Gasblase im Orion-Nebel entdeckt
Redaktion /
Pressemitteilung der ETH Zürich astronews.com
30. November 2007
Das Sternbild Orion ist wohl eines der bekanntesten
Wintersternbilder. In ihm befindet sich der berühmte Orion-Nebel, ein großes
Sternentstehungsgebiet, der zu den besterforschten Gasnebeln der Milchstraße
gehört. Trotzdem lässt sich hier noch Überraschendes entdecken: Mithilfe des
Röntgenteleskops XMM-Newton fanden Schweizer Wissenschaftler jetzt eine
riesige Gasblase.

Die von den Schweizer Astronomen entdeckte
Gasblase (blau) im Orion-Nebel.
Bild: ETH
Zürich / AAAS / Science [Großansicht] |
Schon im Mittelalter beobachteten arabische Astronomen den Orion-Nebel
und gaben ihm den Namen "Na’ir al Saif", was so viel bedeutet wie "Der Helle im
Schwert". Der Orionnebel ist aufgrund seiner Helligkeit von bloßem Auge sichtbar.
Da er zudem einen beachtlichen Durchmesser von rund 25 hat und mit einer Distanz von
etwa 1.300 Lichtjahre
unserem Sonnensystem relativ nahe ist, gehört er zu den besterforschten Gasnebeln
in unserer Galaxie.
Nun haben Wissenschaftler der ETH Zürich und des Paul Scherrer Institut (PSI)
eine riesige Gasblase entdeckt, die einen beachtlichen Teil
des Nebels ausfüllt.
Die entdeckte Gasblase ist etwa zehn Lichtjahre groß und liegt südwestlich
des bekannten Trapez-Haufens. Sie besteht aus sehr dünnem und heißem Plasma,
also aus ionisiertem Gas, das eine geringe Dichte an Ionen aufweist und deshalb für
Strahlen durchlässig ist. Die Temperatur des Plasmas beträgt etwa zwei Millionen Grad.
Aufgespürt konnte das Forscherteam die Blase, weil diese Röntgenstrahlung
aussendet, die mit dem ESA-Satelliten XMM-Newton nachgewiesen werden
konnte. Da das PSI am Bau von XMM-Newton beteiligt war, wurde den
Forschern Beobachtungszeit garantiert; einen Teil davon setzten diese zur Erforschung
des Orion-Nebels ein.
Heißes Gas wurde auch schon an anderen Orten in der Galaxie beobachtet,
der Nachweis der Glasblase im Orion-Nebel hat die beteiligten Astronomen aber
trotzdem überrascht. Zwar wurden nach älteren Theorie
derartige Gasblasen vermutet, doch deuteten alle Beobachtungen bislang
darauf hin,
dass solche Gase nur von Supernovae oder von großen Gruppen von massiven
Sternen und deren kollidierenden Sternenwinden erzeugt werden.
Der Orion-Nebel hingegen ist Teil einer riesigen, kalten Molekülwolke, in der Tausende von Sternen
entstehen. Er enthält jedoch keine Supernova und wird vor allem von einem
einzigen massereichen Stern, dem Theta 1 Ori C, dominiert. Erstaunlicherweise
scheint dieser Stern alleine für die Gasblase verantwortlich zu sein. Nach
Auswertung ihrer Messdaten vermuten die Astronomen, dass alle Sternentstehungsgebiete
heiße
Plasmen erzeugen können.
Und noch etwas ist den Wissenschaftlern bei Theta 1 Ori C aufgefallen: Der
Stern gibt ständig Gas ab und somit müsste der Druck in der Blase eigentlich steigen.
Die Schweizer konnten aber nachweisen, dass der Druck konstant
bleibt, was bedeutet, dass das Gas der Blase aus der Nebelregion abströmen
muss. Obwohl detaillierte Beobachtungen der Region außerhalb des Nebels noch
ausstehen, vermuten die Astronomen, dass das Gas in eine
benachbarte, ebenfalls heiße Blase im interstellaren Medium strömt.
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