Wasserdampf in ferner Atmosphäre
von Stefan Deiters astronews.com
12. Juli 2007
Mithilfe des Infrarotteleskops Spitzer glauben
Astronomen jetzt Wasserdampf in der Atmosphäre des Planeten HD 189733b
nachgewiesen zu haben. Eine Alternative zur Erde dürfte die ferne Welt deswegen
aber trotzdem nicht sein: Der Gasriese umkreist seine Sonne in großer Nähe, so
dass in der Atmosphäre Temperaturen von über 1.000 Grad Celsius herrschen
dürften.
Wasserdampf oder nicht? Neueste Spitzer-Daten
sprechen für Wasserdampf in der Atmosphäre von
HD 189733b. Bild: ESA / C. Carreau |
HD 189733b ist für Astronomen kein Unbekannter und auch das
Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer hat den rund 63 Lichtjahre entfernten
Planeten im Sternbild Füchschen nicht zum ersten Mal unter die Lupe genommen.
Der Planet weist nämlich eine Besonderheit auf: Er ist der uns am nächsten gelegene
Transit-Planet. Er schiebt sich also - von der Erde aus gesehen - regelmäßig vor
seine Sonne und verdunkelt diese dadurch ein wenig. Ein Orbit von HD 189733b um
seinen Zentralstern dauert 2,2 Tage.
Dass nun die zahlreichen Untersuchungen von HD 189733b auch für einen relativ
gesicherten Kenntnisstand über die fernen Welt gesorgt hätten, kann allerdings
nicht behauptet werden. So hatte ein Astronomenteam im Februar in Spitzer-Daten
keinerlei Hinweise auf Wasser in der Atmosphäre von HD 189733b gefunden, obwohl
die Wissenschaftler immer wieder davon ausgegangen waren, dass Wasser in der
Atmosphäre von Planeten wie HD 189733b vorhanden sein muss (astronews.com
berichtete). Es handelt sich bei der fernen Welt um einen sogenannten "heißen
Jupiter", also einen Jupiter-ähnlichen Gasriesen, der seine Sonne in großer Nähe umkreist.
Schon damals hatten einige Astronomen vermutet, dass es trotz des
Negativergebnisses Wasser in der Atmosphäre geben müsse, es aber
eventuell unterhalb einer staubigen Wolkenschicht verborgen ist, die selbst kein
Wasser enthält. Doch nun werden die Karten offenbar neu gemischt: Giovanna Tinetti von der Europäischen Weltraumagentur ESA hat - wieder mit
Spitzer -
die, nach eigenen Angaben, besten Indizien dafür entdeckt, dass es tatsächlich
Wasser in der Atmosphäre von HD 189733b gibt.
"Wir sind begeistert, dass wir ganz klare Spuren von Wasser auf einem
Planeten identifizieren konnten, der so weit von uns entfernt ist", so Tinetti,
die auch Hauptautorin eines gerade in Nature erschienenen Artikels ist.
Obwohl Wasser - nach allem was man bislang weiß - für Leben wie wir es kennen
notwendig ist, dürfte sich HD 189733b nicht gerade für die Entstehung von Leben
anbieten: Auf dem Planeten herrscht eine enorme Hitze mit Temperaturen von
deutlich über 1.000 Grad Celsius.
Doch trotzdem, so die Astronomen PR-bewusst, sei die Entdeckung von
entscheidender Bedeutung: "Der Fund von Wasser auf diesem Planeten macht auch
die Existenz von Wasser auf mehr erdähnlichen Planeten im Universum
wahrscheinlicher", meint beispielsweise Sean Carey vom Spitzer Science Center
der NASA am California Institute of Technology. "Ich freue mich schon darauf,
meinen Neffen und Nichten von der Entdeckung zu erzählen."
Spuren von Wasser in der Atmosphäre von extrasolaren Planeten zu finden ist
derzeit "in" - nachdem die Entdeckung eines wirklich erdähnlichen Planeten mit
den aktuell verfügbaren Methoden kaum möglich ist und die Entdeckung eines weiteren
Jupiter-ähnlichen extrasolaren Planeten kaum mehr jemanden begeistern kann. So
hatte schon im April ein Astronomenteam für Aufregung gesorgt, das behauptet
hatte, mit dem Hubble-Weltraumteleskop Wasser in der Atmosphäre von HD
209458b entdeckt zu haben
(astronews.com berichtete).
Wasser in Atmosphären von Exoplaneten kann man versuchen aufzuspüren, wenn
es sich um Transitplaneten handelt. So haben auch Tinetti und ihre Kollegen die
Strahlung der Sonne während eines Vorüberziehens des Planeten vor der
Sonnenscheibe untersucht und sich dabei auf die Strahlung des Sterns konzentriert, die
durch die äußere Atmosphäre des Planeten quasi gefiltert wurde. Dabei stellten
sie fest, dass in drei verschiedenen Wellenlängenbereichen jeweils eine
unterschiedliche Menge an Strahlung vom Planeten absorbiert wurde. Die gefundene Abhängigkeit
von Absorption und Wellenlänge entsprach dabei dem Verhalten von Wasser.
"Wasser ist das einzige Molekül, was dieses Verhalten erklären kann", so
Tinetti. "Um Wasser zu entdecken, ist es am besten, solche Transits im Infraroten
zu beobachten." Das dürfte auch ein Seitenhieb auf die Kollegen sein, die HD
189733b auch mit Spitzer beobachtet und kein Wasser entdeckt hatten. Diese
hatten für ihre Analyse nämlich die Strahlung beim Verschwinden des Planeten hinter seiner
Sonne ausgewertet und nicht - wie Tinetti - einen Transit vor dem Stern.
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