Hüpfender Asteroidenlander nimmt Namen mit
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
8. Juli 2014
Wer seinen Namen noch zum Asteroiden 1999 JU3 mitreisen
lassen möchte, hat noch eine Woche lang Zeit, sich zu registrieren. Alle bis
dahin beim DLR eingegangenen Namen werden auf einer kleinen Folie am
hüpfenden Asteroidenlander Mascot die Reise antreten. Mascot
soll den Asteroiden 2018 an Bord der japanischen Sonde Hayabusa 2
erreichen.
Die japanische
Raumsonde Hayabusa 2 soll noch in diesem Jahr zum
Asteroiden 1999 JU 3 starten. Mit an Bord wird
auch der kleine Lander Mascot sein.
Bild: DLR [Großansicht] |
Gerade einmal so groß wie eine Briefmarke ist die Folie, die die Ingenieure
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) an ihrem Asteroidenlander
Mascot anbringen – mit den Namen derjenigen, die sich bis zum 15. Juli
2014 online auf einer speziellen
Webseite
registriert haben. Voraussichtlich am 24. November 2014 wird das Landegerät an
Bord der japanischen Hayabusa-2-Sonde dann auf seine vierjährige Reise
durch das Weltall starten und 2018 am Ziel ankommen.
Während Hayabusa 2 den Asteroiden umkreist und später Bodenproben
zur Erde zurückbringen soll, wird Mascot auf der Asteroidenoberfläche
mit vier Instrumenten vor Ort messen und sich dabei mit einem Schwungarm im
Inneren hüpfend von Stelle zu Stelle bewegen. So können zum ersten Mal Messungen
an unterschiedlichen Orten auf einem Asteroiden durchgeführt werden.
Zurzeit besteht Mascot, was für Mobile Asteroid Surface Scout
steht, noch die letzten Tests in Japan, bevor der zehn Kilogramm leichte Lander
an der Raumsonde Hayabusa 2 angebracht wird. "Bis zum Start wird ein
Team des DLR in Japan vor Ort sein und die letzten Vorbereitungen treffen",
erläutert Lander-Projektleiterin Dr. Tra-Mi Ho vom DLR-Institut für
Raumfahrtsysteme. Mit an Bord reisen unter anderem eine Kamera sowie ein
Radiometer des DLR-Instituts für Planetenforschung mit. Zwei weitere Instrumente
– ein Infrarotspektrometer und Magnetometer – steuern das IAS (Paris) - und die
TU Braunschweig bei. Ein weiterer Mitreisender ist eine Folie, auf die die Namen
der virtuellen Weltraumreisenden gelasert wurden. "So hat Mascot eine Begleitung
auf dem Weg zum Asteroiden 1999 JU 3."
Die Mission Hayabusa 2 ist die Nachfolgerin für die erfolgreiche
japanische Mission Hayabusa, von der Partikel des Asteroiden Itokawa
zur Erde gebracht wurden. Dieses Mal jedoch kommt zusätzlich ein Lander hinzu,
den das DLR entwickelt, gebaut und getestet hat. In einem 30 mal 30 mal 20
Zentimeter kleinen "Kasten" sind vier Instrumente auf kleinstem Raum
untergebracht. Damit Mascot ein Leichtgewicht und dennoch stabil ist,
entwickelte das DLR-Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik eine
Außenstruktur aus Kohlefaserverbundstoff.
Außerdem ist der "Scout" beweglich und kann somit erstmals in der Geschichte
der Planetenforschung Messungen an mehreren Stellen auf einer
Asteroidenoberfläche durchführen: Er hat einen Schwungarm, den das Robotik- und
Mechatronikzentrum des DLR beisteuerte. Damit kann er sich nicht nur durch
Hüpfen umdrehen, sondern auch Sprünge von 60 bis zu 200 Metern Weite leisten.
Die Herausforderung bei der Mission ist die geringe Anziehungskraft des
Asteroiden. Sie beträgt gerade einmal ein 60.000-stel der Erdanziehungskraft und
reicht deshalb auch nicht dazu aus, den Lander aus der Hayabusa-Sonde
"herauszuziehen". Deshalb wird Mascot mit einem Federmechanismus aus
seiner Halterung herausgedrückt und fällt aus nur 100 Metern Entfernung in
Richtung 1999 JU 3. Geschieht dies zu schnell, könnte Mascot abprallen.
Auch das Hüpfen von Ort zu Ort muss so programmiert werden, dass der Lander
dabei nicht die Fluchtgeschwindigkeit erreicht und ins Weltall fliegt.
Auf der Asteroidenoberfläche wird Mascot dann unter anderem
untersuchen, aus welchen Materialien der Boden des Asteroiden zusammengesetzt
ist und welche Temperaturen an der Oberfläche herrschen. Dies alles muss
allerdings autonom erfolgen, denn die Entfernung zwischen Asteroid und Erde ist
zu groß, um die Abläufe vom Boden aus zu steuern. Zwei komplette Asteroidentage
und -nächte – rund 16 Stunden – wird Mascot aktiv sein.
"Mit dem Asteroiden untersuchen wir einen Himmelskörper, der sich seit seiner
Entstehung vor 4,5 Milliarden Jahren kaum verändert hat", betont Projektleiterin
Dr. Tra-Mi Ho. Zudem gehört 1999 JU 3 zu einer Klasse von sehr häufig
vorkommenden erdnahen Asteroiden. Mit den Daten, die Mascot liefert,
lernen die Wissenschaftler somit mehr über die Entstehungszeit unseres
Sonnensystems, aber auch über die Asteroiden, die potenziell auf einem
Kollisionskurs mit der Erde sein könnten.
Auch die japanische Weltraumagentur JAXA hatte Interessierte bereits
eingeladen, ihren Namen an Bord der Sonde Hayabusa 2 mitreisen zu
lassen (astronews.com berichtete). Die Anmeldefrist
dazu ist allerdings schon seit längerer Zeit verstrichen.
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