Simulierte Marsmission beendet
von Stefan Deiters astronews.com
4. November 2011
Die Mars500-Mission ist beendet: 520 Tage lang
hatte eine sechsköpfige Mannschaft in einer Isolationseinrichtung bei Moskau
einen bemannten Flug zum Mars, die Erkundung des Roten Planeten und die Rückkehr
zur Erde simuliert. Heute hatte die Isolation ein Ende und die Luke zu dem
Komplex wurde wieder geöffnet.
Mars500-Teilnehmer Diego Urbina bei seinem
simulierten Spaziergang auf dem Mars.
Foto: ESA |
Seit Juni des vergangenen Jahres befanden sich die sechs
Mannschaftsmitglieder der simulierten Marsmission in einer speziellen
Isolationseinrichtung in der Nähe von Moskau. Heute nun sind sie "zur Erde
zurückgekehrt", wo sie nach einem kurzen Pressetermin zunächst vier Tage für
medizinische Untersuchungen in Quarantäne verbringen werden. Am Dienstag sollen
sie sich dann ausführlich zur ihren Erlebnissen und Eindrücken äußern.
Die Mission Mars500 war die erste Echtzeitsimulation einer bemannten
Marsmission. Sie fand in einem 550 Quadratmeter großen Komplex statt, in dem
alle Aspekte einer echten Raummission möglichst originalgetreu nachgebildet
waren - mit Ausnahme der Schwerelosigkeit, der Strahlung und des tatsächlichen
interplanetaren Raumflugs.
In den vergangenen fast eineinhalb Jahren wurden von der aus zwei Europäern,
drei Russen und einem Chinesen bestehenden Mannschaft ein Flug zum Mars, die
Landung auf dem Planeten und mehrere Weltraumspaziergänge auf marsähnlichem
Gelände simuliert. Alles sollte dabei so echt wie möglich erscheinen: So mussten
sie sich in ihrer fensterlosen Unterkunft mit der Eintönigkeit des Tagesablaufs,
mit der zeitverzögerten Kommunikation mit der Erde und dem vollständigen Mangel
an Tageslicht auseinandersetzen.
Ziel von Mars500 war es nicht, neue Technologien für eine Mission
zum Roten Planeten zu testen. Vielmehr sollte die menschliche Komponente einer
solchen mehr als ein Jahr dauernden Mission untersucht werden: Wie würde die auf
engstem Raum zusammenlebende Mannschaft auf die Isolation reagieren, welche
Konflikte können auftreten und wie beeinflusst dies die Gesundheit und die
Einsatzbereitschaft der Mannschaft?
Die Besatzung von Mars500 führte dazu Dutzende Experimente durch,
deren Daten Wissenschaftlern, Ingenieuren und Raumflugkontrolleuren darüber
Aufschluss geben, wofür die Raumfahrer der Zukunft gerüstet sein müssen. Dabei
erwies sich die Mannschaft während der gesamten Missionsdauer als geeintes und
stabiles Team. Es kam zu keinen größeren Konflikten und die Mission wurde
professionell wie eine wirkliche Reise zum Mars durchgeführt.
Ob die Ergebnisse des Mars500-Experiments nun tatsächlich Einfluss
auf die Planung einer künftigen Mission zum Mars haben werden, kann nur die
Zukunft zeigen. Interessante Ergebnisse verspricht aber allein schon die
Tatsache, dass hier sechs gesunde Menschen in kompletter Isolation über einen
langen Zeitraum wissenschaftlich begleitet werden konnten. Dies könnte
Informationen liefern, die auch auf der Erde von Bedeutung sind - etwa wie sich
bestimmte Ernährungsgewohnheiten auf unsere Gesundheit auswirken (astronews.com
berichtete).
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