Ein Schüler, Apophis, BILD und die NASA
von Stefan Deiters astronews.com
17. April 2008
Anfang April berichtete die BILD-Zeitung über einen
13-jährigen Schüler, der einen Fehler in den NASA-Berechnungen zur Bahn des
Asteroiden Apophis gefunden haben will. Die Wahrscheinlichkeit einer Kollision
mit der Erde sei in Wirklichkeit deutlich größer als von der NASA berechnet.
Nachdem auch eine Presseagentur die BILD-Meldung verbreitet hatte, äußerte sich
jetzt die NASA.
Der Asteroid Apophis sorgte mal wieder für ein Rauschen im
Blätterwald. Bild:
NASA / UH / IA
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"Ich hab den Weltuntergang ausgerechnet! ... und die NASA sagt,
ich habe recht", titelte die BILD-Zeitung vor knapp zwei Wochen und berichtete
von einem 13-jährigen Potsdamer Gymnasiasten, der sich für die Bahn des
Asteroiden Apophis interessierte. Dieser Asteroid wird im Jahr 2029 der Erde
sehr nahe kommen (astronews.com berichtete). Kurz nach seiner Entdeckung 2004
hatte man sogar geglaubt, dass der Asteroid die Erde 2029 mit einer
Wahrscheinlichkeit von immerhin 2,7 Prozent treffen wird. Nach weiteren
Beobachtungen stellte sich aber heraus, dass Apophis - oder 2004 MN4 wie er
damals noch hieß - die Erde 2029 sicher verfehlt.
Trotzdem blieb der Asteroid in den vergangenen Jahren im Gespräch: Apophis
kommt nämlich der Erde auch 2036 noch einmal gefährlich nahe. Wie nahe, kann man
noch nicht genau sagen, da der Asteroid 2029 durch seine nahe Passage an der
Erde leicht abgelenkt werden dürfte. Die NASA geht daher zur Zeit von einer
Kollisionswahrscheinlichkeit von 1:45.000 aus.
Nach den Berechnungen des Potsdamer Schülers, die zunächst von der
BILD-Zeitung und am Dienstag von der Nachrichtenagentur Agence France Presse
(AFP) unter Berufung auf den Artikel der Boulevardzeitung verbreitet wurden, ist
die Wahrscheinlichkeit einer Kollision 2036 aber in Wirklichkeit 100-mal größer
als von der NASA vorhergesagt. Offenbar haben inzwischen viele besorgte Menschen
bei der amerikanischen Raumfahrtbehörde nachgefragt, so dass sich die NASA nun
zu einer offiziellen Stellungnahme entschlossen hat.
Das Near Earth Object Program Office am Jet Propulsion
Laboratory der NASA in Pasadena sei nicht, wie in dem Bericht der
BILD-Zeitung behauptet, von dem Schüler kontaktiert worden und würde zudem bei
seiner bisherigen Einschätzung des Apophis-Vorüberfluges im Jahr 2036 bleiben,
schreibt die Raumfahrtbehörde. Die Berechnungen des Schülers würde nämlich davon
ausgehen, dass Apophis 2029 mit einem geostationären Satelliten kollidiert und
dadurch auf einen Bahn gelenkt wird, die eine größere Trefferwahrscheinlichkeit
hat.
Zwar würde sich Apophis 2029 der Erde soweit nähern, dass der Brocken
theoretisch einen geostationären Satelliten treffen könnte, doch befinden sich
diese Satelliten alle in einem Gürtel um den Erdäquator. Apophis wird aber
seinen erdnächsten Punkt in deutlich höheren Breitengraden weit vom Äquator
entfernt erreichen. Und selbst wenn der Asteroid einen Satelliten treffen würde,
wäre der Effekt vergleichbar mit einer Mücke, die eine Windschutzscheibe trifft
und hätte kaum die Auswirkungen, die der Schüler in seinen Berechnungen
angenommen hat.
Die NASA bleibt somit bei ihrer Einschätzung einer Trefferwahrscheinlichkeit
von 1:45.000. Mit weiteren Beobachtungen im nächsten Jahrzehnt dürfte sich diese
sehr wahrscheinlich auf Null reduzieren, so die NASA auf ihrer Apophis-Webseite.
Die Amerikaner stehen mit ihren Berechnungen nicht allein: Ein Team
italienischer Wissenschaftler hat die Apophis-Annäherungen unabhängig
durchgerechnet, berichtet das britische Wissenschaftsmagazin New Scientist.
Die Ergebnisse decken sich mit den NASA-Zahlen.
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