Europäische
Mondsonde endgültig auf Mondkurs
Redaktion
astronews.com
25. Oktober 2004
Europas
Mondsonde SMART-1 ist auf dem besten Weg ihr Ziel planmäßig zu erreichen:
Mit einem kontinuierlichen Schub vom 10. bis 14. Oktober hat das Ionentriebwerk
die ESA-Sonde auf den Kurs gebracht, auf dem sie am 13. November den Punkt
erreichen wird, an dem sie vom Schwerefeld des Mondes erfasst wird.

Die ESA-Sonde SMART-1. Bild:
ESA |
Die ESA-Sonde SMART-1 hat seit ihrem Start am 27. September 2003 an Bord
einer Ariane-5 von Europas Raumflughafen in Kourou (Französisch-Guayana)
mehr als 80 Millionen Kilometer zurückgelegt. Ihr Weg verläuft in immer weiteren
spiralförmigen Erdumlaufbahnen bis zu dem Punkt, an dem sie im November dieses
Jahres vom Schwerefeld des Mondes erfasst werden und dann beginnen wird, den
Mond zu umrunden.
Die Mission SMART-1 dient zwei Hauptzielen. Das erste ist rein
technologischer Natur: Demonstration und Erprobung einer Reihe von
Weltraumtechnologien, die bei künftigen interplanetaren Explorationsmissionen
zur Anwendung kommen sollen.
Das zweite Ziel ist die Wissenschaft, in erster
Linie die weitere Erforschung des Mondes. Die ungewöhnliche Route und Dauer (13
Monate) der Reise von SMART-1 zum Mond sind auf das
Technologiedemonstrationsziel zurückzuführen, insbesondere die erste europäische
Erprobung eines solarelektrischen Ionentriebwerks als Hauptantriebssystem eines
Raumfahrzeugs.
Die lange spiralförmige Bahn um die Erde, die die Sonde dem Mond langsam näher
bringt, ist notwendig, damit das Ionentriebwerk über eine Distanz getestet
werden kann, die ein Raumfahrzeug auf einem interplanetaren Flug zurücklegen
würde. Während dieser Mission wird auch das Verhalten eines durch ein Triebwerk
dieser Art angetriebenen Raumfahrzeugs bei Vorbeischwung-Manövern erprobt. Diese
Manöver werden bei interplanetaren Missionen angewandt, um durch Nutzung der
Anziehungskraft von Himmelskörpern (z. B. Planeten) Raumfahrzeuge zu
beschleunigen und auf Zielkurs zu bringen und dabei gleichzeitig Treibstoff zu
sparen.
Im Fall von SMART-1 wurde die Schwerkraft des Mondes bei drei "Mondresonanz"-Manövern
genutzt. Die ersten zwei fanden im August und September, das dritte am 12.
Oktober, also während der 5-tägigen letzten Schubphase des Ionentriebwerks
zwischen dem 10. und dem 14. Oktober, statt. Nach diesem letzten Schub kann
SMART-1 zwei weitere Erdumrundungen durchführen, ohne dass das Triebwerk
noch einmal gezündet werden muss, sieht man von etwaigen kleineren
Kurskorrekturen ab. Auch kann die Sonde dank dieses Schubs ab dem 13. November,
wenn sie 60.000 Kilometer von der Mondoberfläche entfernt sein wird,
schrittweise vom Schwerefeld des Mondes erfasst werden.
SMART-1 wird am 15. November ihren ersten mondnächsten Punkt erreichen, wenn ihr
Ionentriebwerk für ihren ersten längeren Schub in der Mondumlaufbahn gezündet
wird. Anschließend wird sie den Mond in immer engeren Bahnen umrunden und Mitte
Januar ihre endgültige Einsatzbahn (zwischen 3.000 und 300 Kilometern über den
Mondpolen) erreichen. Auf dieser Umlaufbahn wird die Sonde während der folgenden
sechs Monate die erste umfassende Untersuchung der wesentlichen chemischen
Elemente auf der Mondoberfläche durchführen und der Theorie über die Entstehung
unseres Trabanten auf den Grund gehen.
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