Am 11. November 2001 geschah es: Der italienisch-niederländische Satellit
BeppoSAX entdeckte einen Gammastrahlen-Ausbruch oder Gamma-Ray-Burst.
Diese intensiven Ausbrüche im Gammastrahlenbereich beschäftigen Astronomen
bereits seit 1967. Und bislang war vollkommen unklar, wie diese überraschenden
und nur sehr kurzzeitigen Bursts zu erklären waren. Hauptproblem bei der Analyse
der Ausbrüche war, dass sie überraschend auftraten und nur sehr kurz waren.
Um trotzdem etwas über die Ursache zu erfahren entwickelte man im Laufe der
Jahre ein ausgefeiltes Warn- und Überwachungssystem, durch das eine ganze Reihe
von Teleskopen aktiviert wird, wenn man einen Gamma-Ray-Burst entdeckt
hat.
Und dieses System funktionierte am 11. November 2001 hervorragend: Viele
Teleskope auf der Erde und auch das Hubble-Weltraumteleskop nahmen jene
Himmelsregion ins Visier, aus der der Gammastrahlen-Ausbruch gekommen war. Und
dort entdeckten sie die Überreste einer Supernova-Explosion, also das explosive
Ende eines massereichen Sterns. Hubble konnte die Lichtkurve der langsam
verlöschenden Explosionsreste verfolgen, während man mit Teleskopen auf der Erde
feststellte, dass die Explosion im Inneren eines Kokons aus Materie
stattfand, den der Stern vor seinem Ende abgestoßen hatte. "Als klar
wurde, dass wir nicht nur eine Supernova gesehen hatten, sondern auch eine
Kokon, war ich ungeheuer glücklich und konnte mehrere Nächte nicht schlafen", so
Paul Price, der im Rahmen seiner Doktorarbeit an der Australian National
University arbeitet.
"Durch Radiobeobachtungen erhält man Informationen über die Geschichte des
Massenverlusts des Sterns", erläutert Dr. Mark Wieringa, der das Objekt mit
einem australischen Radioteleskop verfolgte. Andere Forscher machten
Beobachtungen im Infrarotbereich des Lichts, da Infrarotlicht Staub besser
durchdringen kann. Und durch Vergleich der optischen und der Beobachtungen im
Infraroten konnten die Astronomen erstmals den Anteil von Staub zwischen der
Erde und dem Gamma-Ray-Burst bestimmen und dadurch bestätigen, dass er
aus einer Region im Inneren des Staubkokons stammen muss.
Als Ursache für Gammastrahlen-Ausbrüche sind die Explosion von massereichen
Sternen schon seit einigen Jahren im Gespräch. 1998 schließlich fand man von
Australien aus eine Supernova-Explosion, die vermutlich mit einem
Gammastrahlen-Ausbruch zu tun hatte, so dass man von da an intensiver über diese
Möglichkeit nachdachte. Das Rätsel der mysteriösen Gammastrahlen-Ausbrüche muss
- trotz des jetzt veröffentlichten Ergebnisses - allerdings noch nicht ganz
gelöst sein. Es könnte, so warnen die Forscher, auch noch andere Vorgänge im All
geben, die für Gamma-Ray-Bursts verantwortlich sind, beispielsweise die
Kollision zweier Neutronensterne oder eines Schwarzen Lochs mit einem
Neutronenstern.