Anflug auf den Gasriesen Jupiter
von Stefan Deiters astronews.com
10. Juni 2016
Anfang Juli soll die NASA-Sonde Juno den Gasriesen Jupiter
erreichen und in eine polare Umlaufbahn um den Planeten einschwenken. Etwas mehr
als 17 Millionen Kilometer vom Ziel entfernt bereitet sich das Team gegenwärtig
auf die Ankunft vor. Die Sonde soll neue Daten über das Innere des Gasplaneten
und damit auch über die Geschichte des Sonnensystems liefern.

Die NASA-Sonde Juno soll im Juli den Jupiter
erreichen.
Bild: NASA / JPL [Großansicht] |
Gestern war die NASA-Sonde Juno noch rund 17,8 Millionen Kilometer von ihrem
Ziel, dem Gasriesen Jupiter, entfernt, den sie in der Nacht vom 4. auf den 5.
Juli erreichen soll. Dann wird die Sonde ihr Haupttriebwerk für 35 Minuten
zünden und sie dadurch so abgebremst, dass sie auf eine polare Umlaufbahn um den
Planeten gerät.
"Die Entfernung zwischen Juno und Jupiter verringert sich gegenwärtig um fast
sieben Kilometer pro Sekunde", so Scott Bolton, der verantwortliche
Wissenschaftler für Juno vom Southwest Research Institute. "Aber die
Anziehungskraft von Jupiter zieht an uns jeden Tag stärker an. Bei der Ankunft
werden wir etwa das Zehnfache dieser Geschwindigkeit erreicht haben - fast 70
Kilometer pro Sekunde. Mit dem Triebwerk müssen wir dann 'auf die Bremse treten', um in einen Orbit
zu gelangen."
Das Juno-Team nutzt die Zeit bis zur Ankunft dafür, jeden einzelnen Schritt des
Manövers zum Eintritt in eine Jupiterumlaufbahn noch einmal durchzugehen. Dabei
versuchen die Experten auch Szenarien zu identifizieren, mit denen die Sonde
unter Umständen konfrontiert werden könnte. Noch ist es nämlich möglich,
Änderungen bei den Abläufen zu programmieren. Aktuell wird beispielsweise
gerade ein Szenario untersucht, bei dem sich die Sonde in den Safe-Mode versetzt
hat und anschließend wieder in den Normalbetrieb wechseln muss.
"Wir sind zur Vorbereitung auf die Ankunft in der letzten Test- und
Begutachtungsphase für die Abfolge von Manövern beim Eintritt in den
Jupiterorbit", erklärt Rick Nybakken, der Projektmanager für Juno am
Jet
Propulsion Laboratory der NASA. "Während des gesamten Projekts haben wir nach
wahrscheinlichen, unwahrscheinlichen und sehr unwahrscheinlichen Ereignissen
gesucht. Jetzt schauen wir uns extrem unwahrscheinliche Szenarien an, mit denen
wir während des Eintritts in den Orbit konfrontiert werden könnten."
Juno wurde am 5. August 2011 gestartet und soll den größten Planeten des Sonnensystems
insgesamt 33 Mal auf einer polaren Umlaufbahn umrunden. Die Sonde wird sich dabei
der Wolkendecke des Gasriesen alle zwei Wochen auf bis zu 5.000 Kilometer nähern.
Dabei wird Juno auch durch die Wolkendecke blicken und die Polarlichter des
Planeten studieren.
Von Juno erhoffen
sich die Astronomen neue Informationen über Jupiter, insbesondere über seine Atmosphäre, seinen inneren Aufbau und
sein Magnetfeld. Ein Ziel ist es beispielsweise herauszufinden, ob der Gasriese
in seinem Zentrum tatsächlich über einen festen Kern verfügt. Dies würde dann
auch wichtige Hinweise auf die Entstehungsgeschichte des Planeten liefern, was
auch Einblicke in die Frühphase der Entstehung des Sonnensystems und der anderen
Planeten erlauben würde.
Juno ist die erste Sonde, die zu einem Planeten jenseits des
Asteroidengürtels geschickt wird, die zur Energieversorgung allein auf
Solarzellen setzt.
Bislang wurden in diesen Regionen ausschließlich Sonden
eingesetzt, die über eine Radionuklidbatterie verfügten, also die Elektrizität
aus der Wärme produzierten, die beim Zerfall von radioaktivem Plutonium
entsteht. Moderne Solarzellentechnologie mit einer höheren Effizienz, sowie
energiesparende Instrumente und Steuerungstechnik haben es nun erlaubt, auch in
dieser Entfernung von der Sonne allein auf Solarzellen zu setzen.
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