Neuer Blick auf Betelgeuse
von
Stefan Deiters astronews.com
17. Februar 2020
Die europäische Südsternwarte ESO hat am Freitag neue Bilder
des Riesensterns Betelgeuse vorgestellt, dessen Helligkeit sich in den
vergangenen Wochen dramatisch verringert hatte. Interessant an den Bildern ist
auch die veränderte Form des Sterns. Eine unmittelbar
bevorstehende Explosion Betelgeuses ist nach Ansicht von Fachleuten weiterhin
unwahrscheinlich.
Der Stern Betelgeuse im Sternbild Orion ist als markanter Schulterstern des
Himmelsjägers vor allem im Winter kaum zu übersehen. Wer aber in den letzten
Monaten genau hinschaute,
konnte bemerken, dass sich die Helligkeit
des Riesensterns um mehr als die Hälfte verringert hat. Bei Betelgeuse handelt
es sich um einen massereichen Stern am Ende seiner Entwicklung. Man geht davon
aus, dass er irgendwann als Supernova explodiert.
Als die Helligkeitsänderung bekannt wurde, konnte man in manchen Medien
Spekulationen über eine unmittelbar bevorstehende Explosion des Sterns lesen -
eine Theorie, die von Astronominnen und Astronomen, die sich mit solchen Sternen
und ihrer Endphase befassen, als sehr unwahrscheinlich bewertet wurde.
Betelgeuse gilt als veränderlicher Stern und seine Helligkeit hat in den
vergangenen Jahrzehnten regelmäßig geschwankt.
Ende des vergangenen Jahres hat ein Team nun Betelgeuse mit dem Very Large
Telescope (VLT) der europäischen Südsternwarte ESO anvisiert und mithilfe des
Instruments SPHERE einen Blick auf die Oberfläche des Sterns geworfen. Ähnliche
Beobachtungen waren auch im Januar 2019 gemacht worden, also zu einem Zeitpunkt,
als die Verdunklung des Sterns noch nicht eingesetzt hatte. Auf diesen im
sichtbaren Bereich des Lichts aufgenommenen Bildern lassen sich sowohl
Veränderungen der Helligkeit als auch der Form des rund 700 Lichtjahre
entfernten Sterns erkennen.
Für diese Veränderungen hat die Team zwei mögliche Erklärungen, eine
unmittelbar bevorstehende Explosion gehört allerdings weiterhin nicht dazu: "Die beiden
Szenarien, an denen wir arbeiten, bestehen in einer Abkühlung der Oberfläche
aufgrund einer außergewöhnlichen Sternaktivität oder eines Staubauswurfs in
unsere Richtung", erklärt Miguel Montargès, von der KU Leuven in Belgien.
"Natürlich ist unser Wissen über die Roten Überriesen noch unvollständig, und
wird sind immer noch dabei sie zu erforschen, so dass Überraschungen
nicht ausgeschlossen sind."
"Das Paranal-Observatorium der ESO ist eine der wenigen Einrichtungen, die in
der Lage sind, die Oberfläche von Betelgeuse abzubilden", fährt Montargès fort.
Mit den Instrumenten des Very Large Telescope lassen sich Beobachtungen vom
Sichtbaren bis zum mittleren Infrarot machen, so dass das Team sowohl die
Oberfläche von Beteigeuze als auch das Material in seiner Umgebung sehen kann.
"Nur so können wir verstehen, was mit dem Stern geschieht."
Weitere, auch am Freitag vorgestellte Beobachtungen zeigen den Staub rund um
Betelgeuse. Diese Aufnahmen wurden mit dem Instrument VISIR des VLT gewonnen.
"Rote Überriesen wie Betelgeuse erzeugen im Laufe ihres Lebens riesige Mengen an
Material und stoßen es aus, noch bevor sie als Supernovae explodieren", so Emily
Cannon, eine Doktorandin an der KU Leuven. "Die moderne Technologie hat es uns
ermöglicht, diese Objekte, die Hunderte von Lichtjahren entfernt sind, in noch
nie dagewesener Detailgenauigkeit zu studieren, was uns die Möglichkeit gibt,
das Geheimnis zu lüften, was ihren Massenverlust auslöst."
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