Satellit soll Kohlendioxid ins Visier nehmen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Bremen astronews.com
4. Dezember 2019
Zu den Beschlüssen der jüngsten
ESA-Mitgliedsstaaten-Konferenz in Sevilla gehörte auch die Freigabe von Geldern
für das COPERNICUS-Programm zur Erdbeobachtung. In dessen Rahmen soll nun ein
Satellitenkonzept realisiert werden, das schon zuvor für eine ESA-Mission im
Gespräch war: CO2M wird das Kohlendioxid in der Atmosphäre erfassen.
Schematische Darstellung des Messkonzeptes
von CarbonSat, nun CO2M.
Bild: ESA [Großansicht] |
Die Europäische Weltraumagentur hat den Bau eines neuen
Treibhausgas-Satelliten beschlossen und dafür entsprechende Mittel freigegeben –
und Forschungen der Universität Bremen sind dafür entscheidend gewesen. Der neue
Satellit basiert auf dem CarbonSat-Konzept des Instituts für
Umweltphysik (IUP). Seit über zehn Jahren forschen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler des IUP an Konzepten zur verbesserten - durch Flugzeuge und
Satelliten gestützten - Überwachung von Treibhausgasemissionen.
Das vom Institut für Umweltphysik entwickelte CarbonSat-Satellitenkonzept
basiert auf der Aufnahme räumlich hochaufgelöster Bilder der Treibhausgase CO2
und Methan. Mittels dieser Bilder können unter anderem die Abgasfahnen
lokalisierter starker CO2-Quellen wie Kraftwerke, Industrieanlagen
und Städte sichtbar gemacht und daraus deren Emissionen bestimmt werden.
Auf der Ministerratskonferenz der ESA, die in der vergangenen Woche in
Sevilla stattfand (astronews.com berichtete), wurde beschlossen, die Mittel für
den Bau des Treibhausgas-Satelliten CO2M im Rahmen des europäischen
COPERNICUS-Programms bereitzustellen. Geplant ist eine Konstellation von
mehreren CO2M-Satelliten, die ab 2025 in die Umlaufbahn gebracht werden sollen.
"Die Entscheidung der ESA-Ministerratskonferenz, die Mittel für CO2M
bereitzustellen, bestätigt uns als Forschende am IUP", freut sich Heinrich
Bovensmann, der von 2010 bis 2015 wissenschaftlicher Leiter von CarbonSat
war. "Wir werden weiter an innovativen Fernerkundungsmethoden forschen, die
nicht nur wissenschaftlich, sondern auch umweltpolitisch von hoher Relevanz
sind." Für sechs neue Copernicus-Missionen inklusive CO2M haben die ESA
Mitgliedsländer 1,8 Milliarden Euro bereitgestellt.
Nach der Fertigstellung des CO2M-Systems wird Europa über eine einzigartige
und unabhängige wissenschafts- und politikrelevante Informationsquelle verfügen.
Die Wissenschaftler des Instituts für Umweltphysik engagieren sich weiterhin
beim Aufbau des Systems, so beispielsweise mit der Entwicklung von innovativen
Datenanalysemethoden und flugzeuggestützten Treibhausgasmessungen.
"Es gibt weltweit ein großes Interesse an entsprechenden Informationen.
Bisher konnte ich auf diesbezügliche Anfragen immer nur antworten, dass
derzeitige Satelliten nur sehr eingeschränkt Informationen über
CO2-Emissionsquellen liefern. Das wird sich zukünftig ändern," sagt Dr. Michael
Buchwitz vom IUP. Er berät als Mitglied eines internationalen Expertenteams die
Europäische Weltraumagentur ESA und die Europäische Kommission bei der
Realisierung des Konzeptes.
Das CO2M-Konzept basiert letztlich auf den Erkenntnissen des ebenfalls in
Bremen unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor John P. Burrows
entwickelten Satellitensensors SCIAMACHY. Das von Bovensmann und Kollegen
vorangetriebene CarbonSat-Messkonzept wurde vor zehn Jahren mit Mitteln
der Bremer Wirtschaftsförderung, der Universität Bremen und der DLR
Raumfahrt-Agentur gefördert.
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