NASA-Mondsonde sendet erste Bilder
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Universität Münster astronews.com
3. Juli 2009
Die NASA hat jetzt erste Bilder der Mondsonde
Lunar Reconnaissance Orbiter veröffentlicht. Sie zeigen detailliert
eine Region südlich des Mare Nubium. An der Universität Münster hatte man gespannt
auf die ersten Aufnahmen gewartet und ist von deren Qualität begeistert.
Jetzt wollen die Wissenschaftler gleich mit der Auswertung des Bildmaterials
beginnen.

Diese Aufnahme der Kamera LROC an Bord der
NASA-Sonde Lunar Reconnaissance Orbiter zeigt
eine Region in der Nähe des Mare Nubiums.
Bild: NASA / Goddard Space Flight Center
/ Arizona State University [Großansicht] |
Am Donnerstag hat die am 18. Juni 2009 von Cape Canaveral aus gestartete
Sonde Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) die ersten Bilder zur Erde
gesendet. Mit der Mission will die NASA den Mond gründlich erforschen und
dadurch eine bemannte Rückkehr zum Erdtrabanten vorbereiten. Für Prof. Dr.
Harald Hiesinger vom Institut für Planetologie der Universität Münster ein
großartiger Erfolg: "So habe ich den Mond noch nie gesehen, das ist absolut
fantastisch". Hiesinger ist mit einem von sechs Experimenten an Bord von LRO
vertreten (astronews.com berichtete).
Die neuen Bilder wurden nahe dem so genannten "Terminator" aufgenommen, also
der Trennlinie zwischen abgeschatteter und beleuchteter Seite des Mondes. Durch
den dadurch extrem niedrigen Sonnenstand wird die Morphologie der Oberfläche
durch lange Schatten betont.
Nach sechsjähriger Vorbereitungszeit freut sich Hiesinger nun über die ersten
Bilder. "Die neuen hochauflösenden Aufnahmen zeigen die Mondoberfläche in den
Hochländern südlich des so genannten Mare Nubiums, einer der dunklen
vulkanischen Oberflächen auf der südwestlichen Mondvorderseite in nie
dagewesener Detailtreue." An Bord befinden sich mehrere Kameras, unter anderem
eine Weitwinkelkamera und zwei Kameras, die mit Teleobjektiven ausgestattet
sind. Die hochauflösende NAC-Kamera bildet die Oberfläche mit circa 50
Zentimeter pro Bildpunkt ab, die Weitwinkelkamera WAC liefert den Kontext mit
rund 100 Metern pro Bildpunkt.
"Endlich macht sich die harte Arbeit der letzten Jahre bezahlt", so Hiesinger.
"Wir sehen nun kleinste Krater und feinste geologische Strukturen in den
Bildern, die wir in den nächsten Jahren gezielt auswerten werden. Da gibt es
viel zu tun - auch für Studenten", die Hiesinger direkt an den Daten arbeiten
lassen will. "Das ist für viele meiner Studenten und Mitarbeiter eine einmalige
Chance unmittelbar an einer laufenden Mission mitarbeiten zu können,
dementsprechend sind sie auch hoch motiviert" sagt Hiesinger, der als einziger
Deutscher bereits zu Beginn der Mission von der NASA ausgewählt wurde.
Das Team in Münster wird die neuen Bilder unter anderem dazu nutzen, um die
Oberfläche des Mondes genau zu kartieren und deren Alter zu bestimmen. Dabei
nutzen die münsterschen Wissenschaftler eine Methode, die bereits zu
Apollozeiten entwickelt und seitdem kontinuierlich verfeinert wurde. Da eine
Oberfläche immer mehr Krater ansammelt je länger sie dem Meteoritenbombardement
ausgesetzt ist, kann durch Zählen der Krater das Alter der Oberfläche ermittelt
werden.
Die heute von der NASA freigegebenen ersten Bilder zeigen in der Tat eine
Vielzahl an Kratern unterschiedlicher Größe, die Hiesinger und sein Team nun
sofort beginnen werden zu zählen. "Aber natürlich werden wir auch die Polgebiete
genau betrachten. Diese sind besonders interessant, weil man vermutet, dass in
den tiefen Kratern der Polregionen Wasser vorkommen könnte." Da in diese Krater
vermutlich niemals ein Sonnenstrahl dringt, ist es dort sehr kalt, so dass
Wasser dort ausfrieren und über lange Zeit stabil sein kann. "Wasser auf dem
Mond ist natürlich eine ungeheuer wertvolle Ressource für alle zukünftige
Astronauten. Dieses Wasser kann getrunken werden oder als Raketentreibstoff
dienen" erklärt Hiesinger.
Ein weiteres spannendes Thema ist die Auswahl sicherer Landestellen für
zukünftige bemannte Missionen. Die Planetologen aus Münster werden unmittelbar
daran beteiligt sein, die besten Landestellen zu erkunden. "Die heutigen Bilder
sind nur der erste Appetithappen. Im Laufe des nächsten Jahres werden wir viele
Terabytes erstklassiger und spektakulärer Bilder erhalten" sagt Hiesinger. Und
da der Lunar Reconnaissance Orbiter auf dem Weg zum Mond weniger
Treibstoff verbraucht hat als geplant, wird die Mission voraussichtlich fünf
Jahre um den Mond kreisen können.
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