Eine kosmische Fledermaus im Orion
von Stefan Deiters astronews.com
15. März 2010
Ein kürzlich von der Europäischen Südsternwarte ESO
veröffentlichtes Bild zeigt einen interessanten Reflexionsnebel, der am Himmel
einige Grad von den auffälligen Gürtelsternen des Himmelsjägers entfernt liegt
und deswegen nicht so bekannt ist. Ganz unbeeinflusst von den hellen
Orion-Sternen scheint aber auch NGC 1788 nicht zu sein.

Aufnahme des Fledermausnebels NGC 1788.
Bild: ESO
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Wohl kaum jemand, der schon einmal an den nächtlichen Himmel
geschaut hat, kennt das auffällige Sternbild des Himmelsjägers Orion nicht.
Bekannt ist es vor allem wegen des Orion-Nebels, einer faszinierenden
Sternentstehungsregion. Etwas abseits gelegen befindet sich ein weiterer,
weniger bekannter Nebel: NGC 1788. Er liegt am Himmel nur wenige Grad von den
Gürtelsternen des Orion entfernt. Ein kürzlich veröffentlichtes Bild des
Wide Field Imager am MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop in La Silla zeigt diese
faszinierende Region.
Bei NGC 1788 handelt es sich um einen Reflexionsnebel. Er leuchtet also, weil
sein Gas und Staub das Licht einer Ansammlung aus jungen Sternen reflektiert.
So entsteht eine Struktur, die ein wenig an eine Fledermaus erinnert. NGC 1788
wird deswegen auch Fledermausnebel genannt. Die meisten Sterne, die sich in dem
Nebel befinden, sind durch Staub verdeckt. Eine der wenigen Ausnahmen ist HD
293815, der als heller Stern im oberen Teil der Wolke gerade oberhalb der
Bildmitte und der markanten dunklen Staubschwade zu sehen ist, die sich durch
den Nebel zieht.
NGC 1788 erscheint auf der Aufnahme zwar recht isoliert, wird aber - wie
andere Beobachtungen ergeben haben - durch massereiche Sterne der Orion-Region
deutlich beeinflusst. Die Winde dieser Sterne gaben dem Nebel seine Form, regten
Sternentstehung in ihm an und brachten auch das Wasserstoffgas auf der Seite des
Nebels zum Leuchten, die Orion zugewandt ist. Dies erklärt den rötlichen Rand
auf der linken Bildhälfte.
Die Sterne dieser Region sind mit einem durchschnittlichen Alter von einer
Million Jahren äußerst jung. Zum Vergleich: Unsere Sonne hat ein Alter von 4,5
Milliarden Jahren. Eine genaue Analyse ihres Alters erlaubte den Astronomen, sie
grob in drei Gruppen zu unterteilen. Die etwas älteren Exemplare befinden sich
links des rötlichen Randes, die jüngeren rechts davon. Letztere bilden auch den
kleinen Sternhaufen innerhalb des Nebels, der für sein Leuchten sorgt. Extrem
junge Sterne, die noch in ihren Kokons aus Staub eingebettet sind, finden sich
noch weiter rechts. Von diesen ist auf diesem Bild keiner zu sehen. Bei
Infrarot- und Radiobeobachtungen wurden aber Dutzenden von ihnen entdeckt.
Aus dieser Altersverteilung - die ältesten Sterne befinden sich in größerer
Nähe zum Orion als die jüngeren - schließen die Astronomen, dass es zu einer Art
Welle von Sternentstehung in dieser Region gekommen sein muss, die von den
hellen Sternen im Himmelsjäger ausging und sich dann durch NGC 1788 ausbreitete.
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