Supernova-Überrest in Bewegung
von
Stefan Deiters astronews.com
3. September 2019
Vor rund 20 Jahren startete das NASA-Röntgenteleskop
Chandra ins All und visierte als erstes Objekt den Supernova-Überrest
Cassiopeia A an. Nun hat das Chandra-Team einen Film veröffentlicht,
der die Beobachtungen des Überrestes von 2000 bis 2013 zusammenfasst. Deutlich
sind darauf Veränderungen der Struktur von Cassiopeia A zu sehen.

Cassiopeia A in einer Aufnahme, die aus Daten von Chandra, von
Hubble und bodengestützter Teleskope zusammengestellt wurde.
Bild:
NASA/CXC/SAO (Röntgen), NASA/STScI (Optisch) [Großansicht] |
Cassiopeia A ist der Überrest einer Sternenexplosion in rund 11.000
Lichtjahren Entfernung, die man wohl um das Jahr 1680 herum auf der Erde hätte
sehen müssen. Ob der Explosionsort allerdings zu sehr durch dicke galaktische
Gas- und Staubwolken verdeckt gewesen war und das Aufleuchten der Supernova
deswegen vielleicht gar nicht bemerkt wurde, ist umstritten. Der britische
Astronom John Flamsteed beobachtete jedenfalls m 16. August 1680 einen Stern und
katalogisierte ihn als 3 Cassiopeiae. Man konnte diesen Stern später keinem
vorhandenen Stern mehr zuordnen - eventuell hat es sich also um das Aufleuchten
der Supernova gehandelt.
Supernovae spielen in der Entwicklung von Galaxien eine wichtige Rolle, weil
sie das intergalaktische Medium zum einen mit schweren Elementen anreichern und
zum anderen Gas komprimieren und dadurch die Entstehung neuer Sterne anregen
können. Das Weltraumteleskop Chandra beobachtet nicht im sichtbaren
Bereich des Lichts, sondern im Röntgenbereich und kann daher ungestört auf den
Supernova-Überrest schauen.
Chandra wurde von der US-Raumfähre Columbia im Juli 1999
ausgesetzt und hat am 19. August 1999 die ersten Beobachtungen von Cassiopeia A
gemacht, die dann am 26. August 1999 veröffentlicht wurden (astronews.com
berichtete). Die Mission des Weltraumteleskops sollte ursprünglich fünf
Jahre dauern, wurde aber immer wieder verlängert und ist bis heute aktiv. In den
vergangenen Jahren hat das Teleskop auch immer wieder Cassiopeia A anvisiert.
Zum 20-jährigen Jubiläum des ersten Blicks von Chandra auf
Cassiopeia A wurde nun ein Film veröffentlicht, der die Röntgenbeobachtungen aus
den Jahren 2000 bis 2013 zusammenfasst. Im Röntgenbereich ist vor allem das
extrem heiße Gas des Supernova-Überrestes zu sehen. Die Bilder wurde außerdem
mit Daten des Weltraumteleskops Hubble ergänzt.
In der Bildfolge sind eindrucksvoll die Veränderungen in der Struktur des
Supernova-Überrestes zu sehen, der sich noch immer mit hoher Geschwindigkeit
ausdehnt. Es kommt nicht häufig vor, dass man innerhalb eines Menschenlebens so
deutliche Veränderungen bei einem kosmischen Objekt erkennen kann. Die blauen
Bereiche am Rand des Überrests markieren die sich mit mehreren Millionen
Kilometern pro Stunde ausbreitende Stoßwelle der Explosion.
Ein weiteres Überbleibsel der Explosion ist leicht zu übersehen: Im Zentrum
des Nebels findet sich ein Neutronenstern, der sich allerdings nicht - wie etwa
sein Pendant im Krebs-Nebel oder der Vela-Pulsar - schnell um seine eigene Achse
dreht und auch nicht von einer magnetisierten Wolke aus Elektronen umgeben ist.
Der Neutronenstern im Zentrum von Cassiopeia A ist sehr unauffällig.
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