Lange Nächte und der Winteranfang
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2019
Im Dezember beginnt offiziell der Winter, entsprechend
präsentieren sich in den langen Nächten auch die typischen Sternbilder dieser
Jahreszeit. Venus ist Abendstern, hat ihre Glanzzeit aber noch vor sich, Mars
und Merkur zeigen sich am Morgenhimmel. Zur Monatsmitte könnten
Sternschnuppenfreunde auf ihre Kosten kommen - dann sind die Geminiden aktiv.
Blick nach Südwesten am frühen Abend des 28. Dezember 2019:
Zur schmalen Sichel des Mondes hat sich die Venus gesellt. Der
helle Stern oben rechts ist Altair, der Hauptstern des
Sternbilds Adler. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Im Dezember sind die Nächte am längsten. Dass man das derzeit
vielleicht gar nicht so wahrnimmt, dürfte an den vielen weihnachtlichen Lichtern
liegen, die vielerorts den Blick auf die "natürlichen" Lichter hoch oben am
Nachthimmel erschweren. Dort dominieren inzwischen eindeutig die Sternbilder des
Winters: Schaut man Mitte Dezember gegen Mitternacht an den süd-östlichen
Sternenhimmel, kann man etwa das sogenannte Wintersechseck [Findkarte]
in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den Sternen Prokyon im
Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier,
Rigel im Orion und Sirius im Großen Hund.
Das Sternbild Orion ist am nächtlichen Himmel kaum zu
übersehen und auch für Astronomen äußerst interessant: Im "Schwert" des Orion,
das sich unter den drei Sternen des Oriongürtels befindet, ist schon mit bloßem
Auge ein äußerst aktives Sternentstehungsgebiet erkennbar, der Orionnebel. Der
Nebel ist rund 1.350 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von
etwa 30 Lichtjahren. Durch Beobachtungen der jungen und gerade entstandenen
Sterne können Astronomen viel über die Geburt von Sonnen und ihre frühe
Entwicklung lernen.
Das Sternbild hat aber noch mehr zu bieten: Etwa Beteigeuze,
auch Alpha Orionis genannt, den linken Schulterstern des Orion und Hauptstern
des Sternbilds. Der Name Beteigeuze entstand durch die Übertragung des aus dem
Arabischen stammenden Sternnamens ins Lateinische. Die arabische Bezeichnung
tauchte bereits im "Buch der Konstellationen der Fixsterne" des arabischen
Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi auf, der von 903 bis 986 lebte. Der arabische
Name bedeutet wohl so viel wie "Hand des Orion".
Beteigeuze dürfte rund 13.000-mal heller leuchten als unsere Sonne und einen
Durchmesser aufweisen, der den unserer Sonne um das 500- bis 800-Fache
übersteigt. Beteigeuze ist somit ein Riesenstern und Astronomen glauben, dass er
in nicht allzu ferner Zeit als Supernova explodieren wird. Glücklicherweise ist
Beteigeuze einige Hundert Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass uns ein
solches Ereignis nicht gefährlich werden kann.
Freunde von Meteoren wissen, dass es auch im Dezember einen bekannten
Sternschnuppenstrom zu sehen gibt: Zwischen dem 7. und dem 17. Dezember machen
sich die sogenannten Geminiden bemerkbar. Die Geminiden haben
ihren Namen - wie alle Sternschnuppenströme - von dem Sternbild, aus dem sie zu
kommen scheinen, in diesem Fall also aus dem Sternbild Zwillinge. Wer das
Wintersechseck am Himmel schon aufgespürt hat, sollte im Sternbild Zwillinge
also vielleicht noch etwas länger verweilen, vielleicht sieht er eine
Sternschnuppe.
Die Geminiden lassen sich übrigens ausnahmsweise einmal nicht auf einen
Kometen zurückführen, sondern auf den Asteroiden 3200 Phaethon. Das Maximum der
Geminiden wird für die Nacht vom 13. auf den 14. Dezember erwartet. Die Geminiden
sind die ganze Nacht über zu sehen.
Außerdem sind in der zweiten Monatshälfte
die Ursiden aktiv, deren Radiant im Kleinen Bären liegt. Sie
gehen auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Ihr Maximum wird für die Nacht vom 22.
auf 23. Dezember erwartet. Allerdings ist hier nur mit einer Handvoll
Sternschnuppen zu rechnen, bei den Geminiden können es einige Dutzend sein.
Bei den Planeten erobert sich unser Nachbarplanet Venus
- zunächst im Schützen, dann im Steinbock - langsam ihre Position als Abendstern
zurück, hat ihre Glanzzeit allerdings noch vor sich. Unser anderer Nachbar im
Planetensystem, der Mars, ist hingegen am Morgenhimmel zu
sehen. Er findet sich im Dezember in den Sternbildern Jungfrau und Waage.
Jupiter ist aktuell nicht zu sehen, Saturn nur
kurz am Abend und auch dies nur bis zur Mitte des Monats. Der sonnennächste
Planet Merkur kann im ersten Monatsdrittel am Morgenhimmel
beobachtet werden.
Wer übrigens von der Dunkelheit trotz der weihnachtlichen Lichter und des
eindrucksvollen Sternenhimmels schon genug hat, kann sich freuen: Mit dem
offiziellen Winteranfang am 22. Dezember um 5.19 Uhr MEZ
hat die Sonne den tiefsten Punkt
ihrer Bahn erreicht und die Nächte werden fortan wieder kürzer.
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