Unterstützer für "Skyglow Berlin" gesucht
von Stefan Deiters astronews.com
3. Juli 2013
Zwei Berliner Wissenschaftler suchen auf der
deutschsprachigen Crowdfunding-Plattform Sciencestarter Unterstützer
für ihr Projekt Skyglow Berlin. Die Forscher wollen für Schulen in
Berlin und Brandenburg Lichtmessgeräte zur Bestimmung der Lichtverschmutzung
anschaffen, um so mehr Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Aber auch die
Unterstützer selbst sollen einbezogen werden.
Das Internet ermöglicht einen ganz neuen Ansatz bei der Durchführung und
Finanzierung von wissenschaftlichen Projekten: Interessierte in aller Welt
können am heimischen Computer mithelfen, Galaxien zu klassifizieren, nach Signale von
Außerirdischen zu fahnden oder Pulsare aufzuspüren. Oft ermöglicht die Mithilfe
vieler Freiwilliger erst die Durchführung von Projekten, die für die Wissenschaftler allein
nicht zu bewerkstelligen gewesen wären.
Inzwischen gibt es auch noch eine andere Form der Beteiligung der
Öffentlichkeit an Forschungsprojekten, nämlich das sogenannte Crowdfunding.
Wissenschaftler versuchen dabei, abseits der normalen Fördermöglichkeiten,
direkt Gelder für ihr Vorhaben zu sammeln. Auf speziellen Internetplattformen
stellen sie dazu ihr Projekt vor. Wenn ausreichend Geld zusammenkommt, werden
die Mittel ausgezahlt. Wird ein zuvor festgelegter Minimalwert hingegen nicht
erreicht, erhalten alle ihr Geld zurück.
Der kanadische Physiker Christopher Kyba von der Freien Universität Berlin
beschäftigt sich seit einiger Zeit mit der immer weiter zunehmenden
Lichtverschmutzung. Auf der deutschsprachigen Crowdfunding-Plattform
Sciencestarter sucht er, zusammen mit seiner Kollegin Annette Krop-Benesch,
Unterstützer für das Projekt Skyglow Berlin. In einem ersten Schritt
hoffen die Forscher 5.000 Euro zu sammeln, um für vier Schulen in der Region
Berlin-Brandenburg festinstallierte sowie transportable Lichtmessgeräte zu
erwerben.
Beide Wissenschaftler arbeiten beim Projekt "Verlust der Nacht" mit, das sich
interdisziplinär mit den Folgen der Lichtverschmutzung auseinandersetzt (astronews.com
berichtete wiederholt). Die zunehmende Helligkeit in den bewohnten Regionen
der Erde ist nämlich nicht nur für Sternenfreunde ein Problem, sondern kann auch
Folgen für die Natur haben, etwa für nachtaktive Tiere. Doch viele Menschen sind
sich dieser Problematik nicht bewusst, da sie gar nicht wissen, was ihnen durch
die allgegenwärtige künstliche Beleuchtung verlorengeht.
Kyba weiß dies aus eigener Erfahrung: Aus dem Garten seines Elternhauses beobachtete er Sterne, Satelliten und Meteoritenschauer, doch "der Skyglow aus Edmonton überstrahlte unseren Blick auf den nördlichen Himmel. Dank
schlecht designter Beleuchtungsanlagen ist die Milchstraße von dort aus nicht
mehr sichtbar - und das, obwohl meine Heimatstadt nur ungefähr 10.000 Einwohner
hat", schreibt er auf der Webseite des Projektes. In Philadelphia, wo er später
arbeitete, war der Himmel sogar so durch Licht verschmutzt, dass nicht einmal die Sterne des
Großen Wagens zu erkennen waren.
"Nun arbeite ich an der Freien Universität Berlin, wo ich als einer der ersten
Menschen weltweit hauptberuflich über Lichtverschmutzung forsche", so Kyba. Er
hofft nun, durch sein Sciencestarter-Projekt mehr Menschen für dieses
Thema sensibilisieren zu können. Dazu sollen sich Schülerinnen und Schüler in Schulen in Berlin
und Brandenburg aktiv an den Messungen beteiligen. Für die 5.000 Euro, die Kyba
für das Projekt als Minimalsumme angesetzt hat, sollen vier Schulen mit
festinstallierten Lichtmessgeräten ausgestattet und zudem noch 20 transportable
Lichtmessgeräte angeschafft werden. Kommt mehr Geld zusammen, ist der Kauf
weiterer Lichtmesser geplant.
Doch auch die Unterstützer des Projektes sollen die Chance erhalten mitzumachen.
Unter allen Unterstützern, die mindestens fünf Euro spenden, werden einige
Lichtmessgeräte mit Anleitung verlost. Je mehr gespendet wurde, desto höher ist
die Chance, aktiv mitmessen zu können. Es gibt, je nach Spendenhöhe, auch
weitere kleine "Dankeschöns", die auf der
Webseite des Projekts aufgeführt sind.
Hier findet sich auch eine ausführliche Beschreibung des Vorhabens und ein Video
über Skyglow Berlin.
Um die 5.000 Euro zu sammeln, bleiben Kyba und Krop-Benesch nur noch eine Woche
Zeit. Bis heute wurden insgesamt 1.607 Euro gespendet. Das anvisierte Ziel ist
also noch zu erreichen. Auch wer das Projekt gut findet, aber Zweifel hat, dass
die erforderliche Summe zusammenkommt, sollte sich nicht von einer Unterstützung
abhalten lassen: Verfehlt Skyglow Berlin das angestrebte Ziel, erhalten
alle Spender ihr Geld zurück - doch so weit muss man es ja gar nicht kommen
lassen.
Update (10. Juli 2013): Skyglow Berlin hat die minimal
notwendigen 5000 Euro bereits einen Tag vor Ende erreicht. Das Projekt kann
also starten.
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