Crash soll Wassersuche ermöglichen
von Stefan
Deiters
astronews.com
13. April 2006
Die NASA, so will es der US-Präsident, soll zurück zum Mond
und von dort zum Mars. So wird derzeit das gesamte NASA-Programm für die neuen
Ziele der Weltraumbehörde umgekrempelt. Wichtig für eine ständige Präsenz von
Menschen auf dem Mond ist die Klärung der Frage, ob es auf dem Erdtrabanten
Wasser gibt. Ein gezielter Crash soll nun helfen, die Frage zu beantworten.
Die Antriebsstufe der Sonde Lunar Reconnaissance Orbiter soll
gezielt in einen Mondkrater gestürzt werden. Bild: NASA
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Im Herbst 2008 will die amerikanische Weltraumbehörde NASA mit dem Lunar
Reconnaissance Orbiter die erste einer ganzen Reihe von Sonden starten, die
unseren Trabanten erforschen und eine Rückkehr von Menschen auf den Mond
vorbereiten sollen. Wenn Astronauten einmal auf den Mond zurückkehren, so will
es das Zukunftsprogramm des US-Präsidenten, sollen sie nicht nur einige Stunden
auf der Mondoberfläche bleiben, sondern mittelfristig eine Basis auf dem Mond
einrichten. Diese könnte dann als Trainings- und Versorgungsstation für eine im
übernächsten Jahrzehnt geplante bemannte Mission zum Mars dienen.
Eine wichtige Frage für die Planung eines permanenten Außenpostens der Erde auf
dem Mond ist aber, ob es auf dem Erdtrabanten Wasservorräte gibt. Diese könnten
sich etwa in dunklen Kratern verbergen, in die kein Sonnenlicht gelangt. Könnte
man nämlich Wasser nutzen, das auf dem Mond vorhanden ist, müsste man das
kostbare Nass nicht teuer von der Erde zum Mond transportieren. Die NASA plant
nun, die Wasserfrage im Rahmen der Mission der Sonde Lunar Reconnaissance
Orbiter auf dramatische Weise zu klären: Der Teil der Sonde, den der Orbiter
zum Verlassen der Erdumlaufbahn benötigte, soll nach Ankunft im Mondorbit
gezielt in einen dunklen Krater am Südpol des Mondes gestürzt werden.
Eine kleine, vom Lunar Reconnaissance Orbiter unabhängige Sonde wird dann
den Einschlag verfolgen und den Staub analysieren, der dabei aufgewirbelt wird.
Dazu soll sie auch durch die entstehende Staubwolke fliegen. Außerdem werden
sich Teleskope auf der Erde an den Beobachtungen beteiligen und nach Anzeichen
für Wasser suchen. Am Ende ihrer Mission soll die Beobachtungssonde dann selbst
zum zweiten Geschoss werden und erneut heftig Mondstaub aufwirbeln.
Die Idee, dass es auf dem Mond Wasser geben könnte, ist nicht neu: So entdeckte
die Sonde Lunar Prospector 1998 erhebliche Mengen Wasserstoff an den
Mondpolen, was von vielen als deutlicher Hinweis auf Wassereis in diesen
Regionen gewertet wurde. Von besonderer Bedeutung war es daher, Gegenden an den
Polen auszumachen, an denen Eis vorkommen kann, etwa in "Kältefallen" am Boden
von Kratern, in die nie ein Sonnenstrahl fällt. Am Südpol wurde man fündig: Hier
gibt es fünf große Krater, deren Boden immer im Schatten liegt.
Schon einmal hat die NASA versucht, durch einen gezielten Crash auf dem Mond die
Frage nach Wasser endgültig zu beantworten: So ließ man Lunar Prospector am 31.
Juli 1999 in einen Mondkrater in der Südpolregion stürzen (astronews.com
berichtete). Teleskope auf der ganzen Welt versuchten nach dem Crash Indizien
für Wasser über der Einschlagstelle auszumachen - ohne Erfolg allerdings. Bleibt
zu hoffen, dass die NASA zehn Jahre später erfolgreicher ist.
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