Gamma-Ray-Bursts
gehören zu den großen Mysterien der modernen Astronomie,
da bis heute ungeklärt ist, was diese gewaltigen
Strahlungsausbrüche eigentlich verursacht. Europäische Astronomen
könnten nun dank des Hubble-Weltraumteleskops einen
entscheidenden Schritt weitergekommen sein: Sie spürten einen Gamma-Ray-Burst
in einem Sternentstehungsgebiet auf.
Umgebung des Gamma-Ray-Burst GRB980425. Der genaue Ort ist
durch die Striche am Rand markiert. Foto:
ESA, Stephan Holland (Danish Centre for Astrophysics with the
HST), Jens Hjorth, Johann Fynbo (Univ. von Kopenhagen) |
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Gamma-Ray-Bursts beschäftigten die Astronomen schon seit Ende der 60er Jahre. Und erst
seit kurzer Zeit sind sich die Wissenschaftler weitgehend einig, dass die
Quelle dieser vermutlich - nach dem Urknall - energiereichsten
Explosionen im Universum in den meisten Fällen im sehr weiter Entfernung liegt.
Da die Gamma-Ray-Bursts jeweils nur für kurze Zeit aufflackern,
ist eine zuverlässige Lokalisierung der Quelle im optischen Bereich
relativ schwierig. Im Falle des Gamma-Ray-Bursts GRB980425
allerdings, der -
wie die Nummerierung verrät - am 25. April 1998 aufleuchtete,
hatten die Astronomen Glück: Er fand in relativer Nähe zu uns statt - in
einer Entfernung von nur 125 Millionen Lichtjahren.
Und auch noch aus einem anderen Grund war GRB989425 ungewöhnlich: Er
dürfte schwächer als andere Bursts gewesen sein und einen Tagen
später leuchtete an der selben Stelle eine sehr helle Supernova auf. Es
ist klar, dass diese beiden Ereignisse viele Astronomen in ihren Bann
zogen und zahlreiche Gruppen verfolgten, wie die Supernova langsam
verlöschte.
Am 12. Juni nun nutzten europäische Astronomen das Hubble-Weltraumteleskop
um die Muttergalaxie von Burst und Supernova genauer unter die Lupe
zu nehmen. Dank der relativen Nähe von ESO 184-G82 gelangen Aufnahmen,
die detaillierter und schärfer waren als anderen entsprechenden Versuche,
die Muttergalaxien der Bursts zu beobachten.
ESO 184-G82 präsentierte sich den Europäern als eine Spiralgalaxie,
in der zur Zeit in vielen sogenannten Sternentstehungsgebieten neue Sterne
geboren werden. Zudem finden sich unzählige Wasserstoffwolken sowie
zahlreiche Regionen in denen sich junge heiße Sterne befinden. Dass der Burst
nicht sonderlich stark war, könnte sich als weitaus bedeutender erweisen,
als die Wissenschaftler zunächst glaubten: "Wenn dieser Burst
in größerer Entfernung von uns passiert wäre, hätten wir ihn
vermutlich gar nicht bemerkt," erläutert Stephan Holland vom
dänischen Zentrum für Astrophysik mit dem HST. "Es könnte also
sein, dass Gamma-Ray-Burst in unterschiedlichen Stärken auftreten
und wir die schwächeren halt bisher nicht entdeckt hatten."
Hoffnung haben die Astronomen auch, dass ihnen die Kombination aus
Supernova und Gamma-Ray-Burst helfen könnte, den Ursprung der Bursts
zu erklären. Die meisten Wissenschaftler glauben nämlich mittlerweile,
dass beide Ereignisse die selbe Quelle haben. Dafür spricht auch, dass
schon bei zwei anderen Burst-Ereignissen, die Verbindung zu einer
Supernova-Explosion hergestellt wurde.
Burst und Supernova lagen in einer aktiven Region in einem
Spiralarm der Galaxie. Man erkennt Wasserstoffgas und zahlreiche helle
Rote-Riesen-Sterne sowie eine kompakte Strahlungsquelle, die wohl ein
Überrest der Supernova, sein aber auch mit einem Sternhaufen im
Hintergrund zu tun haben könnte. Die Supernova dürfte auf einen Stern
von rund 40 Sonnenmassen zurückgehen. Wegen seiner großen Masse hat er
nur eine relativ kurze Lebenszeit. Die Wissenschaftler glauben nun, dass
eventuell dieser Stern für die Supernova und den Gammastrahlen-Ausbruch
verantwortlich sein könnte: Er könnte als sogenannte Hypernova
explodiert sein.
Sollte sich der Zusammenhang zwischen Sternentstehungsgebieten und Gamma-Ray-Bursts
bestätigen, wäre dies auch aus kosmologischer Sicht interessant.
"Dank ihrer Helligkeit hätte man dann nämlich auch Indikatoren für
Sternentstehung am anderen Ende des Universums", so Jens Hjorth von
der Universität von Kopenhagen.