der Boeing 747, für die
Einrichtung eines Betriebszentrums in Kalifornien und für den Bau von acht
Beobachtungsinstrumenten bisher umgerechnet ca. 400 Millionen Euro investiert.
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