Asteroidensonde mit Lander Mascot vor dem Start
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
27. November 2014 / Update 28./30. November 2014
Vor 14 Tagen hielt der kleine Kometenlander Philae
die Welt in Atem, am kommenden Sonntag soll ein Verwandter von Philae
zu seinem Abenteuer ins Sonnensystem starten: Der Asteroidenlander Mascot
wird mit der japanischen Sonde Hayabusa2 zum Asteroiden 1999 JU3
fliegen und den Brocken für einige Zeit hüpfend erkunden.

Die japanische Raumsonde Hayabusa2 soll
Sonntag zum Asteroiden 1999 JU3 starten. Mit an
Bord ist der Lander MASCOT der auf dem Asteroiden
aufsetzen und mit vier Instrumenten Messungen
durchführen wird.
Bild: DLR
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Am 30. November 2014 um 5.24 Uhr MEZ wird es soweit sein: Der
Asteroidenlander Mascot (Mobile Asteroid Surface Scout) startet an Bord
der japanischen Hayabusa2-Sonde vom Tanegashima Space Centre zum
Asteroiden 1999 JU3. Rund vier Jahre wird die Reise dauern, bis die Sonde der
japanischen Raumfahrtagentur JAXA an ihrem Ziel ankommt. Dann soll der Lander
Mascot des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit seinen
vier Instrumenten auf der Asteroidenoberfläche abgesetzt werden.
Der zehn Kilogramm leichte Lander wird auf 1999 JU3 mit Hilfe eines
Schwungarms in seinem Inneren bis zu 70 Meter weit hüpfen - und so erstmals
Messungen an verschiedenen Orten auf einer Asteroidenoberfläche durchführen. Die
Hayabusa2-Sonde soll im Flug währenddessen Bodenproben aufnehmen und
anschließend zur Erde zurückbringen. Die Mission erfolgt in einer Kooperation
mit der japanischen und der französischen Raumfahrtagentur. "Nach der
einzigartigen Kometenlandung von Philae in diesem Jahr ist dies die
nächste Etappe einer aufregenden Reise ins All - und ein gutes Beispiel für die
Fortführung internationaler Kooperationen", sagt Prof. Hansjörg Dittus,
DLR-Raumfahrt-Vorstand.
Mehrere Stürze durch die Schwerelosigkeit eines Fallturms, heftige
Vibrationstests auf dem Schütteltisch und Weltraumbedingungen in der
Thermalvakuumkammer - alles das hat Asteroidenlander Mascot als
Vorbereitung für seine Reise durchs All überstehen müssen. "Mascot
musste leicht, aber gleichzeitig auch sehr stabil sein", erläutert
DLR-Projektleiterin Dr. Tra-Mi Ho vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme. "Das
war eine ebenso große Herausforderung wie die Integration von vier Instrumenten
auf wirklich kleinem Raum".
Gerade einmal 30 mal 30 mal 20 Zentimeter- vergleichbar mit einem Schuhkarton
- ist das Landegerät Mascot klein. Das DLR-Institut für
Planetenforschung steuert ein Radiometer (MARA) bei, das unter anderem die
Temperatur auf der Asteroidenoberfläche messen wird, sowie die Kamera MASCAM,
die bereits beim Abstieg auf den Asteroiden erste Aufnahmen erstellen wird und
vor Ort die Feinstruktur des Bodens untersuchen soll. Die TU Braunschweig wird
mit einem Magnetometer (MasMag) die Magnetisierung des Gesteins erforschen, die
französische Raumfahrtagentur CNES analysiert mit dem Spektrometer MicrOmega die
Minerale und Gesteine von 1999 JU3.
Bevor Mascot ausgesetzt wird, soll aber zunächst die japanische
Hayabusa2-Sonde um den Asteroiden kreisen und ihn kartographieren. Auf der
Oberfläche selbst wird Mascot dann wiederum ein Späher für die
Muttersonde Hayabusa2 sein, die aufwirbelnde Asteroidenpartikel einsaugen und
zur Erde bringen soll. "Die Daten, die unser Lander misst, werden unter anderem
auch die Informationen der Sonde und der Labor-Analysen auf der Erde ergänzen",
betont Projektleiterin Tra-Mi Ho.
Aus einer Höhe von etwa 100 Metern wird Mascot auf den Asteroiden
fallen, der einen Durchmesser von gerade einmal einem Kilometer und ein
60.000stel der Erdanziehungskraft hat. Zwei komplette Asteroidentage und -nächte
und somit bis zu 16 Stunden wird Mascot seine Messungen durchführen.
Die Wissenschaftler wollen durch ihre Untersuchungen vor allem den Ursprüngen
unseres Sonnensystems auf die Spur kommen: Der seit etwa 4,5 Milliarden Jahren
kaum veränderte Himmelskörper ermöglicht den Planetenforschern dabei den Blick
in die Vergangenheit. "Unser Zielasteroid 1999 JU3 gehört zu einer häufig
vorkommenden Klasse von erdnahen Asteroiden", sagt der wissenschaftliche
Sprecher für die Experimente auf dem Lander, Prof. Ralf Jaumann vom DLR-Institut
für Planetenforschung. "Teleskopmessungen von der Erde aus lassen vermuten, dass
er eventuell Wasser enthält." Damit besteht die Möglichkeit, dass Asteroiden
einst mit Einschlägen auf der Erde auch Wasser zu unserem Planeten gebracht
haben könnten.
Um die Landung auf Asteroid 1999 JU3 zu ermöglichen, arbeiteten mehrere
DLR-Institute mit dem Institut für Raumfahrtsysteme und dem Institut für
Planetenforschung zusammen: So war das DLR-Institut für Faserverbundleichtbau
und Adaptronik für die stabile Struktur des Landers zuständig. Das DLR-Institut
für Robotik und Mechatronik entwickelte den Schwungarm, der Mascot auf
dem Asteroiden hüpfen lässt.
Überwacht und betrieben wird Asteroidenlander
Mascot - ebenso wie Kometenlander Philae bei der Rosetta-Mission
- aus dem DLR-Kontrollzentrum des Nutzerzentrums für Weltraumexperimente (MUSC)
in Köln. "Wir werden Mascot voraussichtlich am 12. Dezember 2014 zum ersten
Mal nach dem Start einschalten und seinen 'Gesundheitszustand' überprüfen", sagt
Christian Krause aus dem Kontrollraum-Team des DLR.
Mit durch das All fliegen
auch rund 3.500 Namen und Botschaften, die auf zwei kleinen Folien eingetragen
und an Asteroidenlander Mascot befestigt wurden. Im Juli 2014 hatte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die
Weltraum-Fans aufgefordert, ihre Grüße mit auf die Reise zu schicken. Innerhalb
von wenigen Tagen trugen sich Tausende mit Namen und Wünschen ein. "Mach Deine
Sache ordentlich!" und "Alles Gute auf Deiner langen Reise!" so einige der
Einsendungen.
Update (28. November 2014): Der Start wurde von der JAXA
wegen erwarteten schlechten Wetters um mindestens einen Tag verschoben.
Update (30. November 2014): Die JAXA hat den Start von
Hayabusa2 wegen der auch am Montag noch erwarteten ungünstigen
Wetterbedingungen erneut verschoben. Starttermin ist nun der 3. Dezember.
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