Europas
Mondabenteuer hat begonnen
von Stefan
Deiters
astronews.com
29. September 2003
Am Sonntagmorgen war es endlich soweit: Mit einigen Wochen Verspätung startete
die europäische Mondmission
SMART-1 an Bord einer Ariane-5 Rakete zum
Mond. Die kleine Sonde, die von einem neuartigen Ionentriebwerk
angetrieben wird, wird für ihre Reise zum Erdtrabanten über ein Jahr
benötigen.

Start der Ariane-5-Rakete mit SMART-1 an Bord. Foto: ESA |
Die Sonde SMART-1 der europäischen Weltraumorganisation ESA war eine
von insgesamt drei Nutzlasten, die die Ariane-5-Rakete bei ihrem Start um
0.14 Uhr MESZ vom Guiana Space Centre in Kourou in Französisch-Guiana an
Bord hatte. Alle drei Satelliten wurden 42 Minuten nach dem Start erfolgreich in
einen geostationären Übergangsorbit ausgesetzt. Die beiden anderen
Satelliten sollen von diesem Orbit ihre geostationäre Umlaufbahn erreichen, die
367 Kilogramm schwere SMART-1-Sonde hat jedoch ein Ziel, das rund zehn
Mal weiter entfernt ist als der geostationäre Orbit: unseren Mond.
"Europa kann stolz sein", sagte ESA-Generaldirektor Jean-Jacques
Dordain, nachdem er den Start vom Darmstädter Kontrollzentrum der ESA verfolgt
hatte: "Jetzt haben wir Kurs auf den Mond gesetzt, aber das ist nur der Anfang.
Wir bereiten uns auf Missionen vor, die viel weiter ins All reichen." SMART-1
hat inzwischen die Sonnensegel ausgefahren und führt erste Systemtests durch,
die von Darmstadt aus überwacht werden. Diese Tests werden noch bis zum 4.
Oktober andauern und beinhalten auch das Zünden des neuartigen Ionentriebwerks,
das die Sonde antreiben soll.
"Bei dieser Mission gehen Wissenschaft und Technologie Hand in Hand", so
ESA-Wissenschaftsdirektor
David Southwood. "Erde und Mond haben über vier Milliarden Jahre gemeinsame
Geschichte, daher wird uns ein besseres Verständnis des Mondes auch helfen,
unseren eigenen Planet besser zu verstehen." SMART-1 ist die erste einer
Reihe von
Small Missions for Advanced Research in Technology und dient vor
allem dazu, neue und innovative Technologien für künftige Weltraummissionen zu
testen (astronews.com berichtete). Dazu gehört unter anderem das Ionentriebwerk,
das morgen erstmals gezündet werden soll. Mit seiner Hilfe soll sich SMART-1
langsam in eine immer höhere Umlaufbahn manövrieren, bis die Sonde im Frühjahr
2005 von der Anziehungskraft des Mondes eingefangen wird und dadurch in einen
Mondorbit einschwenkt.
Ab April 2005 beginnt dann der wissenschaftliche Teil der SMART-1-Mission, bei
der der Mond mindestens sechs Monate lang aus einem niedrigen polaren Orbit
untersucht werden soll. Die Forscher erhoffen sich von den Daten unter anderem
neue Hinweise auf die Entstehungsgeschichte des Erdtrabanten.
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