Was Gamma-Ray-Bursts, jene energiereichsten
Explosionen im Universum verursacht, darüber rätseln Astronomen
bis heute. Jetzt glaubt ein amerikanischer Wissenschaftler, dass man
nicht nur nach einer, sondern nach zwei Ursachen suchen muss: Kurze
und lange Gamma-Ray-Bursts, da ist er sich nach Auswertung von
mehreren Hundert dieser Gammastrahlen-Ausbrüche sicher, müssen
einen unterschiedlichen Ursprung haben.
Gamma-Ray-Burst, von denen an dieser Stelle schon viele
Male berichtet wurde, werden von Astronomen gerne als die
energiereichsten Explosionen im Universum nach dem Urknall
bezeichnet. Und da wurmt es natürlich jeden Forscher, dass die
Ursache dieser kurzzeitigen heftige
Strahlungsausbrüche im Gammastrahlen-Bereich schon seit mehr als 30
Jahren im Dunkeln liegt. Nach der Analyse von mehreren Hundert Burst-Ereignisse
glaubt nun Dr. Jay Norris vom NASA Goddard Space Flight Center,
dass man bei der Ursachenforschung kurze Gamma-Ray-Bursts von
unter zwei Sekunden Dauer und die längeren unterschieden
muss.
"Die Quelle der Gamma-Ray-Bursts ist eine der großen
Geheimnisse der modernen Astronomie", erläutert Noris.
"Aber nicht alle Gamma-Ray-Bursts müssen von der selben
Quelle stammen. Es gibt mehr und mehr Hinweise darauf, dass die
kurzen Bursts deutlich anders sind." Gamma-Ray-Bursts
treten ohne Vorwarnung irgendwo am Himmel auf und können nur
Bruchteile von Sekunden oder manchmal auch einige Minuten andauern.
Aus Satellitenbeobachtungen weiß man, dass es im Schnitt mehrere
dieser Strahlungsausbrüche am Tag zu geben scheint. Die gängige
Theorien über ihre Entstehung vermuten die Verschmelzung von
Neutronensternen oder Schwarzen Löchern sowie gewaltige Hypernova
genannte Sternexplosionen.
Norris und sein Team haben sich nun angeschaut, welche
Charakteristik die Strahlung hat, die von einem Gamma-Ray-Burst auf
der Erde ankommt: Wie viele Pulse hat der Ausbruch und wie groß ist
die Verzögerung zwischen Pulsen niedriger Energie und hoher
Endrgie. Die Wissenschaftler fanden dabei signifikante Unterschiede
zwischen langen und kurzen Gamma-Ray-Bursts.
Ein Problem ist, dass sich die kurzen Gamma-Ray-Bursts
recht schwer beobachten lassen, da sie nur sehr kurze Zeit zu sehen
sind und man bei ihnen - im Gegensatz zu den längeren Bursts
- kein langsam schwächer werdendes optisches Gegenstück gefunden
hat, aus dem man Rückschlüsse auf ihre Ursache ziehen könnte.
"Wir wissen wirklich sehr wenig über kurze Gamma-Ray-Bursts",
unterstreicht Teammitglied Jerry Bonell. "Wir haben bei ihnen
kein Gegenstück im Optischen gefunden und sind so ausschließlich
auf die Gammastrahlen-Daten angewiesen."
Die Wissenschaftler spekulieren, dass kurze Gamma-Ray-Bursts
durch die Verschmelzung eines Doppel-Neutronensternsystems entstehen
könnten - eine Theorie, die für lange Bursts etwas aus der
Mode gekommen ist. Deutlich bessere Daten zur Untersuchung der
kurzen Bursts erhoffen sich die Forscher vom unlängst
gestarteten High-Energy Transient Explorer (HETE-2) und dem
Swift-Satelliten, dessen Start im Jahr 2003 vorgesehen ist.