Die Astronomen sind der Enträtselung der mysteriösen
Gammastrahlungs-Ausbrüche einen Schritt näher gekommen. Wie James Reeves von der
Universität Leicester und seine Kollegen in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts
Nature berichten, konnten sie im Nachglühen eines Gamma-Ausbruchs den
spektralen Fingerabdruck einer Supernova-Explosion nachweisen. Beobachtungen mit
dem Röntgensatelliten XMM-Newton zeigten eine heiße Gaswolke, die sich
mit hoher Geschwindigkeit vom Ort des Gamma-Ausbruchs wegbewegt. Die Wolke
enthält eine Mischung der Elemente Magnesium, Silizium, Schwefel, Kalzium und
Argon - typisch für die Überreste eines explodierten Sterns.
Jeden Tag wird die Erde von ein oder zwei nur Sekundenbruchteile dauernden
Schauern hochenergetischer Gammastrahlung getroffen. Zwar wissen die Astronomen,
dass diese Strahlung ihren Ursprung in fernen Galaxien haben muss, über ihre
Ursache können sie bislang aber nur spekulieren. Die favorisierten Modelle der
Forscher sind dabei der Zusammenprall zweier Neutronensterne und die Explosion
extrem massereicher Sterne.
Die Beobachtungen von Reeves und seinen Kollegen belegen nun, dass dem
Gamma-Ausbruch eine Supernova-Explosion vorangegangen sein muss. Die Daten des
Röntgensatelliten zeigen, dass sich das 50 Millionen Grad heiße Gas mit einer
Geschwindigkeit von 26.000 Kilometern in der Sekunde bewegt - fast einem Zehntel
der Lichtgeschwindigkeit. Daraus konnten die Wissenschaftler errechnen, dass die
Sternexplosion zwischen 10 und 100 Stunden vor dem Gamma-Ausbruch stattgefunden
haben muss. Zwar bleibt weiterhin unklar, welcher Vorgang schließlich zur
Erzeugung der Gammastrahlen führt. Der Zusammenprall zweier Neutronensterne kann
jedoch, so Reeves, definitiv als Ursache der Gamma-Ausbrüche ausgeschlossen
werden.