Sommer auch am Himmel
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juli 2017
Der Sommer ist da: Am nächtlichen Himmel sind die
Sternbilder der wärmsten Jahreszeit in voller Schönheit zu sehen. Die Venus
leuchtet am Morgen, zum Monatsende kündigt Sirius den Beginn der Hundstage an.
Das helle Band der Milchstraße lässt sich im Südosten in voller Schönheit
bewundern. Der Abstand zur Sonne ist am 3. Juli am größten.
Der Jupiter und der Mond am Abend des 28. Juli am westlichen
Himmel.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Es ist Sommer - auch wenn sich dies in den letzten Tagen in manchen
Landesteilen eher durch die Temperatur des Regens bemerkbar gemacht hat. Für die
Astronomen ist der Juli der erste komplette Sommermonat des Jahres. In den
kurzen und meist warmen Nächten bleibt man auch schon einmal länger draußen und
beobachtet, wie die ersten Sterne langsam sichtbar werden.
Zu den in jedem Jahr wiederkehrenden astronomischen Daten zählen auch die Tage,
an denen die Erde ihren größten und ihren geringsten Abstand von der Sonne hat.
Astronomen nennen diese Punkte Aphel und Perihel. Der Punkt des
geringsten Abstands von der Sonne, das Perihel, wird jeweils Anfang Januar
durchlaufen, der Punkt mit dem größten Abstand Anfang Juli - in diesem Jahr am
3. Juli. Die Erde ist dann 152 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt,
Anfang Januar waren es "nur" 147 Millionen Kilometer.
Die Entstehung der Jahreszeiten, das wird dadurch noch einmal deutlich, hat
also nichts mit dem Abstand der Erde von der Sonne zu tun, sondern ausschließlich mit der Neigung der
Erdachse: Während eines Umlaufs um die Sonne bekommt dadurch einmal die
Nordhalbkugel und einmal die Südhalbkugel der Erde mehr Sonnenstrahlen ab. In unserem
Sommer ist die Nordhalbkugel der Sonne zugeneigt, auf der Südhalbkugel hingegen
herrscht Winter.
Passend zur Jahreszeit sind am Himmel noch immer die typischen
Sommersternbilder prominent vertreten: Wega im Sternbild Leier, Deneb im
Sternbild Schwan und Altair im Adler bilden das sogenannte
Sommerdreieck [Findkarte].
Doch auch der kommende Herbst kündigt sich mit dem Sternbild Pegasus
schon an. Ganz in der Nähe von Wega findet sich mit Epsilon Lyrae
ein bekanntes Vierfach-Sternsystem, von dem sich zwei Komponenten schon mit dem
Fernglas, alle vier mit einem kleinen Teleskop auflösen lassen. Epsilon Lyrae
ist rund 160 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Ende Juli beginnen die Hundstage. Ihren Namen haben sie von
Sirius, der bei uns eher als Stern des Winterhimmels bekannt
ist. Von den alten Ägyptern aber wurde Sirius, der hellste Stern am Himmel nach
unserer Sonne, "Hundsstern" genannt und sein Erscheinen dort im Sommer - zusammen mit
der sommerlichen Hitze - ist verantwortlich für die noch immer gebräuchliche
Bezeichnung "Hundstage". Für die Ägypter war das Erscheinen des Sirius ein Warnsignal, das die bevorstehende Flut des Nils ankündigte.
Schaut man gegen Mitternacht Richtung Süd-Osten und befindet sich fernab
störender Lichter, kann man das helle Band der Milchstraße in seiner ganzen
Pracht bewundern. Mit einem Feldstecher ist diese Region am Himmel eine wahre
Fundgrube: Ein Sternhaufen und Nebel reiht sich hier an den nächsten. Oberhalb
des Sternbilds Schütze finden sich die wohl eindrucksvollsten Nebel des
nördlichen Sternenhimmels: Der Lagunen-Nebel (M8) und der etwas
nördlich davon gelegene Trifidnebel (M20) [Findkarte].
Der Lagunen-Nebel ist größer und heller als der Trifidnebel und rund 5.000
Lichtjahre von der Erde entfernt. Mit einem kleinen Teleskop erkennt man
bereits, dass der Nebel von einem dunklen Band aus Staub geteilt wird, das dem
Nebel seinen Namen gab. Der Trifidnebel ist rund 9.000 Lichtjahre von der Erde
entfernt und ist besonders durch ein eindrucksvolles Bild des
Hubble-Weltraumteleskops bekannt geworden. Es zeigte eine stellare Kinderstube
voller Sternenembryos, die von der intensiven Strahlung eines nahen Riesensterns
langsam aufgelöst wird (siehe
Bild des Tages vom 28.
April 2009).
Unter den Planeten ist unser Nachbar Venus weiterhin am
Morgenhimmel zu sehen. Mars hingegen ist nicht zu sehen, er
steht am 27. Juli 2017 in Konjunktion mit der Sonne und erreicht mit 397
Millionen Kilometern seinen größten Abstand von der Erde in diesem Jahr. Der Gasriese Jupiter befindet sich im Sternbild
Jungfrau und ist abends im Westen zu sehen. Er geht allerdings immer früher
unter. Der Ringplanet Saturn befindet sich im Sternbild
Schlangenträger. Er hatte im vergangenen Monat seine Oppositionsstellung
erreicht, in den frühen Morgenstunden ist er allerdings nicht mehr zu sehen.
Zum Monatsende könnte auch der Meteorschauer der Delta Aquariden
sichtbar
sein, dessen Ausstrahlungspunkt im Sternbild Wassermann liegt. Es handelt sich
aber um einen relativ unauffälligen Meteorstrom. Das Maximum wird für die ersten
Stunden des 29. Juli erwartet. Den ganzen Juli über sind die Alpha Capricorniden mit dem Ausstrahlungspunkt im Steinbock aktiv. Experten erwarten
aber nicht mehr als vielleicht fünf Objekte pro Stunde im Maximum am 29. Juli. Auch die
ersten Perseiden könnten in der zweiten Julihälfte schon zu
sehen sein.
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