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Raumsonde soll Asteroid Apophis begleiten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
28. November 2025
Am 13. April 2029 wird der erdnahe Asteroid Apophis in einem
Abstand von etwas weniger als 32.000 Kilometern an der Erde vorbeifliegen. Dabei
wird der Brocken nicht allein unterwegs sein, sondern soll bis zu sechs Monate
von der Raumsonde Ramses begleiten und aus der Nähe untersucht werden. Das Team
hofft auf neue Erkenntnisse über potentiell gefährliche Asteroiden.

Die ESA-Raumsonde Ramses soll den Asteroiden
Apophis bei seinem Vorbeiflug an der Erde
begleiten.
Bild: ESA-Science Office [Großansicht] |
Für kurze Zeit im Dezember 2004 sah es aus, als könne der Asteroid Apophis
der Erde gefährlich werden: Ein Einschlag im Jahr 2029 erschien möglich - und
hätte die getroffene Region verwüsten oder Tsunamis auslösen können (astronews.com
berichtete wiederholt). Mittlerweile gibt es längst Entwarnung. Forschende haben
die Flugbahn von Apophis mit höherer Genauigkeit berechnet und können einen
Zusammenstoß mit Sicherheit ausschließen. Stattdessen wird Apophis am 13. April
2029 in einem Abstand von nur knapp 32.000 Kilometern, weniger als einem Zehntel
der Entfernung zwischen Erde und Mond, an der Erde vorbeischrappen.
Ein solches Ereignis kommt statistisch nur einmal alle 5000 bis 10000 Jahre
vor. Die europäische Weltraumagentur (ESA) hat jetzt beschlossen, in
Zusammenarbeit mit der japanischen Weltraumagentur JAXA Apophis‘ Vorbeiflug an
der Erde mit einer Raumsonde, genannt Rapid Apophis Mission für Space Safety
(Ramses), über mehrere Monate zu begleiten. Auch ein Instrument vom
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) wird mit an Bord sein.
"Apophis hat sich vom Sorgenkind zum Glücksfall entwickelt. Die Möglichkeit,
einen Asteroiden bei einem solch nahen Vorbeiflug an der Erde zu beobachten, hat
es noch nie gegeben", betont Thorsten Kleine, Direktor am MPS. Wäre da nicht
seine beinahe aufdringliche Nähe zur Erde, würde Apophis nicht deutlich aus der
Gruppe erdbahnkreuzender Asteroiden herausstechen. Mit einer Länge von etwa 450
Metern und einer Breite von etwa 170 Metern ist Apophis von mittlerer Größe.
Zahlreiche ähnliche Brocken sind bekannt und schneiden auf ihrem Weg um die
Sonne regelmäßig die Umlaufbahn der Erde.
Um unseren Planeten in Zukunft vor Einschlägen solcher Körper zu schützen,
ist es entscheidend, ihre Eigenschaften möglichst genau zu kennen. Mit diesem
Wissen ließe sich möglicherweise eine Weltraummission entwickeln, die einen
bedrohlichen Brocken von seinem Kollisionskurs ablenken könnte. Die Raumsonde
Ramses leistet dafür wertvolle Vorarbeit. Ausgerüstet mit acht
wissenschaftlichen Instrumenten und begleitet von zwei Kleinsatelliten soll
Ramses möglichst viel über den erdnahen Besucher in Erfahrung bringen, etwa
seinen inneren Aufbau, seine Zusammensetzung, Dichte und Porosität. Zudem sollen
die Instrumente dokumentieren, wie sich der Brocken, seine Form, Flugbahn und
Eigenrotation unter dem Einfluss der Erdgravitation verändert.
Das Instrument Ramses Plasma Spektrometer (RPS) misst die Energie
und Verteilung der Ionen und Elektronen, welche die Raumsonde vor Ort umgeben
und mit dem Oberflächenmaterial des Asteroiden wechselwirken. Es wird vom MPS in
Zusammenarbeit mit dem Institut für Weltraumphysik im schwedischen Kiruna mit
auf die Reise geschickt. Die Forschenden interessieren sich unter anderem für
die dünne Wolke aus geladenen Teilchen, in die sich jeder Asteroid hüllt. Wenn
Sonnenwindteilchen auf seine Oberfläche treffen, schlagen sie dort Teilchen
heraus und erzeugen so eine Plasmawolke. Die Teilchen darin, die RPS nachweist,
geben Hinweise auf die Zusammensetzung des Asteroiden – an der Oberfläche und in
den oberflächennahen Schichten darunter. Diesen indirekten "Blick" unter die
Oberfläche kann nur RPS liefern. Das Instrument trägt so auch zu einem tieferen
Verständnis bei, wie sich die Oberflächen von Asteroiden bei ihrer Reise durchs
All nach und nach verändern. Forschende bezeichnen diesen Prozess als
Weltraumverwitterung.
"Ramses ist die erste Asteroidenmission, die ein Teilchenspektrometer mit
sehr hoher Auflösung mit im Gepäck hat. Wir haben nun erstmals die Möglichkeit,
die Plasmaumgebung eines Asteroiden an Ort und Stelle detailliert zu
untersuchen", unterstreicht Norbert Krupp, MPS-Wissenschaftler und Leiter des
RPS-Teams. Der dichte Vorbeiflug an der Erde wird Apophis für kurze Zeit sogar
durch den äußeren Strahlungsgürtel der Erde führen. Eingefangen vom
Erdmagnetfeld surren dort geladene Teilchen mit hohen Geschwindigkeiten um
unseren Planeten. Die Forschenden sind gespannt zu sehen, wie sich die
Plasmaumgebung eines Asteroiden in dieser extremen Umgebung verhält.
Im Vergleich mit der typischen Entwicklungszeit von Weltraummissionen ist die
Vorlaufzeit bis zur Begegnung mit Apophis ausgesprochen kurz. Bereits im
Frühjahr 2028 muss Ramses ins All starten, um den erdnahen Besucher
genau zum richtigen Zeitpunkt, zwei Monate vor dem Erdvorbeiflug, abzupassen und
dann sechs Monate lang zu begleiten. Die ESA setzt deshalb auf Instrumente,
deren Messprinzip sich bereits bewährt hat, etwa im Rahmen der im vergangenen
Jahr gestarteten ESA-Mission Hera zum erdnahen Asteroiden Dimorphos.
RPS hat eine etwas andere Vorgeschichte. Das Instrument ist ein fast
baugleicher Zwilling des Instrumentes PEP-JEI, das derzeit an Bord der
ESA-Raumsonde JUICE zu den Eismonden des Jupiters reist. "Die Bedingungen in der
Plasmaumgebung der großen Jupitermonde ähneln denen in Erdnähe. RPS ist für
seine künftige Aufgabe deshalb gut aufgestellt", erklärt RPS-Teammitglied Markus
Fränz.
Am Ziel angekommen, wird die Raumsonde Ramses nicht die einzige
Schaulustige sein. Geplant ist, dass kurz nach Apophis‘ Erdvorbeiflug (und damit
etwa zwei Monate später als Ramses) OSIRIS-APEX vor Ort eintreffen wird. Vor
zwei Jahren hatte die NASA-Sonde unter ihrem früheren Namen OSIRIS-Rex eine
Probe vom Asteroiden Bennu zurück zur Erde gebracht. Nun befindet sich
OSIRIS-APEX im Anflug zur Begegnung mit Apophis. Ebenso wird die Raumsonde
Destiny Plus der japanischen Weltraumagentur JAXA auf ihrem Weg zum
Asteroiden Phaeton an Apophis vorbeifliegen. Ramses und Destiny
Plus werden gemeinsam mit einer japanischen Rakete H3 ins All geschossen.
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