Keine Blitze auf Titan
Redaktion /
Pressemitteilung des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW astronews.com
12. Mai 2011
Der Saturnmond Titan fasziniert Astronomen nicht erst seit
die europäische Sonde Huygens Anfang 2005 auf seiner Oberfläche landete
und Bilder einer fremdartigen und gleichzeitig irgendwie vertrauten Welt zur
Erde funkte. Lange schon rätselt man beispielsweise, ob Blitze in der
Titanatmosphäre für die Entstehung komplexer organischer Verbindungen sorgen
könnten.
Wolken (auf
dieser Falschfarbenaufnahme der Sonde Cassini in
gelb) in der Atmosphäre des Saturnmonds Titan.
Bild: NASA / JPL / University of Arizona
/ University of Nantes / University of Paris
Diderot |
Georg Fischer vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und sein amerikanischer Kollege Don Gurnett
sind sich inzwischen sicher, dass es in der Atmosphäre des Saturntrabanten Titan
zu keinen oder nur zu sehr seltenen Blitzentladungen kommt. Das ist das Ergebnis
ihrer Studie, die die Forscher jetzt in den Geophysical Research Letters
veröffentlichten.
Seit dem Vorbeiflug von Voyager 1 am Titan im Jahr 1980 wird über die Existenz von Blitzentladungen in der Atmosphäre des größten Saturnmondes spekuliert.
"Solche Entladungen hätten Auswirkungen auf die Chemie seiner Stickstoff-Methan-Atmosphäre, und es könnten dabei sogar organische Verbindungen entstehen, die als Vorläufer für die Entstehung von Leben gelten",
erläutert Fischer die Bedeutung solcher Blitzentladungen.
Daher analysierte der Grazer Forscher zusammen mit Donald A. Gurnett von der University of Iowa die Daten des Instruments RPWS
(Radio and Plasma Wave Science) an Bord der Raumsonde Cassini bis zu ihrem 72. Vorbeiflug am Titan
und suchte dabei nach Radiosignaturen von möglichen Titanblitzen. Auf dem Saturnmond werden
immer wieder konvektive Methanwolken beobachtet, so dass Blitzentladungen nicht
unwahrscheinlich sind.
Trotzdem konnten, wie schon in einer ähnlichen Studie aus dem Jahr 2007, keine Blitze nachgewiesen werden.
"Daraus schließen wir, dass Blitze auf Titan entweder sehr selten sind oder einfach nicht existieren",
erläutert Fischer. Der Saturnmond Titan fasziniert Wissenschaftler schon seit
Jahren. Auf Grundlage von Daten der Saturnsonde Cassini und des
europäischen Titan-Landers Huygens vermutet man inzwischen, dass es es
auf dem Trabanten eine Flüssigkeitskreislauf wie auf der Erde gibt, dessen Basis
allerdings Methan und nicht Wasser ist.
Oft werden die Verhältnisse auf Titan auch mit denen auf der jungen Erde
verglichen, was die Frage aufwirft, ob auch auf dem Saturnmond Leben entstehen
könnte. Da man zahlreiche Stoffe, aus denen die Grundbausteine des Lebens auf
der Erde zusammengesetzt sind, in der Titanatmosphäre nachweisen konnte, hätten
Blitzentladungen die Energie bereitstellen können, die zur Entstehung von
komplexeren Molekülen nötig ist.
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