Gibt es Leben auf dem Saturnmond?
von Rainer Kayser
1. Februar 2005
Ein Team amerikanischer Forscher ist sich sicher: Da die Sonde Huygens
im vergangenen Monat eindeutige Hinweise auf flüssiges Methan auf dem Saturnmond
Titan ausgemacht hat, muss hier auch Leben existieren - oder es gibt eine Lücke
im allgemeinen Verständnis organischer Moleküle. Die Wissenschaftler fordern
daher eine weitere Mission zum Titan. Bei der ESA ist man allerdings eher
skeptisch.
Titans Oberfläche in Farbe, aufgenommen mit der Sonde Huygens im
letzten Monat.
Foto: ESA / NASA / University of Arizona |
Es muss auf dem Saturnmond Titan Leben geben, behauptet ein Team
amerikanischer Forscher, oder es gibt eine große Lücke in unserem Verständnis
der Entwicklung organischer Moleküle. Wenn es auf Titan tatsächlich Flüsse und
Seen aus flüssigem Methan gibt - und die Bilder der europäischen Sonde
Huygens sprechen dafür -, dann kann nach Ansicht der Wissenschaftler diese
Flüssigkeit die Rolle übernehmen, die Wasser für das Leben auf der Erde spielt.
Methan sei als Lösungsmittel für organische Reaktionen sogar viel besser
geeignet als Wasser. Die Forscher präsentieren ihre Überlegungen in der
Fachzeitschrift Current Opinion in Chemical Biology.
"Wenn Leben eine der chemischen Reaktivität innewohnende Eigenschaft ist,
dann sollte es Leben auf Titan geben", erklärt Steven Benner von der
University of Florida. Bislang gehen die meisten Astrobiologen allerdings
davon aus, dass flüssiges Wasser eine Grundvoraussetzung für die Entstehung von
Leben ist. Überall auf der Erde, wo es flüssiges Wasser gibt, findet man auch
Lebensformen. "Es gibt keine Chance für Leben auf Titan, denn es ist dort zu
kalt und es gibt dort kein flüssiges Wasser", erklärt Francois Raulin von der
europäischen Weltraumbehörde ESA.
Benner und seine Kollegen widersprechen dieser Ansicht: Wasser diene zwar als
Lösungsmittel für die chemischen Reaktionen in den irdischen Lebewesen - aber
Wasser sei nicht das einzige Lösungsmittel, das in Frage kommt. Tatsächlich
werden in der organischen Chemie häufig flüssige Kohlenwasserstoffe als
Lösungsmittel verwendet, da Wasser eine zu starke Reaktivität besitzt und "ein
Ärgernis ist", so Benner. Eines der großen ungelösten Rätsel der
Lebensentstehung sei, warum die ersten biologischen Moleküle nicht durch
Reaktionen mit Wasser wieder zerstört wurden.
Vielleicht hat sich das Leben auf der Erde nicht entwickelt, weil, sondern
obwohl es hier Wasser gibt. In einer Umgebung mit flüssigen Kohlenwasserstoffen
wie Methan oder Äthan könnten organische Moleküle und Lebensformen erheblich
stabiler sein. "Wir müssen mit einer Sonde auf Titan landen, die nicht nur
Minuten, sondern einige Wochen überlebt", fordert Benner deshalb. Vorerst haben
aber weder NASA noch ESA Pläne für eine weitere Titan-Mission.
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Huygens, Sonde zur Erkundung des Saturnmondes
Titan (ESA)
Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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