Edoardo Amaldi auf dem Weg zur ISS
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
23. März 2012
Nachschub für die Internationale Raumstation ISS: Der europäische
Raumfrachter
Edoardo Amaldi ist am Morgen an Bord einer Ariane-5-Rakete
ins All gestartet. Mit dem ATV-3 werden nicht nur Nahrungsmittel, Luft
und Wasser zur ISS gebracht, sondern auch Treibstoff, Ersatzteile und
Experimente. Das Andockmanöver ist für die Nacht auf Donnerstag
vorgesehen.
Start des ATV-3 Edoardo Amaldi an Bord einer
Ariane-5-Rakete.
Foto: ESA / S. Corvaja |
Das auf den Namen "Eduardo Amaldi" getaufte automatische
Transferfahrzeug (ATV) der ESA ist heute früh um 5.34 Uhr MEZ vom
europäischen Raumflughafen Kourou in Französisch-Guayana aus an Bord
einer Ariane-5-Trägerrakete zur Internationalen Raumstation ISS
gestartet. Bei den ATV-Raumfrachtern handelt es sich um die komplexesten
bisher in Europa gebauten Raumfahrzeuge. Sie wurden hauptsächlich
entwickelt, um die ISS mit lebenswichtigem Nachschub zu versorgen. Das
an die Raumstation angedockte ATV-3 wird aber während seiner
fünfmonatigen Mission von Zeit zu Zeit auch die Flugbahn des orbitalen
Außenpostens anheben.
Das ATV Eduardo Amaldi ist das dritte der fünf insgesamt
geplanten Versorgungsfahrzeuge, mit denen Europa seine Verpflichtungen
in Bezug auf die Einsatzkosten der Raumstation erfüllt. Diesmal konnten
Fertigung und Start zum ersten Mal innerhalb des anvisierten Zeitraums
von einem Jahr durchgeführt werden. "Die jährliche Versorgung der
Raumstation durch Europa wird hiermit Realität - dank des Engagements,
der Kompetenz und der guten Zusammenarbeit unserer Raumfahrtunternehmen,
der nationalen Raumfahrtagenturen und der ESA", freute sich
ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. "Das ATV-3 ist der Beweis für
Europas Fähigkeit zur Durchführung regelmäßiger, hochkomplexer Missionen
zur Unterstützung des anspruchsvollen bemannten Raumflugbetriebs in
Abstimmung mit seinen internationalen Partnern."
Das ATV verfügt über hochpräzise Navigationssysteme, eine äußerst
redundante Flugsoftware und ein völlig autonomes Selbstüberwachungs- und
Antikollisionssystem mit unabhängiger Stromversorgung, Kontrolle und
eigenständigen Triebwerken. "Wir sind stolz darauf, dass das
anspruchsvollste Raumfahrzeug für die ISS von der ESA bereitgestellt
wird", erklärte Thomas Reiter, ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und
Betrieb. "Gestützt auf die von der ESA und der europäischen
Raumfahrtindustrie für das ATV-Programm aufgebauten Kapazitäten und
Kompetenzen haben wir es nun in der Hand, diese Technologie
weiterzuentwickeln. Uns bietet sich ein breites Spektrum an
Möglichkeiten, um Beiträge zu künftigen Vorhaben zur Exploration des
Weltraums zu leisten."
Nach dem Start überquerte die von dem Unternehmen Arianespace betriebene
Ariane-5 mit ihrer 20 Tonnen schweren Nutzlast zunächst den
Atlantik in Richtung Azoren und Europa. Eine erste achtminütige Zündung
des Oberstufentriebwerks der Ariane brachte das ATV-3 dann in
eine um 51,6 Grad zum Äquator geneigte niedrige Erdumlaufbahn ein. Nach
einem 42-minütigen ballistischen Flug wurde die Oberstufe des Trägers
erneut gezündet, um die Umlaufbahn in einer Höhe von 260 Kilometer zu
stabilisieren. Nach 64 Minuten Flug konnte das Versorgungsfahrzeug
erfolgreich von der Oberstufe getrennt werden. 25 Minuten darauf begann
das ATV-3, seine vier Solarpaneele zu entfalten. Mit diesem kurzen
Vorgang konnte die Startphase erfolgreich abgeschlossen werden.
Edoardo Amaldi wird nun eine Reihe von Manövern durchführen, um
am 29. März um voraussichtlich 0.34 Uhr MESZ automatisch am russischen
Swesda-Modul der ISS andocken zu können. Die ATV-Mission wird
vom ATV-Kontrollzentrum, das sich auf dem Gelände der französischen
Raumfahrtagentur CNES in Toulouse befindet, gemeinsam mit den
ISS-Kontrollzentren in Moskau und Houston überwacht. Das Abdocken des
ATV von der ISS ist gegenwärtig für den 27. August 2012 geplant. Bis
dahin wird der Raumfrachter Teil der ISS sein und kann von der Besatzung
betreten werden.
Deutschland ist mit 48 Prozent an der Produktion des ATV beteiligt.
Insgesamt liefern 30 Unternehmen aus zehn europäischen Ländern sowie
acht Firmen aus Russland und den USA Bauteile und Komponenten für das
Raumfahrzeug.
|