Dank eines neuen Bildes des Hubble-Weltraumteleskops
erhielten Astronomen einen eindrucksvollen Blick auf das beginnende
Sterben eines Sterns: Der rund 5.000 Lichtjahre entfernte Sternüberrest
stößt gewaltige Mengen von Material ins All ab und könnte sich in rund
1.000 Jahren zu einem eindrucksvollen Planetarischen Nebel entwickelt
haben.

Hubble-Aufnahme des Nebels OH231.8+4.2. Foto: NASA/ESA &
Valentin Bujarrabal (Observatorio Astronomica Nacional, Spanien) |
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Das neue Bild des Weltraumteleskops zeigt eine Phase im Leben eines Sterns, die
unsere Sonnen noch vor sich hat: Ist der nukleare Brennstoff im Inneren des
Sterns verbraucht, stößt der Stern große Teile seiner äußeren Hülle ab und regt
diese, durch die intensive Strahlung des glühenden Kerns zum Leuchten an. So entstehen
die wohl farbenprächtigsten Objekte im Universum, die so genannten
Planetarischen Nebel. Auf der Hubble-Aufnahme ist zu erkennen, wie durch
Kollision des ausgestoßenen Gases mit anderem Gas gewaltige Schockfronten
entstehen."Dieses neue Bild gibt uns die seltene Gelegenheit die frühe Phase
des Sterbens eines Sterns zu beobachten, der unserer Sonne ähnelt. Zum ersten
Mal können wir die Vorgänge beobachten, die zur Entstehung eines Planetarischen
Nebels führen", erläutert Dr. Raghvendra Sahai vom NASA Jet Propulsion
Laboratory. "Bislang kannten wir diese Geschehnisse nur aus der Theorie und
hatten sie noch nie direkt beobachtet."
Der beobachtete Nebel OH231.8+4.2 wird auch gerne als "Faules Ei"-Nebel
bezeichnet, weil Astronomen in ihm eine Menge Schwefel festgestellt haben, der
für einen bestialischen Gestand sorgen würde, wenn man ihn riechen könnte. Der
Nebel war schon früher einmal von Weltraumteleskop untersucht worden (astronews.com
berichtete). Der dichteste Teil des Nebels besteht aus Material, das nicht vor
allzu langer Zeit vom zentralen Stern ausgestoßen wurde. Dieses Material (im
Bild gelb) entfernt sich vom Zentrum mit Geschwindigkeiten von bis zu eineinhalb
Millionen Kilometern pro Stunde. Der größte Teil der Masse des Originalsterns
befindet sich nun in den Gasstrukturen. Der Stern selbst ist durch Staub im
Zentrum verdeckt.
Ein Team amerikanischer und spanischer Astronomen hat nun untersucht, wie das
hinausgeschleuderte Gas mit dem umliegenden Material (blau) kollidiert. Die
Forscher glauben, dass diese Prozesse die Bildung von planetarischen Nebeln
entscheidend beeinflussen. Durch die hohe Geschwindigkeit des Gases bilden sich
Schockfronten, die das umliegende Gas aufheizen. Computersimulationen haben die
Existenz dieser Schockfronten vorhergesagt, bis jetzt konnte man sie aber noch
nie direkt beobachten.
Bei dieser Aufnahme nutzten die Wissenschaftler spezielle Filter, die nur das
Licht von ionisiertem Wasserstoff- und Stickstoffatomen durchlassen. Auf diese
Weise konnten sie die Bereiche des Gases, die durch Schocks aufgeheizt worden
sind, deutlich unterscheiden. Dieses Gas scheint in einer komplexen
Doppel-Blasen-Struktur angeordnet zu sein. Das meiste Gas, was man heute
beobachten kann, scheint von einem plötzlichen "Ausbruch" vor rund 800 Jahren zu
stammen. In rund 1.000 Jahren, so glauben die Astronomen, wird sich der "Faule
Ei"-Nebel zu einem wunderschönen Planetarischen Nebel entwickelt haben. Der
Nebel hat derzeit eine Ausdehnung von 1.4 Lichtjahren und liegt in rund 5.000
Lichtjahren Entfernung im südlichen Sternbild Puppis oder Hinterdeck.