Zuwachs für das deutsche LOFAR-Konsortium
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Excellence Cluster "Universe" astronews.com
8. Juli 2009
Über ganz Europa verteilt entstehen derzeit Stationen des
neuartigen Radioteleskops LOFAR. Auch in Deutschland befinden sich bereits vier
Antennenfelder im Testbetrieb. Für die ab Ende 2010 zu erwartenden Ergebnisse
interessiert sich auch der Münchener Exzellenzcluster Origin and Structure
of The Universe und ist jetzt dem deutschen LOFAR-Konsortium GLOW
beigetreten.

Luftaufnahme der zentralen LOFAR-Station in
Exloo, Niederlande.
Bild: Exzellenzcluster Universe / Astron |
Der Exzellenzcluster "Origin and Structure of the Universe" der Technischen
Universität München tritt dem deutschen Konsortium für das LOFAR-Teleskop bei.
Beim diesjährigen Treffen von GLOW (German Long Wavelength Consortium)
am 3. Juli 2009 unterzeichnete der Exzellenzcluster Universe seine
Mitgliedschaft bei der deutschen LOFAR-Gruppe. Damit können
Clusterwissenschaftler künftig LOFAR-Beobachtungen in ihre Forschung mit
einbeziehen. Das Teleskop wird voraussichtlich Ende 2010 die ersten
wissenschaftlichen Ergebnisse liefern, wenn alle europäischen Einzelanlagen in
Betrieb sind.
Eine der zentralen Forschungsfragen des Exzellenzclusters Universe
beschäftigt sich mit der Entwicklung von Galaxien und Schwarzen Löchern über
Milliarden von Jahren hinweg. Das Radioteleskop LOFAR (Low Frequency ARray for
Radio Astronomy, deutsch "Niedrigfrequenz-Anordnung für Radioastronomie") ist
eines der Instrumente, das Astronomen nutzen werden, um diese Frage zu klären.
Wissenschaftler stoßen damit in unbekanntes Terrain vor, denn LOFAR arbeitet im
bisher weitgehend unerforschten Frequenzbereich zwischen 30 und 250 MHz. Das
Radioteleskop-Array wird vollkommen neue Radiobilder liefern.
Das Deutsche LOFAR-Konsortium (GLOW) besteht seit 2006. Mitglieder dieser
Vereinigung sind die astronomischen Institute der Universitäten Bochum, Bonn und
Köln, das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn, das
Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching, die Jacobs Universität Bremen,
die Sternwarte Hamburg, das Forschungszentrum Jülich, das Astrophysikalische
Institut Potsdam, die Thüringische Landessternwarte Tautenburg und als jüngstes
Mitglied der Exzellenzcluster Universe der TU München.
"Mit der Zugehörigkeit zu GLOW erhalten wir die Möglichkeit einen Bereich des
Universums zu untersuchen, der bisher vollkommen unerforscht war", freut sich
der Astrophysiker Dr. Andrea Merloni, Wissenschaftler am Exzellenzcluster
Universe und Initiator des GLOW-Beitritts. Für Merloni ist es dabei wichtig,
Teil eines Netzwerkes von internationalen Spezialisten zu sein. "Wir kommen nun
an Daten, auf die wir ohne GLOW keinen Zugriff hätten".
Das LOFAR-Projekt wurde 2005 mit finanzieller Unterstützung der
niederländischen Regierung vom Astronomischen Institut ASTRON in Dwingeloo
gestartet. Der niedrige Frequenzbereich des LOFAR-Teleskops ermöglicht es,
kosmische Magnetfelder in der Milchstraße, in Galaxien, in galaktischen und
stellaren Jets sowie Schwarze Löcher und Planeten in anderen Sonnensystemen
aufzuspüren. Die an LOFAR beteiligten Institutionen hoffen, damit die Frage nach
dem Ursprung der Galaxien und Schwarzen Löcher beantworten zu können.
Nach dem Abschluss der Testphase werden erste Ergebnisse ab Ende 2010
erwartet, wenn alle geplanten europäischen Antennenfelder ihren Betrieb
aufgenommen haben. "Niemand kann die Ergebnisse vorhersagen, es wird spannend",
erklärt Merloni. Der Kern der Antennenfelder steht in Exloo, Westfriesland. 54
weitere Stationen verteilen sich spiralförmig über die gesamten Niederlande. Um
mit LOFAR eine Winkelauflösung von mehr als einer Bogensekunde zu erzielen,
werden auch in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Schweden
LOFAR-Stationen errichtet.
In Deutschland befinden sich derzeit vier Stationen im Test: in Effelsberg,
Tautenburg, Potsdam und im oberbayerischen Unterweilenbach. Letztgenanntes
Antennenfeld wird vom Max-Planck-Institut für Astrophysik betrieben, einer
Partnerorganisation des Exzellenzclusters Universe. Wenn alle Anlagen in Betrieb
sind, wird LOFAR die größte über Datenleistungen vernetzte Teleskopanlage der
Welt sein. Was das LOFAR-Teleskop neben seinen wissenschaftlichen Möglichkeiten
auszeichnet, ist seine technische Beschaffenheit: Es ist das erste digitale
Radioteleskop, das keine beweglichen Teile und Motoren benötigt. LOFAR besteht
aus einer großen Anzahl von Antennen, die fest am Boden montiert und in relativ
kleinen Antennenfeldern angeordnet sind. Dies erlaubt einen kostengünstigen
Aufbau und Betrieb der Anlagen.
Die astronomischen Radiowellen werden digital erfasst und das Signal über
breitbandige Datenleitungen zu einer Hochleistungsrechneranlage an der
Universität Groningen übermittelt. Ein Supercomputer verarbeitet alle dort
eingetroffenen Daten zu Bildern. "Wir freuen uns sehr, dass wir nun aktiv die
europäische Radioastronomie durch die GLOW-Mitgliedschaft unterstützen und
warten gespannt auf die ersten Ergebnisse", ergänzt Dr. Andreas Müller,
wissenschaftlicher Manager des Clusters.
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