Hinweise auf Wasser in jüngster Vergangenheit?
von Stefan Deiters astronews.com
28. April 2014
Wissenschaftler glauben, auf dem Mars Hinweise auf
Schmelzwasser gefunden zu haben, das noch vor geologisch kurzer Zeit für
Landschaftsveränderungen auf dem Planeten gesorgt haben muss. Sie entdeckten
nämlich charakteristische Abflussspuren in einem Krater, der erst vor rund
200.000 Jahren entstanden sein dürfte.

Schuttströme auf
dem Mars (oben und links) sowie auf Spitzbergen.
Bild: NASA/JPL/UofA for HiRISE /
Göteborgs universitet [Großansicht] |
Geröll, Gestein, Schutt und Wasser ist manchmal eine gefährliche Mischung: Wenn
sich dieses Gemisch nämlich an einem Abhang befindet, kann es instabil werden
und als mächtiger Schuttstrom ins Tal rauschen. Das Abrutschen ganzer Hänge hat
in der Vergangenheit in verschiedenen Regionen immer wieder zu zahlreichen Toten
und Verletzten geführt. Wenn die Masse aus Steinen, Kies, Erde und Wasser
schließlich zum Halten kommt, bilden sich ganz typische Ablagerungen.
Andreas Johnsson von der Universität im schwedischen Göteborg hat solche
Strukturen genauer untersucht - mithilfe von Luftbildaufnahmen entsprechender
Schuttströme auf Spitzbergen und durch die gründliche Auswertung von Bildern,
die Marssonden vom Roten Planeten gemacht haben. Auch hier zeigen sich nämlich
an vielen Orten charakteristische Rinnen und Strukturen, die gern mit flüssigem
Wasser in Verbindung gebracht werden - obwohl natürlich im Falle des Mars eine
sichere Aussage über die Ursache dieser Strukturen schwierig ist.
"Unsere Arbeit auf Spitzbergen hat unsere Interpretation der Ablagerungen auf
dem Mars bestätigt", zeigt sich Johnsson überzeugt. "Was uns allerdings
überrascht hat, ist, dass der Krater, in dem es zu diesen Schuttströmen gekommen
ist, so jung war." Der Krater hat, so ergab eine Analyse der Wissenschaftler,
ein Alter von gerade einmal 200.000 Jahren. Er entstand damit deutlich nach dem
Ende der jüngsten vermuteten Eiszeit auf dem Roten Planeten vor rund 400.000
Jahren.
"Abflussrinnen sind auf dem Mars recht häufig, doch die bislang untersuchten
Strukturen waren deutlich älter und dürften mit der jüngsten Eiszeit auf dem
Mars in Verbindung stehen", erklärt Johnsson. "Der Krater in unserer Studie ist
zu jung, um von den damaligen Umweltbedingungen beeinflusst sein zu können. Das
deutet darauf hin, dass diese Schmelzwasserprozesse, durch die die Ablagerungen
entstanden sind, auch in jüngerer Zeit noch sehr effektiv waren."
Der untersuchte Krater befindet sich in den mittleren Breiten auf der
Südhalbkugel des Mars. Er entstand in den Ausläufern eines größeren, älteren
Kraters, der sich offenbar in einem feuchteren oder eishaltigen Untergrund
gebildet hatte.
"Mein erster Gedanke war daher, dass das Wasser, das für die Ablagerungen
verantwortlich ist, aus Eis in dem Auswurfmaterial des älteren Kraters stammt",
so Johnsson. Allerdings fanden die Forscher auf den Bildern keine entsprechenden
Hinweise darauf. "Es ist daher sehr viel wahrscheinlicher, dass es aus einer
schmelzenden Schneedecke stammt, die existierte, als die Bedingungen dort die
Entstehung von Schnee ermöglichten", vermutet Johnsson.
Über ihre Studie berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Icarus.
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