"Vor rund 15 Milliarden Jahren waren Galaxien viel dichter
zusammen als jetzt", erläutert Giuseppina Fabbiano vom
Harvard-Smithonian-Center für Astrophysik die Bedeutung der aktuellen
Beobachtung für die Erforschung der Frühphase des Universums.
"Kollisionen wie die, die für die Antennen-Galaxien verantwortlich
ist, waren daher viel häufiger als heute und spielen eine wichtige Rolle
für das Aussehen der Galaxien wie wir sie heute vor uns haben."
Die Antennen-Galaxien sind rund 60 Millionen Lichtjahre von der Erde
entfernt und liegen im Sternbild Rabe. Ihr eigentlicher Name ist NGC 4038
und NGC 4039. Durch die Kollision dieser beiden Galaxien entstanden lange
antennen-ähnliche Gasströme, denen sie ihren Spitznamen zu verdanken
haben. Wenn Galaxien zusammenstoßen passiert zunächst einmal nicht viel:
Da sie im wesentlichen aus leerem Raum bestehen, kommt es nur äußerst
selten zu direkten Kollisionen zwischen Sternen der beteiligten Systeme.
Allerdings kann eine Galaxie die andere durch ihre Gravitationskraft auseinanderreißen.
Bei solchen Kollisionen und Verschmelzungen werden zudem Gas- und
Staubwolken komprimiert, was zur plötzlichen Geburt von Millionen Sternen
führt. Die massereichsten unter ihnen explodieren einige Millionen Jahre
später als Supernova und produzieren dabei Gasblasen aus Millionen Grad
heißem Gas, das mit Sauerstoff, Eisen und anderen schweren Elementen
angereichert ist. Wenn sich diese ausdehnenden Gasblasen treffen
verschmelzen sie zu Riesenblasen oder Superbubbles die einen
Durchmesser von bis zu fünftausend Lichtjahren haben können.
Schon früher hatte man in weiten Teilen der Antennen-Galaxien
Röntgenstrahlung entdeckt, doch war man sich bislang nicht sicher, ob
hier auch diese Riesenblasen existieren. Dank des Chandra-Röntgenteleskops
weiß man jetzt nicht nur von der Existenz der Superbubbles,
sondern auch von hellen Röntgenquellen, die auf dem hier gezeigten Bild
als helle Punkte erkennbar sind. Dabei handelt es sich nach Ansicht der
Astronomen um die Überbleibsel der Supernova-Explosionen, also im
Neutronensterne und Schwarze Löcher. Die Strahlung entsteht durch Gas,
das von benachbarten Sternen auf diese kompakten Objekte strömt.
Die Beobachtung von Riesenblasen, Neutronensternen und Schwarzen
Löchern in den Antennen-Galaxien ist für die Wissenschaftler ein
wichtiger Schritt zum Verständnis der Galaxienentwicklung und dem
Zusammenspiel von Galaxienkollisionen, Sternentstehung und
Supernova-Explosionen. "Wir können hier direkt Galaxienentwicklung
beobachten", sagte Andreas Zezas vom Harvard-Smithonian-Center für
Astrophysik. "Über viele Millionen Jahre werden die Riesenblasen die
Galaxie nach und nach mit Sauerstoff und anderen Elementen anreichern und
vielleicht auch Sternentstehung in anderen Regionen anstoßen, was wieder
zu weiteren Supernovae führt. Es ist ein ständiger Kreislauf von
Sternentstehung, Tod und Wiedergeburt."