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Der Ursprung des heißen Exoplaneten WASP-121b
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Astronomie astronews.com
2. Juni 2025
Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop James Webb
haben neue Hinweise auf die Entstehungsgeschichte des heißen Exoplaneten
WASP-121b geliefert. Dies gelang durch Nachweis mehrerer wichtiger Moleküle:
Wasserdampf, Kohlenmonoxid, Siliziummonoxid und Methan. Insbesondere der
Nachweis von Methan deutet auf starke vertikale Winde auf der kühleren
Nachtseite des Planeten hin.

Diese künstlerische Darstellung zeigt die
Phase, in der WASP-121b den Großteil seines Gases
angesammelt hat – wie es die neuesten Ergebnisse
nahelegen. Die Illustration deutet darauf hin,
dass der entstehende Planet seine ferne
Umlaufbahn von festen Partikeln ("Pebbles")
geräumt hatte, die Wasser in Form von Eis
speicherten. Dadurch entstand eine Lücke, die
verhinderte, dass weitere Partikel den Planeten
erreichten. WASP-121b muss anschließend aus den
kalten, äußeren Bereichen in die Nähe des inneren
Scheibenbereichs gewandert sein, wo er nun nahe
bei seinem Stern kreist.
Bild:
T. Müller (MPIA/HdA - CC BY-SA) [Großansicht] |
WASP-121b ist ein ultraheißer Riesenplanet, der seinen Mutterstern in einer
Entfernung umkreist, die nur etwa dem doppelten Durchmesser des Sterns
entspricht. Eine Umrundung dauert etwa 30,5 Stunden. Der Planet weist zwei
unterschiedliche Hälften auf: eine, die immer dem Mutterstern zugewandt ist und
an einigen Stellen Temperaturen von über 3000 Grad Celsius erreicht, und eine
ewige Nachtseite, auf der die Temperaturen auf 1500 Grad sinken. "Die
Temperaturen auf der Tagseite sind hoch genug, dass hitzebeständige Materialien
– gewöhnlich Feststoffe – als gasförmige Bestandteile der Planetenatmosphäre
existieren können", erklärt Thomas Evans-Soma. Er ist Astronom am
Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg und an der University of
Newcastle in Australien.
Das Team untersuchte die Häufigkeit von Verbindungen, die bei sehr
unterschiedlichen Temperaturen verdampfen, um Hinweise auf die Entstehung und
Entwicklung des Planeten zu erhalten. "Gase sind leichter zu identifizieren als
Flüssigkeiten und Feststoffe", erklärte Cyril Gapp, Student am MPIA. "Da dort
viele chemische Verbindungen gasförmig sind, nutzen Astronomen WASP-121b als
natürliches Labor, um die Eigenschaften planetarer Atmosphären zu untersuchen."
Das Team kam zu dem Schluss, dass WASP-121b den größten Teil seines Gases
wahrscheinlich in einer Region angesammelt hat, die kalt genug ist, damit Wasser
gefroren bleibt, aber warm genug, damit Methan verdampfen und als Gas existieren
kann.
Da Planeten in einer Scheibe aus Gas und Staub entstehen, die einen jungen
Stern umgibt, treten solche Bedingungen in Entfernungen auf, in denen die
Strahlung des Sterns die entsprechenden Temperaturen erzeugt. In unserem
Sonnensystem liegt diese Region zwischen den Umlaufbahnen von Jupiter und
Uranus. Dies ist bemerkenswert, da sich WASP-121b nun gefährlich nahe an der
Oberfläche seines Muttersterns befindet. Daraus lässt sich schließen, dass er
nach seiner Entstehung eine lange Reise von den eisigen Außenregionen zum
Zentrum des Planetensystems unternommen hat.
Silizium wurde als Siliziummonoxid in gasförmiger Form nachgewiesen.
Ursprünglich gelangte es jedoch über Gesteinsmaterial wie Quarz, das in
Planetesimalen – im Wesentlichen Asteroiden – gespeichert war, in den Planeten,
nachdem dieser den größten Teil seiner Gashülle gebildet hatte. Die Entstehung
von Planetesimalen dauert einige Zeit, was darauf hindeutet, dass dieser Prozess
in den späteren Phasen der Planetenentwicklung stattfand.
Die Planetenentstehung beginnt mit eisigen Staubpartikeln, die zusammenkleben
und allmählich zu zentimeter- bis metergroßen Kieselsteinen wachsen. Diese
ziehen umgebendes Gas und kleine Partikel an und beschleunigen so ihr Wachstum.
Das sind die Saatkörner zukünftiger Planeten wie WASP-121b. Der
Strömungswiderstand des umgebenden Gases bewirkt, dass die Kieselsteine
spiralförmig nach innen in Richtung des Sterns wandern. Währenddessen beginnt
das in ihnen enthaltene Eis in den wärmeren inneren Regionen der Scheibe zu
verdampfen.
Auf ihrer Umlaufbahn um ihren Mutterstern können die jungen Planeten so groß
werden, dass sie erhebliche Lücken in der protoplanetaren Scheibe hinterlassen.
Dadurch wird die Drift der Kieselsteine nach innen und die Zufuhr von Eis
gestoppt, es bleibt jedoch genügend Gas für den Aufbau einer ausgedehnten
Atmosphäre. Im Fall von WASP-121b scheint dies an einer Stelle geschehen zu
sein, an der Methan-Kiesel verdampften und das Gas, das der Planet mit
Kohlenstoff versorgte, anreichern konnten. Im Gegensatz dazu blieben
Wasserkiesel gefroren und schlossen den darin gebundenen Sauerstoff ein.
Dieses Szenario erklärt am besten, warum Evans-Soma und Gapp ein größeres
Verhältnis von Kohlenstoff zu Sauerstoff in der Atmosphäre des Planeten als in
seinem Mutterstern beobachteten. WASP-121b zog auch nach dem Ende des Zuflusses
sauerstoffreicher Kieselsteine weiterhin kohlenstoffreiches Gas an, wodurch sich
die endgültige Zusammensetzung seiner Atmosphäre festigte.
Wenn sich die Temperatur einer Atmosphäre verändert, ist zu erwarten, dass
sich die Mengen verschiedener Moleküle, wie Methan und Kohlenmonoxid, anpassen.
Bei den extrem hohen Temperaturen auf der Tagseite von WASP-121b ist Methan sehr
instabil und kommt nicht in nachweisbaren Mengen vor. Astronomen haben für
Planeten wie WASP-121b ermittelt, dass Gas aus der Tagseite schneller in die
relativ kühle Nachtseite gelangen sollte, als sich die Gaszusammensetzung an die
niedrigeren Temperaturen anpassen kann. Unter diesem Szenario wäre zu erwarten,
dass die Methankonzentration auf der Nachtseite ebenso wie auf der Tagseite
vernachlässigbar ist.
Als die Astronomen stattdessen reichlich Methan auf der Nachtseite von
WASP-121b nachwiesen, war dies eine völlige Überraschung. Um dieses Ergebnis zu
erklären, schlägt das Team vor, dass Methangas auf der Nachtseite schnell wieder
aufgefüllt werden muss, um seine hohe Konzentration aufrechtzuerhalten. Ein
plausibler Mechanismus hierfür sind starke vertikale Strömungen, die Methangas
aus den unteren Schichten der Atmosphäre aufsteigen lassen. Dank der relativ
niedrigen Temperaturen auf der Nachtseite und des hohen
Kohlenstoff-Sauerstoff-Verhältnisses der Atmosphäre sind sie reich an Methan.
"Dies stellt die dynamischen Modelle von Exoplaneten in Frage. Sie müssen
wahrscheinlich angepasst werden, um die starke vertikale Durchmischung
nachzubilden, die wir auf der Nachtseite von WASP-121b entdeckt haben", so
Evans-Soma.
Das Team verwendete den Nahinfrarotspektrografen NIRSpec des
Weltraumteleskops James Webb, um WASP-121b auf seiner gesamten
Umlaufbahn um seinen Mutterstern zu beobachten. Während sich der Planet um seine
eigene Achse dreht, variiert die von seiner Oberfläche empfangene
Wärmestrahlung, sodass unterschiedliche Teile seiner bestrahlten Atmosphäre für
das Teleskop sichtbar werden. Auf diese Weise konnte das Team die Bedingungen
und die chemische Zusammensetzung der Tag- und Nachtseite des Planeten
ermitteln.
Die Astronomen nahmen auch Beobachtungen auf, als der Planet vor seinem Stern
vorbeizog. Während dieser Phase filtert ein Teil des Sternenlichts durch den
Rand der Atmosphäre des Planeten und hinterlässt spektrale Fingerabdrücke, die
seine chemische Zusammensetzung verraten. Diese Art der Messung ist besonders
empfindlich für den Übergangsbereich, in dem sich Gase von der Tag- und
Nachtseite vermischen. "Das sich abzeichnende Transmissionsspektrum bestätigte
die mit den Emissionsdaten gemachten Nachweise von Siliziummonoxid,
Kohlenmonoxid und Wasser2, so Gapp. "Methan haben wir jedoch in der
Übergangszone von der Tag- zur Nachtseite nicht gefunden."
Über die Beobachtungen berichtet das Team in zwei Fachartikeln, die in der
Zeitschrift Nature Astronomy und im The Astronomical Journal erschienen
sind.
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