Wassereis und verschüttete Krater
Redaktion / RUB / idw
astronews.com
30. Januar 2006
Über ein Jahr lang mussten die Wissenschaftler warten, bis
das Radarexperiment MARSIS an Bord der Sonde Mars Express endlich seinen
Betrieb aufnehmen konnte. Doch die Geduld hat sich gelohnt: Mithilfe der ersten
Daten von MARSIS wurden jetzt unterirdisches Wassereis und verschüttete Krater
nachgewiesen.
Das MARSIS-Radarexperiment an Bord von
Mars Express ermöglicht die Untersuchung der
Oberflächenschichten des Mars bis in sieben Kilometer Tiefe. Bild: ESA |
Bodenstrukturen in einer Tiefe von bis zu sieben Kilometern haben Forscher
mit dem Radar-Experiment MARSIS (Mars Advanced Radar for Subsurface and
Ionospheric Sounding) während der Mission Mars Express der
Europäischen Weltraumorganisation ESA aufspüren können. So gelang es zum
Beispiel, verschiedene Bodenschichtungen zu unterscheiden und Wassereis im Boden
zu finden. Auch Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum gehörten zu der
internationalen Forschergruppe, die erste Ergebnisse ihrer Datenauswertung
kürzlich im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte.
Auswertungen der ersten Messungen des Experiments MARSIS bestätigen, dass das
Tiefensondierungsradar, welches die Marsoberfläche aus einer Höhe von 250 bis
800 Kilometern vermisst, den Untergrund erstmals bis in eine Tiefe von rund 7
Kilometern topographisch und morphologisch untersuchen kann. So tief gelegene
Strukturen und Schichten waren bislang durch keine anderen Sensoren erkennbar.
Ausgewählte Messreihen zunächst vom 26. Juni, 6. und 9. Juli 2005 zeigten zum
Beispiel in der Umgebung des Nordpols von Mars geschichtete Ablagerungen von
nahezu reinem Wassereis in einer Schichtdicke von ungefähr 1,8 Kilometer über
einer stark reflektierenden Grenzfläche aus basaltartigem Regolith. Es stellte
sich heraus, dass sich diese Schichtstruktur ca. 160 Kilometer entlang der
Flugrichtung des Radars erstreckte. In einem anderen, 50 Kilometer seitlich
versetzten Messbereich war die Struktur nicht mehr zu erkennen.
Zum anderen entdeckten die Forscher in der auf mittleren nördlichen Breiten
liegenden Mars-Tiefebene "Chryse Planitia" eine kreisförmige, nahezu gleichmäßig
verteilte bassinartige Struktur mit einem Durchmesser von rund 250 Kilometern.
Sie nehmen an, dass die Vertiefung von einem Einschlag herrührt und mit Material
aufgefüllt ist, das für die Radarsignale nahezu transparent ist. Es stellt sich
heraus, dass man diese kreisförmige Struktur nicht anhand der Daten erkennen
kann, die vom Mars Orbiter Laser Altimeter (MOLA) über der gleichen
Tiefebene gemessen wurden: Bei optischen Frequenzen dringen Wellen kaum in den
Boden ein.
"Das zeigt, dass MARSIS tatsächlich in der Lage ist, auf der Marsoberfläche
auch bislang versteckte oder begrabene Eisablagerungen und Einschlagkrater zu
finden und als solche zu identifizieren", so Prof. Edenhofer von der
Arbeitsgruppe "Antennen und Wellenausbreitung" des Institut für
Hochfrequenztechnik der Ruhr-Universität. Zweifellos werde die Auswertung der
MARSIS-Radarmessungen noch an zusätzlichem Wert gewinnen, wenn man sie mit den
Daten vergleicht, die die High Resolution Stereo Camera gewonnen hat.
Zurzeit läuft bei MARSIS eine Messkampagne vor allem auf der Nachtseite des
Mars. Die Radarmessungen erfolgen über einen größeren Zeitraum hinweg und sollen
Aufschluss über die als besonders interessant und vielversprechend eingeschätzte
Südpolregion des Planeten geben. "Es ist zu erwarten, dass hierbei MARSIS seiner
Funktion als ein Schlüsselexperiment bei der Suche nach Wasser bzw. Eis auf dem
Mars im Rahmen der Mission Mars Express auch weiterhin in überzeugender
Weise gerecht werden kann", so Edenhofer.
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