Der Orbit des Planeten Fomalhaut b
von Stefan Deiters astronews.com
9. Januar 2013
Neue Beobachtungen des Weltraumteleskops Hubble
haben gezeigt, dass sich der Planet Fomalhaut b auf einer sehr
ungewöhnlichen, langgestreckten Bahn um seinen Zentralstern bewegt. Diese könnte
ihn in einigen Jahren direkt in einen Gürtel mit zahlreichen Gesteinsbrocken
führen, der Fomalhaut umgibt und der offenbar deutlich umfangreicher ist als bislang
angenommen.

Hubbles Blick auf den Planeten Fomalhaut b
(Kasten). Das helle Licht des Sterns wurde für
das Bild ausgeblendet.
Bild: NASA, ESA
und P. Kalas (University of California, Berkeley
und SETI Institute) [Großansicht] |
Dass es um den nur rund 25 Lichtjahre entfernten jungen Stern Fomalhaut eine
ausgedehnte Scheibe aus Staub und Gesteinsbrocken gibt und auch ein Planet um
die vergleichsweise nahegelegene Sonne kreist, wissen Astronomen schon seit
einigen Jahren (astronews.com berichtete). Neue Beobachtungen mit dem
Weltraumteleskop Hubble haben nun jedoch gezeigt, dass sich der "Fomalhaut b"
genannte Planet auf einem hochgradig elliptischen Orbit um seinen Stern bewegt
und der Bereich aus Staub und Gesteinsbrocken deutlich umfangreicher ist, als
bislang angenommen. Er erstreckt sich ab etwa 22 Milliarden Kilometer vom Stern
bis in eine Entfernung von fast 32 Milliarden Kilometern.
Auf seiner elliptischen Bahn nähert sich Fomalhaut b dem Stern Fomalhaut auf
bis zu etwa 7,4 Milliarden Kilometer an, kann sich aber auch bis zu über 43
Milliarden Kilometer von seiner Sonne entfernten. Die neuen Orbitberechnungen
erfolgten auf Grundlage der Hubble-Beobachtungen aus dem vergangenen
Jahr. Für eine Umrundung von Fomalhaut benötigt Fomalhaut b etwa 2.000 Jahre.
"Wir waren geschockt. Dies ist nicht das, was wir erwartet hatten", so Pauls
Kalas von der University of California in Berkeley und dem SETI Institute im
kalifornischen Mountain View.
Kalas und sein Team vermuten, dass eventuell ein anderer, bislang noch nicht
entdeckter Planet in dem System, Fomalhaut b auf seine ungewöhnliche Bahn abgelenkt haben
könnte. Ihre Beobachtungen und Analysen stellten sie gestern auf einer Tagung der
American Astronomical Society in Long Beach vor.
So könnte sich
Fomalhaut b einst in deutlich geringerem Abstand zu Fomalhaut befunden haben,
also ein heißer Jupiter gewesen sein. "Heiße Jupiter
werden manchmal durch dichte Begegnungen mit einem anderen Planeten gestreut",
erklärt Mark Clampin vom Goddard Space Flight Center der NASA. "Dabei bleibt ein
Planet im Inneren des Systems und einer wird hinausgekickt. Dies könnte der
Planet sein, der hinausgekickt wurde."
Die Hubble-Beobachtungen haben auch gezeigt, dass es in dem Gürtel aus Staub
und eisigen Trümmerteilen um Fomalhaut eine deutlich erkennbare Lücke gibt.
Diese könnte durch einen weiteren, bislang unentdeckten Planeten entstanden
sein. Die Details in der Staubscheibe rund um den jungen Stern, die dank Hubble
erkennbar sind, würden - so die Ansicht der Astronomen - eine weitere Suche nach
Planeten sinnvoll erscheinen lassen.
Sollte
sich die Scheibe aus Gas und Staub um Fomalhaut in der gleichen Ebene befinden,
wie die Bahn von Fomalhaut b, könnte der Planet um das Jahr 2032 herum genau diesen
Bereich durchlaufen. Dabei dürfte er mit zahlreichen Brocken zusammenstoßen, was
zu einem ähnlichen Feuerwerk führen würde wie die Kollision des Kometen
Shoemaker-Levy 9 mit Jupiter. Die Folgen dieser Zusammenstöße sollten sich im
Infraroten beobachten lassen. Durchläuft Fomalhaut b hingegen nicht den Gürtel
aus Staub und Gesteinsbrocken, wird man nur eine allmähliche Abnahme der Helligkeit des Planeten
beobachten können, wenn er sich immer weiter von seiner Sonne entfernt.
Fomalhaut ist für die Astronomen deswegen so interessant, weil es sich bei
dem Stern um ein sehr junges System handelt, das unserem Sonnensystem vor rund
vier Milliarden Jahren ähneln könnte. Und dank Fomalhaut b können sie hier vielleicht
in einige Jahren
auch beobachten, was passiert, wenn ein Planet eine eisige Region aus
Trümmerteilen durchläuft, die unserem Kuipergürtel ähnlich ist.
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